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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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sagte Ritchie, als er am Schreibtisch Platz nahm. »Eines der Mädchen, das mit Sandra bekannt war, hat es in der Zeitung entdeckt. Aber in dem Artikel
hieß es, er sei tot im Haggerston Park gefunden worden. Wieso stellt Scotland Yard da Nachforschungen an? Hat das etwas mit Sandra zu tun?«
    Lucas Ritchie war es offenbar gewohnt, das Wort zu führen. Kincaid fragte sich, womit man ihn überhaupt aus der Fassung bringen konnte. »Die Indizien, die uns vorliegen, deuten darauf hin, dass Naz Malik ermordet wurde. Wir wissen nicht, ob sein Tod mit dem Verschwinden seiner Frau zusammenhängt. Wir hatten gehofft, dass Sie uns das vielleicht sagen könnten.«
    »Ich?« Ritchie zog die sandfarbenen Brauen hoch, doch sein Ton war eher verärgert als überrascht. »Erzählen Sie mir bitte nicht, dass irgendwer diese alte Kamelle über Sandra und mich wieder ausgegraben hat. Ich dachte, das wäre ein für alle Mal erledigt.«
    »Offenbar nicht«, erwiderte Kincaid, »da Naz Malik es noch kurz vor seinem Tod im Gespräch mit einem Freund erwähnte.«
    Ritchie lehnte sich nach hinten, hielt aber die Hände im Schoß gefaltet. Die Veränderung der Sitzhaltung war bisher das einzige Anzeichen dafür, dass seine Contenance ins Wanken geraten könnte - auf seinem Schreibtisch lagen ja auch keine der Gegenstände herum, die üblicherweise zum Überspielen von Nervosität herhalten mussten. »Naz wusste, dass an diesem Gerücht nichts dran war. Sandra und ich kannten uns schon seit vielen Jahren. Wir waren zusammen auf der Kunsthochschule, und ich habe ihre Karriere gefördert, wann immer ich konnte. Wir waren gute Freunde.«
    »Haben Sie eine Ahnung, was mit ihr passiert sein könnte?«, fragte Kincaid.
    »Herrgott, nein!« Ritchie ließ den Stuhl so heftig nach vorne kippen, dass er quietschte. »Denken Sie, ich hätte das damals nicht gesagt, wenn ich etwas wüsste? Ich hatte sie noch in der Woche zuvor zum Lunch eingeladen. Wir sprachen über eine Idee für eine neue Collage für den Club und über - na ja,
über alltägliche Dinge, Klatsch und Tratsch über Leute, die wir beide kannten. Wir hatten vor, uns bald noch einmal zu treffen - sie wollte mir einige Entwürfe und Skizzen mitbringen. Nichts, aber auch gar nichts deutete darauf hin, dass sie nach einem Besuch auf dem Columbia Market plötzlich spurlos verschwinden würde.«
    »Sie waren auf der Kunsthochschule?«, fragte Cullen. »Das scheint mir aber recht wenig mit dem hier zu tun haben.« Seine Geste schloss den gesamten Club ein.
    Ritchie schien sich nicht an Cullens Bemerkung zu stören. »Ich habe ein bisschen geschauspielert, und ich war ein ganz passabler Maler. Aber ich war immer schon besser im Organisieren und Managen. Ich hatte eine Idee, und dann habe ich ein paar Leute in der City kennengelernt, die auf der Suche nach einer Investitionsmöglichkeit waren.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich muss sagen, das Projekt hat sich als recht erfolgreich erwiesen.«
    »Sie sind also der Geschäftsführer und nicht der Inhaber?«, fragte Kincaid.
    »Ein einfacher Angestellter des Verwaltungsrats. Ein Lakai. Und ich fühle mich pudelwohl in der Rolle. Für mich hat das nur Vorteile.«
    »Wieso hat der Club keinen Namen, und wieso erscheint er in keinem Verzeichnis?«
    »Ein Werbegag. Wir tauchen nicht einmal im Internet auf. Alles läuft nur über Mundpropaganda. Das Nonplusultra an Exklusivität für den Geschäftsmann oder die Geschäftsfrau, die schon alles haben. Und glauben Sie mir, auch in einer Rezession gibt es noch genug Leute, die Geld übrig haben.«
    »Die Anonymität hat nichts mit der Art der Dienstleistungen zu tun, die Sie anbieten?«
    »Dienstleistungen?« Ritchie lachte. »Sehr taktvoll von Ihnen, Superintendent. Wir bieten die gleichen Dienstleistungen
an wie jeder andere seriöse Privatclub. Und falls Sie auf unsere entzückenden weiblichen Angestellten anspielen - sie sind sehr geschickt darin, der Kundschaft sehr teure Weine zu verkaufen, aber mehr tun sie nicht. Und sie wären überaus gekränkt, wenn Sie etwas anderes andeuten würden.«
    »Das würde mir nicht im Traum einfallen«, erwiderte Kincaid und lächelte ebenfalls. »Sie sagten, Sie hätten Sandra zum Lunch eingeladen. Darf ich daraus schließen, dass sie kein Mitglied war?«
    »Sie haben Sandra nicht gekannt.« Ritchie gluckste wieder. »Nein, sie war kein Mitglied. Das war nicht ihr Ding, um es dezent auszudrücken. Wenn sie mal besonders nett zu mir sein wollte, hat sie mich ein

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