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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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das Problem. Bei den Belastungen, von denen hier die Rede ist, könnten die Seitenträger einstürzen. Dann der Turm. Er müßte aus Titan sein.«
    »Ist das teuer?« wollte Iachimo wissen, der sich parallel dazu auf der Rückseite eines anderen Umschlags eifrig Notizen gemacht hatte. Tatsächlich konnte man allmählich das Gefühl gewinnen, sich in einer Sortierstelle zu befinden.
    »Ach, hören Sie nicht auf ihn«, drängte Giovanni.
    »Mir ist es egal, was es kostet. Was ist nun? Kriegen Sie es hin?«
    »Dann wären da noch die Verstrebungen. Ich könnte Ihnen Stahlträger einbauen, aber was heißt das für die Seitenstabilität? Wenn die Querträger zu sehr belastet werden, wird’s heikel. Ich kann Ihnen sagen …«
    Der Mann schien vorübergehend in einen trance-
    ähnlichen Zustand oder gar ins Koma gefallen zu sein, aus dem man ihn wahrscheinlich nicht aufwec-ken durfte.
    Giovanni fürchtete bereits, er könnte sich jeden Augenblick danach erkundigen, wer von den Anwesenden Vera heiße.
    »Ich kann Ihnen sagen«, fuhr der Mann fort, der offenbar wieder zu sich gekommen war, »wenn Sie 199
    eine Titanlegierung verwenden, und zwar überall« –
    das letzte Wort hatte derart kostenintensiv geklungen, daß Iachimo zusammenzuckte, als wäre er von etwas gebissen worden –, »dann könnten Sie es hinkriegen. Schwer zu sagen. Ich möchte nicht die Verantwortung dafür tragen. Ich meine, Pumpge-stänge aus einer Titanlegierung können genausogut ihren Geist aufgeben wie alles andere. Wirklich ver-zwickt das Ganze.«
    Giovanni schnaufte ungeduldig durch die Nase.
    »Hören Sie, ich will nur …«
    »Schon gut, schon gut, Sie werden schon nichts verpassen. Nur noch etwas Geduld. Wollen wir mal sehen …« Er hockte sich in die Knie und begann damit, einen riesigen Stapel alter Zeitschriften zu durchblättern, die bereits von Spinnweben durchsetzt waren. »In einem dieser Dinger hier habe ich mal vor zwanzig oder fünfundzwanzig Jahren etwas gesehen, das dem ungefähr gleichkommt, was Sie wollen«, sagte er. »Eine von diesen großen Bergwerkgesell-schaften hat das Ding gebaut, allerdings haben die Kohlenstoffasern verwendet.
    Heutzutage kann man Kohlenstoffasern natürlich nicht mehr verwenden.«
    Giovanni erkundigte sich bei ihm, warum man dies heutzutage nicht mehr könne, doch offensichtlich war es diese Frage nicht wert, beantwortet zu werden.
    »Aha, da haben wir ja was.« Die drei Brüder beugten sich vor, um besser sehen zu können. »Sehen Sie 200
    das?« fragte der Mann, wobei er auf eine Abbildung zeigte, die irgend etwas darstellen sollte. »Das habe ich entworfen. Allerdings hat das nichts mit dem zu tun, was Sie wollen«, fügte er hinzu. Dann ließ er die Zeitschrift neben den Stapel fallen und fuhr mit dem Durchblättern der Magazine fort.
    »Hören Sie, alles, was wir wissen wollen …«
    »Magnesium«, sagte der Mann plötzlich. »Sie glauben ja gar nicht, was einige Leute mit Magnesium alles anstellen. Nein«, fügte er hinzu.
    »Nein, was?«
    »Nein, ich kann es nicht. Unmöglich. Sowieso ei-ne saublöde Idee, wenn Sie mich fragen.«
    »Na, dann vielen Dank auch«, antwortete Giovanni zähneknirschend.
    »Ich meine, eine Probebohrung durch die Archiv-wände kommt absolut nicht in Frage. Wozu soll das Ganze überhaupt dienen?«
    »Es war uns ein Vergnügen, Sie kennengelernt zu haben«, verabschiedete sich Giovanni. Dann setzte er sich den Hut auf und faltete die Karte zusammen, die er am Anfang des Gesprächs auf dem Tisch ausge-breitet hatte. »Schicken Sie uns Ihre Rechnung.«
    »Welche Rechnung?«
    »Irgendeine Scheißrechnung!« zischte Giovanni und knallte hinter sich die Tür zu.
    »Überstunden«, sagte White Herald unvermittelt.
    Die anderen blickten ihn an, als wäre er gerade verrückt geworden. Der Bus fuhr über eine Stelle mit 201
    Turbulenzen, wodurch alle kräftig durchgeschüttelt wurden. Die Art von Turbulenzen, die man auf Zeitreisen erleben kann, macht heimtückische Gewitter-wolken über den Alpen zu einem Federbett.
    »Wir könnten alle die Bezahlung von Überstunden verlangen«, fuhr White Herald fort. »Ich weiß gar nicht, warum ich nicht schon vorher darauf gekommen bin.«
    Niemand sagte etwas. Pursuivant warf Clarenceaux einen herausfordernden Blick zu, dann stieß er Mordaunt in die Seite, der unwillkürlich kichern mußte.
    Clarenceaux starrte die beiden wütend an, als wollte er sie dazu auffordern, sich mit ihm anzule-gen, doch die beiden strahlten ihn nur grinsend

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