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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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diesen Sänger?« hakte der Zeitwächter ungläubig nach.
    Der Wachmann nickte. »Genau den. Ich habe sein Gesicht erkannt, als er mich niedergeschlagen hat.«
    »Er hat Sie niedergeschlagen?«
    »Ja, als er sich zur Bohrinsel durchgekämpft hat.
    Das Ganze passierte etwa eine Viertelstunde, bevor Ihre Leute angestürmt kamen und mich auch noch mal k.o. geschlagen haben.«
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    Giovanni drängte sich aufgeregt am Chefwächter vorbei. »Aber Sie haben ihn doch nur kurz sehen können.
    Woher wollen Sie dann wissen, daß dieser Mann wirklich Blondel war?« bedrängte er den Wachmann.
    »Ich habe ihn doch singen hören«, antwortete der Wachmann. »Er hat über die Lautsprecheranlage gesungen, und Blondels Stimme erkenne ich immer. Er hat diese Wahnsinnsnummer aus dem Weißen Album von elfhundertneunundachtzig gesungen. Na, Sie wissen schon, die Melodie geht ungefähr so …«
    Er summte ein paar Takte.
    » L’Amours Dont Sui Epris ?« flüsterte der Chefwächter, der urplötzlich kreidebleich im Gesicht geworden war.
    »Genau das Lied«, bestätigte der Wachmann. »Ein traumhafter Song, besonders diese Stelle, wo …«
    Doch niemand hörte ihm mehr zu.
    Der Chefwächter musterte die Galeazzo-Brüder einen nach dem anderen und fragte mit ruhiger Stimme in die Runde: »Haben Sie etwa gewußt, daß sich Blondel in den Archiven aufhält?«
    Mit einem geradezu akrobatischen Meisterstück gelang es Giovanni, sich gleichzeitig auf die Zehen seiner beiden Brüder zu stellen. Dann sagte er scheinheilig:
    »Wir hatten keine Ahnung. Das ist ja furchtbar.«
    Der Wächter warf ihm einen äußerst unangenehmen Blick zu. »Sind Sie sich dessen wirklich sicher?
    Welch unglaublicher Zufall. Wenn Sie nämlich ge-220
    wußt hätten, daß er hier unten war, und es eine Möglichkeit gegeben hätte, ihn zu retten, dann … Ihnen ist doch hoffentlich klar, daß unter diesen Umständen keins von seinen Liedern jemals geschrieben wurde, oder?«
    »Ach, wirklich?« Giovanni zog die Augenbrauen hoch und seufzte: »Welch ein Jammer.«
    »Wie dem auch sei …« Der Wächter zuckte die Achseln. »Und jetzt sollten Sie mir lieber helfen, diesen Mann ins Auto zu bekommen. Wir brauchen ihn noch für die abschließende Untersuchung des Falls.«
    Mit vereinten Kräften hievten sie den Wachmann in den Landrover. Erst als der Mann, gestützt von zwei Kissen, sicher auf der Rückbank saß, griff der Chefwächter nach einem Gewehr und befahl den Brüdern, aus dem Wagen zu steigen. Noch während sich die drei in heftigen Verbalattacken ergingen, auf alle möglichen Arten protestierten und hin und wieder sogar an seine Menschlichkeit appellierten, schlug der Zeitwächter wutentbrannt die Tür zu und befahl dem Fahrer, Gas zu geben.
    Nicht viele Männer stehen vor der Wahl, sich entweder für die zwangsweise Heirat mit einem hübschen, aber nur schwer verträglichen Mädchen oder für einen zeitlich unbegrenzten Aufenthalt in einem Kohlenkeller entscheiden zu müssen. Selbst Aristoteles, dessen Arbeiten ein weites Feld von allen möglichen moralischen Zwangslagen und Konflikten abdecken, läßt sich darüber nur auf sehr oberflächliche Weise 221
    aus. Unabhängig davon, daß Guy sowieso nicht gerade zu den größten Bewunderern von Aristoteles gehörte, verließ er sich lieber auf seinen Instinkt.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann bleibe ich lieber da, wo ich bin«, schrie er durch die geschlos-sene Tür hindurch. »Vielen Dank.«
    »Mister Goodlet … !«
    »Vielen Dank«, wiederholte Guy höflich, aber bestimmt. Um seinem Entschluß Nachdruck zu verleihen, schaufelte er von innen Kohlen gegen die Tür.
    »Sie stellen sich jetzt aber ganz schön kindisch an, Mister Goodlet.«
    Na und? dachte Guy. Was soll denn an Kindern plötzlich so falsch sein? Gescheite Wesen, diese kleinen Hosenscheißer, müssen nicht mal arbeiten gehen.
    »Ich bin mir sicher, daß wir uns mit dieser ganzen Geschichte sehr viel leichter anfreunden können, wenn wir alles vernünftig und ganz in Ruhe miteinander besprechen«, schlug La Beale Isoud vor.
    »Nein, danke, mir gefällt’s hier eigentlich ganz gut«, antwortete Guy. »Wenn es Ihnen also nichts ausmacht, dann würde ich …«
    »Und ob mir das was ausmacht!« widersprach La Beale Isoud entschieden, und da schwang etwas in ihrer Stimme mit, aus dem man schließen konnte, daß sich ihr zuvor scheinbar unerschöpfliches Repertoire an gesellschaftlich korrekten Verhaltensregeln allmählich dem Ende zuneigte. »Mister

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