Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn die Wahrheit nicht ruht

Wenn die Wahrheit nicht ruht

Titel: Wenn die Wahrheit nicht ruht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Berger
Vom Netzwerk:
Touchscreen s , während die fein säuberlich manikürten Fingernägel bei jeder Berührung ein leises Klacken von sich gaben.
     
    Mache mich sofort an die Arbeit.
     
    Ein kleiner Seufzer liess sich vernehmen, bevor dann zwei Beine über die Bettkante geschoben wurden und die genauso perfekt manikürten Füsse auf de m Boden aufsetzten.
     
     

1986
     
    Entgegen Alina s Annahme war Ambros noch lange nicht weg. In sich zusammengesunken sass er auf der Bettkante. Wie hypnotisiert drehte er de n Bolzenschneider in den Händen hin und her. Er wartete auf eine Reaktion, aber es kam keine. Schon längst hätte er etwas hören müssen. Die Nachricht müsste sich schneller als der Wind verbreiten. Doch es kam nichts.
    Zum wiederholten Mal schaute er auf die Uhr an der Wand. Ihr lautes Ticken verriet , wie die Zeit verging und erinnerte gleichzeitig daran , dass sie langsam knapp wurde. Schwer atmete er aus, bevor er endlich einen Entschluss fasste.
    Träge stand er auf und legte den Bolzenschneider auf das Bett. Er hätte auch ein P ost-it hinterlassen können, befand aber diese kleine Nachricht für wesentlich wirkungsvoller. Ein leichtes Grinsen zuckte um seine Mundwinkel, als er daran dachte, wie die Leute wohl reagieren wü rden, wenn sie seinen kleinen Abschied s gruss erhielten.
    Während er an die unausweichlichen Folgen der letzten Nacht dachte, huschten ihm Bilder von schreienden, entsetzten Gesichtern durch den Kopf und wieder zuckten seine Mundwinkel. Nur , dass sich das Lachen diesmal nicht unterdrücken liess, weshalb er laut lospr ustete. Das hatte etwas derart B efreiendes, dass er den Groll über die bisher ausbleibende Reaktion vergass und beschwingt seine Tasche schulterte. V oller Elan , mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen , steuerte er auf die Zimmertür zu .
     
    Plötzlich verstummten die Stimmen. Neugierig äugte Alina um den Baumstamm herum und versuchte zu sehen, was der Grund dafür war. Als sie ihrer Meinung nach dorthin sah, wo die drei Männer gestanden hatten, waren da nur noch zwei. Und sie sahen genau in ihre Richtung. Erschrocken fuhr Alina zusammen und drehte sich instinktiv zurück, um sich fest an die Tanne zu pressen. So w eit kam sie aber nicht. In der H älfte der Bewegung sah sie sich plötzlich mit einem Augenpaar konfrontiert. Der Schrei blieb ihr in der Kehle stecken. Mit weit aufgerissenen A ugen spürte sie knapp, wie jemand nach ihrem Handgelenk griff und sie aus dem Schutz der Tanne her auszerrte.
    Wie gelähmt stolperte sie ohne die geringste Kontrolle über ihre Füsse demjenigen hinterher, der sie am Arm mit sich zog. Dann liess dieser sie derart abrupt los, dass sie auf den Knien landete und sich aufstützten musste, um nicht vollständig im Dreck zu landen . Erst , als ein entsetzlich schmerzhafter Schluchzer ihrer Kehle entrann, bemerkte sie, dass sie vergessen hatte zu atmen.
    Ihr Kopf wog so schwer, doch schaffte sie es irgendwie ihn anzuheben. Kaum hatte sie es getan, bereute sie es. Sie sah sich direkt mit dem lieblosen , kalten Ausdruck ihres Vaters konfrontiert. Langsam dämmerte ihr, dass derjenige, der sie wie die Beute eines Jagdausfluges dem Jäger vorgeworfen hatte, ihr eigener Ehemann gewesen war. Auf einmal überkam sie das dringende Bedürfnis sich zu übergeben, doch ihr Magen gab nichts her ausser dem Geschmack von bitterer Abscheu .
    „Wo ist er?“ Obwohl die Worte nicht laut ausgesprochen worden waren, hallten sie in Alina s Ohren wie das Donnern eines tosenden Gewitters wider .
    Eine kleine Welle der Genugtuung strömte durch ihr Inneres. Sie wusste n nicht, wo er war und ohne sie würden sie es auch nicht erfahren. Dieses kleine Gef ühl der Macht spendete genug K raft, um ihrem Ehemann zu trotzen . „Wen meinst du?“
    „Das weisst du verdammt genau. Sag uns , wo Ambros ist , oder es wird dir noch leid tun.“
    „Ach ja?“ Entschlossen rappelte sich Alina langsam auf. Dieses Gespräch konnte sie nicht aus einer derart unterwürfigen Position bestreiten. „ Was willst du tun? Wirst du mich verprügeln? So wie dein Freund“, jetzt wandte sie sich an ihren Vater, „es mit Ambros schon getan hat?“
    „Das war eine dreckige Lüge und ein billiger Versuch, währen d seiner Verhaftung noch jem anden mit ins Elend zu stürzen. Moritz war unschuldig , und jetzt ist er tot. Was auch dein klein er Freund zu verantworten hat.“
    „Du lügst!“ Voller Inbrunst schleuderte sie ihm die Worte entgegen.
    „Ach ja? Wenn er so unschuldig ist, wie

Weitere Kostenlose Bücher