Wenn die Wahrheit nicht ruht
losgezogen um erneut in das Haus einzubrechen und sich den Tatort anzusehen.“
Beim Wort Tatort zeichnete Sebastian Gänsefüsschen in die Luft, nur um seine Hände nach seinem Geständnis wieder in den Hosentaschen verschwinden zu lassen.
Mit jedem weiteren Wort wanderten Angelas Augenbrauen weiter in Richtung Haaransatz. Erst , als er geendet hatte, bemerkte sie, dass ihr Mund offen stand und sie den Atem angehalten hatte. Mit einem geräuschvollen ‚puff’ liess sie schliesslich die Luft wieder aus ihrer Lunge entweichen. Dann rang sie sichtlich n ach Worten. Doch bevor sie die P assenden fand, ging die Tür auf und der erste Gast trat ein. Dieser Umstand sorgte für etwas Verwirrung. Als Angela wie auch Sebastian die Person schliesslich erkannten, war das Gedankenchaos komplett.
Sebastian, der aufgrund seines Informationsvorsprungs schon etwas Zeit gehabt hatte, einiges zu verarbeiten, fing sich schneller als Angela.
„Verena, richtig?“
„So ist es. Tut mir leid, Ihren Namen habe ich nicht verstanden.“
„Oh, bitte entschuldigen Sie . Sebastian. “ Hastig zog Sebastian eine Hand aus der Jeanstasche und hielt sie Verena entgegen. Diese warf aber nur einen kurzen Blick darauf, ohne Anstalten zu machen, die dargebotenen Hand zu ergreifen.
„Haben Sie auch anderen Whiskey als den Fusel , den ich kürzlich trinken musste?“
Kurz stutzte Sebastian, dann liess er die Hand wieder sinken und wandte sich zu den Whiskeys. „Wir haben die , die hier stehen.“
Abschätzig zog Verena eine Augenbraue hoch. „Naja, mehr kann man in einem Etablissement wie diesem wohl auch nicht erwarten. Nun denn, dann nehme ich einen doppelten Vodka mit Eis.“
Inzwischen schien sich auch Angela wieder gefangen zu haben und beäugte Verena argwöhnisch. Sebastian warf ihr einen fragenden Blick zu, den sie mit einem leichten Schulterzucken beantwortete. Dann räusperte sie sich.
„Sind Sie auf der Suche nach Leonie? Sie müssen wissen, sie hat heute ihren freien Tag.“
„Oh, tatsächlich? Wie schade. Aber eigentlich wollte ich sowieso zu Ihnen.“ Mit ihrem leuchtend rot lackierten Fingern agel deutete sie auf Sebastian. Dieser sah verwirrt auf.
„Zu mir? Wieso das denn?“
„Ich will wissen, welche Absichten Sie mit meiner Tochter verfolgen.“
Während Sebastian zu verstehen versuchte, was genau Verena dazu bewegte, ihm eine solche Frage zu stellen, trat Leonie auf demselben Weg an Zumbrunns Haus heran , den sie vor kurzer Zeit schon einmal genommen hatte. Sören wartete im Schutz des Schattens verborgen an der Frontseite, bis Leonie ihm das vereinbarte Zeichen gab.
Kein Fenster des e h rwürdigen Gebäudes war erleuchtet. Also war die Chance gross, dass niemand im Haus war. Oder die Schwägerin hatte sich hingelegt. O der sie teilte sich dem Pfarrer im Dunkeln mit , was Leonie unweigerlich äusserst unzüchtige Gedanken bescherte. Angeekelt schob sie sie beiseite, während sie sich zum zweiten Mal an diesem Tag an der Hauswand entlang drückte , bis zu dem kleinen Fenster, das in den Keller führte. Dann schnappte sie sich einen kleinen Kieselstein und warf ihn auf die Strasse, direkt in den Lichtkegel der Laterne.
Kurz darauf erkannte sie Sören, der einen verstohlenen Blick in ihre Richtung warf, während er lässig auf die Haustür zuschlenderte . Sollte es doch nötig werden, würde er für Ablenkung sorgen. Dieses Wissen hatte etwas Beruhigendes.
Hastig drückte Leonie das Kellerfenster erneut auf und schlüpfte ins Haus. Vorsichtig tastete sie sich durch die Dunkelheit. Jetzt war sie beinahe froh, schon einmal hier gewesen zu sein, denn so wusste sie ungefähr, wo sie hintreten und welche R ichtung sie einschlagen musste.
Sie fand die Türfalle wenig später und drückte sie langsam hinunter. Aber die Tür gab nicht nach. Bemüht, möglichst kein Geräusch zu machen, schluckte Leonie eine aufkommende Tirade an Schimpfwörtern hinunter und tastete unterhalb der Türfalle nach einem Schlüssel. Natürlich war da nichts.
Eigentlich hatte sie das nicht tun wollen, um nicht unnötig auf sich aufmerksam zu machen, doch es schien sich nicht vermeiden zu lassen. Sie zog ihr Taschenmesser aus der Jacke und zündete die integrierte Lampe an. In dem schwachen Schein erkannte sie, dass das Sc hloss wahrscheinlich so alt war wie das ganze Haus. Dadurch etwas optimistischer gestimmt, leuchtete sie durch das Schlüsselloch hindurch. Wie gehofft, schien der Schlüssel zu stecken. Nur eben von der anderen
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