Wenn die Sinne erwachen - Teil 3
Chandler einzulassen, um die Krake zur Strecke zu bringen.
Prieur wurde aus diesem kühlen Engländer, der sich lässig in den großen Besuchersessel zurückgelehnt hatte, einfach nicht schlau. Dieser Mann hatte eine furchteinflößende Aura und sein Ruf als Spielhöllenbesitzer und Revolvermann war nicht minder verheerend.
Mit seiner feinen, eleganten Kleidung und den perfekten Manieren wirkte er wie eine Mischung aus englischem Lord und gefährlichem Teufel.
Nur mit Mühe hatte sich Prieur von seinen Parteifreunden dazu überreden lassen, sich im Kampf gegen Dale Gordon mit Edan Chandler zu verbünden. Frei nach dem Motto: Der Feind meines Feindes ist mein Freund.
Prieur hatte gute Gründe dafür Chandler mit größtem Misstrauen zu begegnen. Chandler konnte ihm und seinem Amt großen Schaden zufügen. Prieur fürchtete um seine Glaubwürdigkeit und seinen guten Ruf, wenn bekannt würde, dass er ausgerechnet mit Chandler gemeinsame Sache machte. Prieur war bekannt dafür, dass er alle Spielhöllen in New Orleans lieber heute, als morgen schließen würde. Seiner Meinung nach waren die Casinos und Bordelle die Wurzel allen Übels in dieser lasterhaften und sündigen Stadt.
Prieur war ein Mann, der bei den Bürgern hochangesehen und sehr beliebt war. Nach seinem Amtsantritt hatte er tatsächlich wahr gemacht, was er im Wahlkampf vollmundig angekündigt hatte: Er war mutig und beherzt gegen die verheerenden Missstände in der Stadt vorgegangen.
Trotz seiner relativ kurzen Amtszeit konnte er bereits beeindruckende Erfolge vorweisen: Gegen alle Widerstände hatte er eine Müllgebühr eingeführt, damit die Straßen und Rinnsteine im Zentrum und im Hafen von New Orleans nicht vollends in Dreck und Gestank versanken.
Er hatte marode Straßen und Brücken renovieren lassen und er hatte mehr Hilfssheriffs eingestellt, um die Sicherheit in der Stadt zu erhöhen. Die Zahl der Brände, Überfälle, Plünderungen und Morde, die meist von entflohenen Sklaven begangen wurden, war deutlich zurückgegangen. Viele der flüchtigen Sklaven, die in den umliegenden Sümpfen Zuflucht gefunden hatten, trauten sich immer seltener in die Stadt.
Prieur dämmte den illegalen Sklavenhandel ein und ließ erbarmungslos Steuern eintreiben. Das Einzige, woran sich auch Prieur seit Monaten erfolglos die Zähne ausbiss, war der Versuch, ein rigoroses Glücksspielverbot durchzusetzen. Zu seinem Leidwesen wurde dieses Anliegen vom Stadtparlament immer wieder abgeschmettert.
Zum einen zog es viele Stadtväter selbst in die unzähligen Lasterhöhlen der Stadt, und zum anderen hatte dieser verdammte Edan Chandler seine Finger im Spiel!
Prieur konnte es dem smarten Spielhöllenbesitzer zwar nicht nachweisen, aber er war sich absolut sicher, dass dieser aalglatte Engländer, der sich gerade höflich lächelnd mit ihm verbündet hatte, keinerlei Skrupel kannte, und hinter seinem Rücken eiskalt Geld und Einfluss geltend machte, um dieses verfluchte Glücksspielverbot immer wieder zu verhindern.
Ausgerechnet mit diesem Mann musste er jetzt eine Allianz bilden, um diesen weißen, brutalen Teufel, namens Dale Gordon, unschädlich zu machen.
Wollte Prieur größeren Schaden von New Orleans abwenden, musste er den Amerikaner unbedingt stoppen und dabei jede Hilfe in Anspruch nehmen, die sich ihm bot. Und sei es die eines anderen Teufels! Prieur schüttelte unwillig den Kopf. Er war gerade sprichwörtlich dabei, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben!
Er verfluchte seinen Deal mit dem kühlen, undurchschaubaren Engländer. Aber ihm blieb keine andere Wahl. Alleine würde er es nie schaffen Dale Gordon zur Strecke zu bringen.
Der weiße Immobilienhai hatte einfach schon zu viele Sheriffs und Beamte bestochen und korrumpiert. Im Moment standen Prieur nur eine Handvoll Männer zur Verfügung, die auf seiner Seite standen und denen er halbwegs vertrauen konnte.
Um Dale Gordon zur Strecke zu bringen, brauchte er Edan Chandler und dessen unbezahlbare Informationen. Prieur hatte keine Ahnung wie es Chandler gelungen war, Dale Gordon so lückenlos überwachen und ausspionieren zu lassen, ohne dass der weiße, gerissene Halunke auch nur Verdacht geschöpft hatte!
Zum wiederholten Mal fragte sich Prieur, wie Chandler von Gordons geheimen Plänen - ein riesiges Bordell samt Spielhölle in der Dauphine Street zu errichten – erfahren hatte. Chandler hatte ihm bereits lückenlos alle Informationen präsentiert, noch bevor Gordon überhaupt eine Genehmigung
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