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Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
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durchbrach ein fröhliches Pfeifen die unwirkliche Situation und holte ihn zurück in die Gegenwart.
    „Was zum…“
    „Hallo , ihr zwei! Was ist denn hier los?“
    Auch Leonie schien schlagartig aus ihrer Starre zu erwachen. „Der ehemalige…, ich meine, einer der Bürger…, also genau genommen Hans Zumbrunn… er ist tot.“ Verzweifelt blic kte Leonie erneut zu Sebastian, dessen Miene undurchschaubar war .
    Sören beobachtete die Szene einen kurzen Augenblick, musste aber feststellen, dass er nicht durchblickte. „Und das ist unglaublich schlimm, weil … ?“
    Leonie dämmerte, dass sie ni cht auf Sebastian zählen konnte. G ut, dass sie ihre Fassung langsam wieder zurück gewann. Kurz fragte sie sich, weshalb er sich immer so seltsam aufführte, sobald Sören auftauchte, schob den Gedanken aber zugunsten einer Antwort für Sören beis eite. „Er war unter anderem im Jahr 1986 der Gemeindepräsident. Ich war gerade eben noch bei ihm. Und jetzt ist er tot.“
    „Na , das wird ja immer interessanter . Was hat er di r denn erzählt? “
    „ Nun, erzählt hat er eigentlich nicht wirklich etwas. U m ehrlich zu sein , war ich nicht direkt bei ihm.“ Leonie packte Sören am Arm und zog ihn weg von der Me nge in den Schatten der Kirche.
    In kaum hörbarem Flüsterton sprach sie weiter . „Nachdem eine Frau mich an der Tür zum zweiten Mal abblitzen liess, bin ich kurzerhand in seinen Keller eingestiegen.“ Sebastian, der ihnen auf dem Fuss gefolgt war, sog bei diesen Worten scharf die Luft ein. Aber Leonie sprach ungerührt weiter. „Ich habe dort diesen Ordner gefunden. Ob das, was sich darin befindet , von Interesse ist, weiss ich aber noch nicht genau.“
    „Du kleine Draufgängerin!“ Während Sebastian mit seinem Sinn für Gerechtigkeit kämpfte, schien Sören von Leonies Aktion gan z angetan. „Wann bist du denn dort gewesen?“
    „ Vor eine r knappen halben Stunde hab ’ ich mich verzogen, weil ich seltsame Geräusche gehört habe.“ Schwer musste Leonie schlucken, als ihr klar wurde, dass diese Geräusche möglic herweise von dem s terbenden Hans gekommen waren. Und sie war einfach weggerannt. Ohne ihm zu helfen.
    Als hätte Sören ihr e Gedanken lesen können , packte er sie an den Schultern. „Mach dir jetzt bloss keine Vorwürfe. Egal, was du gehört hast, du hättest nichts tun können . Okay? Ausserdem sagst du, war noch eine Frau da, also hätte auch die reagieren können . Woran soll er denn gestorben sein ?“
    „Die sagen, er ist schwer gestürzt und hat sich den K opf am Tisch aufgeschlagen. Sie brachten ihn ins Krankenhaus, aber man konnte nichts mehr für ihn tun. “
    Absurderweise fiel Leonie exakt in diesem Moment erneut auf, wie angenehm Sebastians Stimme war. Um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können, fuhr sie sich ungedu ldig durchs Haar. „Gestürzt. Wann , haben sie gesagt, hat die Frau ihn entdeckt?“
    Sebastian sah auf seine Uhr. „Inzwischen vor knapp dreissig Minuten.“
    „Ich bin also tatsächlich noch dort gewesen. Aber“, Leonie stockte, bevor sie mit in Fal ten gelegter Stirn weiter sprach, „w ohnen noch mehr Leute in dem Haus?“
    Sebastian dachte kurz nach, bevor er antwortete. „Nein, nur seine Schwägerin und er.“
    „Seine Schwägerin? Und was ist mit seiner Frau?“ Sören machte grosse Augen.
    „Sie ist vor längerer Zeit gestorben. Dann zog ihre Schwester bei ihm ein, um sich um den Haushalt zu kümmern.“
    „Den Haushalt, natürlich. Worum kümmert sie sich sonst noch?“
    „Sören! “ Empört unterbrach Leonie seine Gedankengänge. „ Das tut jetzt überhaupt nichts zu Sache! Wichtiger ist, dass unter diesen Umständen ziemlich sicher er im Raum über mir war. Aber er war nicht allein. “
    Leonies Tonfall liess beide Männer aufhorchen. Sören klappte bereits den Mund auf, doch Sebastian war schneller. „Wie meinst du das?“
    „Es waren sicher zwei Menschen da. Ich habe sie sprechen gehört.“
    „Echt? Was haben sie gesagt?“ Vor Aufregung überschlug sich Sörens Stimme beinahe.
    „Es könnte auch der Fernseher gewesen sein.“
    Leonie bedachte Sebastian mit einem wütenden Blick. „Ich werde doch den Unterschied zwischen einem Fernseher und den Geräuschen zweier Menschen erkennen ! Erst recht , wenn sie sich direkt über mi r bewegen. Es sei denn, der gute Herr Zumbrunn war so breit, dass er den gesamten Raum einnahm.“ Wieder an Sören gewandt sagte sie dann: „ Die Worte habe ich nicht verstanden. Aber ich hörte

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