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Wenn die Würfel fallen

Wenn die Würfel fallen

Titel: Wenn die Würfel fallen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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als sie sich im Sessel gerade auf richtete. »Soll das heißen,
daß du mich sitzenläßt — jetzt?«
    »Ich komme ja wieder«, erklärte
ich. »Vergiß nicht, ich bin Polizeibeamter.«
    Ich griff nach meinem Hut und
ging auf die Tür zu.
    »Noch eines, Leutnant«, sagte
sie kühl. »Schon möglich, daß Sie wiederkommen, aber ich werde dann nicht mehr
da sein.«
    »Ihr Schicksal«, sagte ich.
»Gerade war es einem noch wohlgesonnen, im nächsten Augenblick ist alles
vorbei.«
    Es war mir unmöglich, den Blick
abzuwenden, als sie das Oberteil ihrer Haremsmontur über den Kopf zog. Dann
schlüpfte sie mit einer geschmeidigen Bewegung aus den weiten Hosen. Sie hielt
sie in der Hand und schaute mich ungeduldig an. »Na?« fragte sie.
    Ich wußte nicht, wer meinen
Kopf schüttelte; ich konnte es nicht gewesen sein. »Ich bin halt ein verrückter
Hund«, sagte ich und schleppte mich zur Tür.
    Ich brauchte zwanzig Minuten,
um die Stadt zu durchqueren und zu dem Appartementhaus zu gelangen, das ich vor
ein paar Stunden verlassen hatte. Ich fuhr mit dem Lift in das Stockwerk
hinauf, in dem Nina wohnte, und ging zur Tür ihres Appartements. Ein paarmal
drückte ich auf die Türklingel. Als sich niemand meldete, versuchte ich die
Türklinke. Die Tür war nicht verschlossen. Ich machte sie auf und betrat die
Wohnung. Dunkelheit umgab mich.
    Ich tastete mit der Hand die
Wand neben der Tür ab, bis ich den Lichtschalter fand und das Licht anknipste.
Im Wohnzimmer hatte sich seit meinem Besuch in den frühen Abendstunden nicht
viel verändert. Nur Nina Booth lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Fußboden.
Der Teppich hatte einen hellroten Fleck, und aus Ninas Hinterkopf ragte ein
Eispickel heraus, jenes Instrument, das man benötigt, um große Eisstücke zu
zerteilen. Es war kein schöner Anblick.
    Ich zündete eine Zigarette an
und zwang mich, wegzusehen. Auf der Bar entdeckte ich zwei nasse Ränder, wo vor
kurzem noch zwei Gläser gestanden haben mußten. Die Gläser waren verschwunden.
Jemand hatte sie gesäubert und abgewischt, vermutete ich, genau wie das
Telefon.
    Wer immer der Mörder war, er
mußte einen kühlen Kopf besessen haben, um so lange in der Wohnung zu bleiben, bis
er jeden Hinweis seiner Anwesenheit beseitigt hatte. Er konnte keinen Zweifel
gehabt haben, daß ich auf Ninas Anruf nun jeden Augenblick eintreffen mußte.

NEUNTES KAPITEL
     
    F letcher machte ein paar
Schritte zurück in seine Wohnung, und ich folgte ihm. »Was jetzt?« fragte er
müde. »Keine Fragen mehr! Zum Teufel, Leutnant, Sie verschwenden bloß Ihre
Zeit. Ich weiß keine weiteren Antworten.«
    Über seinem Pyjama trug er
einen Hausmantel. Sein Haar war zerzaust, und es sah aus, als wäre er gerade
aus dem Bett gekommen. Aber das hatte nicht viel zu bedeuten. Sein rechtes Auge
hatte sich verfärbt. »Was ist mit Ihrem Auge geschehen?« fragte ich ihn.
    »Eine alte Freundin besuchte
mich in einem Augenblick, in dem ich sie nicht erwartete.« Er lächelte schwach.
»Gleich nachdem ich Ninas Wohnung verlassen hatte, unmittelbar nachdem Sie bei
ihr hereingeschneit kamen. Sie hat ein stürmisches Temperament und eine
schnelle Linke, Leutnant, daher.«
    »Was taten Sie anschließend?«
    »Ich war die ganze Zeit hier«,
antwortete er. »In meiner Wohnung. Warum?«
    Ich schaute mich um; niemand
lümmelte sich an den Wänden. »Wo ist Johnny Torch?«
    »Keine Ahnung«, antwortete
Fletcher. »Gegen zehn Uhr ging er aus. Sagte, er wollte ein bißchen was
trinken. Er war ziemlich unruhig.«
    Er beobachtete mich, als ich an
ihm vorbei ins Schlafzimmer ging. Das Oberbett war zurückgeworfen, und das Bett
selbst sah aus, als hätte jemand darin geschlafen. Ich schaute noch im Bad und
in Torchs Zimmer nach. Fletcher blickte mich
neugierig an. »Noch mehr Ärger, oder was ist los?« fragte er.
    »Nina Booth wurde vor einer
knappen Stunde ermordet«, sagte ich.
    Sein Gesicht verfiel. »Nina?«
flüsterte er. »Das glaube ich nicht!« Er setzte sich langsam hin und schaute
mich lange an. Sein Gesicht war das eines alten Mannes geworden. »Wie geschah
das?«
    Ich erzählte ihm, was ich
wußte. Er schüttelte den Kopf, als träfen ihn die Worte wie Faustschläge.
»Nina!« flüsterte er. »Erst Linda und jetzt Nina. Wer hat es getan, Leutnant?«
    »Das versuche ich ja gerade
herauszufinden«, sagte ich. »Sind Sie sicher, daß Johnny nur wegging, um etwas
zu trinken?«
    Eine kaum merkliche Bewegung
hinter mir veranlaßte mich, mich schnell umzudrehen, Johnny

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