Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)
Schutz ihrer eigenen Hände, hatte sie
davon vorsorglich mehrere Tiegel in Edans Wäschekammer deponiert.
Denn nach einem Tag Wäsche waschen, waren ihre Hände oft
aufgequollen, ausgetrocknet, rissig und spröde. Würde sie sie nicht
regelmäßig mit dieser selbstgemachten Creme pflegen, wären ihre
Hände ständig schmerzhaft entzündet.
Vorsichtig wärmte sie
einen großen Klecks Creme in ihren Händen an und musterte dabei
aufmerksam Edans Rücken. Aus der Nähe betrachtet sahen seine Narben
noch furchteinflössender aus. Sie leuchteten in allen Schattierungen
– von blassrosa bis dunkelrot. Die blassen Narben waren meist gut
verheilt, die dunkleren waren an den Rändern ausgefranst, schlecht
zusammengewachsen und noch schlechter verheilt.
Cara verbiss sich jeden
Kommentar und obwohl sie ihre Hände mit äußerster Vorsicht auf
seine Schulterblätter legte, spürte sie, wie sich Edans Muskeln
unter ihr verkrampften. Er sagte kein Wort, doch Cara wusste
instinktiv, dass es für ihn schwierig und ungewohnt war, Berührungen
auf seinem zerschundenen und schmerzempfindlichen Rücken zuzulassen.
Schweigend machte sich
Cara ans Werk. Langsam verteilte sie ihre selbstgemachte Creme auf
seinem Rücken, übte dabei nur soviel Druck aus wie notwendig und
tupfte die Creme notfalls vorsichtig in die tieferen Furchen.
Zufrieden bemerkte sie,
wie die Anspannung allmählich aus Edans Körper wich. Keiner von
beiden sagte ein Wort. Die Stille im Zimmer war dennoch nicht
unangenehm. Nur das Rascheln der Laken und das Gleitgeräusch ihrer
Hände auf seiner Haut waren zu hören. Sanft massierte Cara die
Creme in seine Narbenhaut ein, die mit der Zeit tatsächlich weicher
und geschmeidiger wurde. Sie warf einen vorsichtigen Blick auf Edan.
Den Kopf hatte er seitlich aufs Kissen gelegt, seine Augen waren
geschlossen, die Gesichtszüge entspannt und gelöst. Cara lächelte
zufrieden in sich hinein. Es war unverkennbar, dass er mittlerweile
keine Schmerzen mehr hatte, sondern nur noch genoss, was ihre Hände
mit ihm taten. Wagemutig weitete sie ihre Massage langsam aus. Seine
Arme lagen angewinkelt neben seinem Körper und so bezog sie diese
kurzerhand mit ein.
Als sie über seine Arme
strich, entwich Edan ungewollt ein wohliges Seufzen. Gott, was hat
sie nur für wunderbare Samthände!, dachte
er und erschauerte unter der Gänsehaut, die ihre Hände auf
der Rückseite seiner Oberarme hervorriefen. Er hatte bislang keine
Ahnung gehabt, wie gut es sich anfühlte, wenn man ihn dort berührte.
Ihre Hände waren warm und weich und schienen genau zu wissen,
wieviel Druck sein Rücken und seine Narben ertragen konnten. Edan
hasste die morgendliche Steifheit seines Narbengewebes. Jede
schnelle, unbedachte Bewegung war eine Qual und wurde sofort mit
schmerzhaftem Nervenflimmern bestraft. In der Regel brauchte er eine
halbe Stunde, um seine Narben mit vorsichtigen Bewegungen zu dehnen,
aufzuwärmen und wieder so weich zu machen, dass er sich schmerzfrei
bewegen konnte.
Unter ihren Händen
verschwand diese Steifheit jedoch innerhalb von Minuten. Ihre
Morgenmassage gefiel ihm ausnehmend gut. Er hätte nichts dagegen,
wenn sie ihn jeden Morgen so verwöhnen würde . Obwohl Edan sich sicher war, dass er sich mittlerweile wieder
schmerzfrei bewegen konnte, machte er keinerlei Anstalten Cara
Einhalt zu gebieten. Stattdessen genoss er schweigend die wohlige
Wärme, die ihre Hände in ihm hervorriefen und die ihn so herrlich
entspannte.
Er erschauerte, als ihre
Hände sanft seine Handinnenflächen zu massieren begannen. Jeder
einzelne seiner Finger wurde von ihr liebevoll umschlossen und
massiert. Unbewusst hielt er ihre Finger für eine Sekunde mit den
seinen gefangen.
Edan konnte sich nicht
erinnern, wann er sich das letzte Mal so wohl gefühlt hatte. Er war
wunderbar entspannt und gleichzeitig so lebendig, dass er jede Faser
seines Körpers ausmachen konnte – selbst seine Haarspitzen
schienen zu prickeln. Caras bloße Gegenwart schaffte mit
Leichtigkeit, wozu er sonst den tödlichen Nervenkitzel des
Kartenspiels brauchte. Er versuchte sich zu erinnern, wann er sich
das letzte Mal so zufrieden gefühlt hatte. Dazu müsste er
allerdings tief in seiner Vergangenheit kramen, was ihm jedoch ganz
und gar widerstrebte. Er wollte die Dämonen der vergangenen Nacht
nicht erneut heraufbeschwören.
Unwillkürlich atmete er
tiefer durch und ärgerte sich sogleich darüber, denn Caras Hände
hatten aufgehört ihn zu streicheln. Mehr als alles auf der
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