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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Bilderrahmen vom Schreibtisch, in dem ein Foto von einem sehr hübschen jungen Mädchen steckte, das den offiziellen Nonnenschleier der Blondel-Europatournee trug. »Ihre Frau?« erkundigte er sich.
    »Nein, meine … ähm … Nichte«, stammelte der Chefwächter verlegen. »Eine Chance, an Backstage-pässe zu kommen, um nach dem Konzert hinter die Bühne gehen zu können, gibt es wohl nicht, oder?«
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6. KAPITEL
    achdem sie durch die gewaltige Wucht der Ex-N plosion (hervorgerufen durch eine von ihnen selbst ungeschickt geworfene Handgranate) in tausend Stücke zerfetzt worden waren, wurden die noch identifizierbaren Einzelteile von Clarenceaux, Mordaunt, Pursuivant und White Herald von einem Hilfs-trupp des el des Larmes Chaudes eingesammelt, dann in Trockeneis gepackt und direkt ins Zentraldepot gebracht, wo sich ein Team aus hochqualifizierten und äußerst gewissenhaft arbeitenden Mechanikern umgehend ans Werk machte.
    »Ich meine, wozu macht man sich eigentlich noch diese ganze Mühe?« fragte der Bein- und Fußmacher in die Runde, wobei er eine Handvoll Zehen aus einem Plastikbehälter nahm und passend zusammenstellte.
    »Man verbringt eine gute halbe Stunde damit, bis man das linke und das rechte Bein auf gleiche Höhe gebracht hat. Dann muß man die Füße exakt ausrich-ten und die Spur richtig einstellen, und ein paar Tage später kommt der ganze Kladderadatsch in einer Kiste zurück und eignet sich allenfalls noch für den Sondermüll.«
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    »Nun aber mal langsam!« protestierte Pursuivant heftig. »Urgs … !« Der Kehlkopfmechaniker, der gerade Pursuivants Stimmbänder zusammengefügt hatte, hielt offenbar nicht viel von solchen Einwänden.
    Der Hand- und Armmeister runzelte zornig die Stirn und antwortete: »Wenn du so was schon Probleme nennst, dann kannst du es ja mal von dieser Seite aus probieren. Wirklich bekloppt wird es immer erst dann, wenn diese Trottel versuchen, sich selbst zusammenzuflicken.« Er hielt einen erschlaff-ten Unterarm mit Hilfe eines Spatels hoch und zeigte angewidert darauf.
    »Schau dir das mal an. Anatomie für jedermann, sage ich nur. Ich weiß zwar nicht, wer das verbro-chen hat, aber an dieser Stelle habe ich noch nie einen Ellbogen gesehen.«
    »Ihr habt gut reden«, mischte sich der Kopftechniker ein. »Ihr braucht doch bloß die Einzelteile aus einer Kiste zu nehmen und dann zusammenzunieten.
    Ich muß den ganzen Mist auch noch verkabeln.
    Schaut euch das doch mal an!« Er deutete auf Clarenceaux’ aufgebohrten Schädel. »Für dieses ganze Zeug braucht man keinen Nervenspezialisten mehr, sondern irgendeinen Scheißklempner. Überall kalte Lötstellen; Drähte, die nur noch durch Krokodil-klemmen zusammengehalten werden; rostige Nägel als Kontakte – es grenzt an ein Wunder, daß der ganze Apparat keinen Kurzschluß hatte. Und dann erwartet man von diesen verdammten Dingern, daß sie 211
    lesen können.« Seufzend stellte er den Drehmoment-schlüssel ein und machte sich am Halswirbel zu schaffen.
    »Fertig, das war’s fürs erste«, stellte er kurz darauf fest. »Solange dieser Kopf an keinem Quiz teilnehmen muß oder den Nobelpreis gewinnen soll, dürfte das für die nächsten fünftausend Jahre reichen. Es sei denn, er platzt vorher wieder aus allen Nähten. Du kannst jetzt die Löcher zumachen, George.«
    Nachdem er völlig wiederhergestellt und funkti-onsfähig war, trank Clarenceaux die ihm verordnete Tasse Tee – was eher zum Test der hydraulischen Leitungen als zu seinem persönlichen Wohlbefinden nach dieser Tortur dienen sollte; zumal der Tee sowieso stets ohne Zucker verabreicht wurde –, dann zog er sich die Dienstkleidung an und meldete sich schließlich bei seinem Vorgesetzten.
    »Nun?« fragte Mountjoy.
    »Nun ja …«, berichtete Clarenceaux.
    Mountjoy forderte ihn auf, dies genauer auszuführen.
    »Nun ja, Sir«, fuhr Clarenceaux fort, wobei er die Worte möglichst sorgfältig wählte, was ihm (bedenkt man, daß sich der Teil seines Gehirns, der für solche Angelegenheiten verantwortlich war, noch vor einer halben Stunde in einer Kunststoffkiste im Lagerraum befunden hatte) besser als erwartet gelang, »man könnte den Einsatz zumindest als einen Teilerfolg bezeichnen.
    Alles in allem jedenfalls.«
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    »Ach ja? Dann erzähl mal weiter«, forderte ihn Mountjoy mit drohendem Unterton auf.
    »Nun ja, Sir, ich … ähm … wir …«, stammelte Clarenceaux, wobei er feststellen mußte, daß seine neuen Schweißdrüsen offensichtlich

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