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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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hervorragend funktionierten, »… also, zunächst einmal sind wir dort heil angekommen.«
    »Das überrascht mich kaum, zumal ihr selbst nichts dazu beitragen mußtet.«
    Da ihm die Selbstachtung nicht wiedereinge-pflanzt worden war (vorübergehende Lieferschwie-rigkeiten des Nachschublagers), ging er auf die letzte Bemerkung seines Vorgesetzten nicht ein und fuhr fort: »Danach haben wir auch ohne irgendwelche Probleme die Bohrinsel gefunden. Vor dem Eingang stand ein Wachposten, so daß wir gezwungenerma-
    ßen Gewalt anwenden mußten, um uns Zutritt zu ver-schaffen. Dann kamen weitere Wachmänner auf uns zu und versuchten, uns zu ergreifen.
    Also mußten wir uns … ähm …«
    »Ja?«
    »White Herald hat dann eine Handgranate entschärft« – Loyalität mit Gleichrangigen wird grundsätzlich nur auf besonderen Wunsch eingebaut –
    »und sie auf die Angreifer geworfen.«
    »Wirklich?«
    »O ja«, bekräftigte Clarenceaux. »Unter diesen Bedingungen war es unvermeidbar, zumindest bis zu einem gewissen Grad Gewalt anzuwenden. Das Problem war nur, daß dadurch auch sämtliche Öltanks in 213
    die Luft geflogen sind. Und an diesem Punkt sind wir dann selbst explo…«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Mountjoy. »Ich denke, den Rest kann ich mir vorstellen. Glaubst du, daß es irgendwelche Überlebende gegeben hat?«
    Clarenceaux dachte kurz darüber nach. »Also wir gehören jedenfalls nicht dazu, denn uns hat es allesamt erwischt. Ein Höllenknall war das.«
    »Das habe ich bereits begriffen. Ich will wissen, ob du es für wahrscheinlich hältst, daß des Nesle die Explosion überleben konnte. Ich meine, wenn er sich auf dieser Bohrinsel aufgehalten hat.«
    Clarenceaux schüttelte den Kopf, eine unkluge Handlung, da die Verbindung zum Hals noch völlig steif war.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, wie er das überlebt haben soll, Sir. Schließlich hörten wir ihn über die Lautsprecheranlage singen, als wir uns der Bohrinsel näherten. Wie soll er da überlebt haben?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, wenn er über die Lautsprecheranlage gesungen hat, dann muß er sich logischerweise im Bürogebäude oder zumindest in dessen Nähe aufgehalten haben, um an das Mikrofon zu gelangen. Und das Bürogebäude liegt direkt neben den Öltanks. Soweit ich mich erinnere, ist mir der Kopf sogar von einem verflixt großen Brocken des Bürogebäudes abge-schlagen worden. Ich kann mir nicht vorstellen, wie dort irgend jemand überlebt haben soll, wenn die Tanks in die Luft geflogen sind.«
    214
    »Ich verstehe.« Mountjoy nickte. »Das klingt alles sehr einleuchtend, Clarenceaux. Bist du eigentlich selbst darauf gekommen?«
    Lob war etwas, das Clarenceaux nur vom Hörensagen kannte. Zwar glaubte er an dessen Existenz, ähnlich wie an Telepathie, doch hatte er es noch nie zuvor am eigenen Leib erfahren. »Ja, Sir«, antwortete er schließlich, wobei er leicht errötete.
    »Habe ich’s mir doch gedacht!« erzürnte sich Mountjoy. »der Blödmann von einem Mechaniker hat dir einen Mark vier B anstelle eines Mark drei eingebaut. Geh sofort wieder ins Krankenrevier und sag ihm, er soll ihn wieder austauschen. Hat der Kerl denn noch gar nichts von den letzten Etatkürzungen gehört?«
    Während sich Clarenceaux betrübt davonschlich, stellte Mountjoy sein im wahrsten Sinne des Wortes glänzendes Erscheinungsbild auf Festbeleuchtung und dachte über die neue Lage nach. Wenn Blondel wirklich in die Luft gegangen sein sollte, dann …
    Aber dahinter stand ein sehr großes Fragezeichen, denn dieser alte Mistkerl schien ein ungeheures Talent zu besitzen, dem Tod von der Schippe zu springen, ähnlich wie es einem etwas zu fettleibigen, aber sehr willensstarken Dreikäsehoch stets gelingt, sich vom Turnunterricht befreien zu lassen. Er selbst wollte erst dann daran glauben, wenn man ihm Blondels Kopf auf einem Tablett servierte; und selbst dann würde er noch auf zusätzlichen Versicherungs-schutz bestehen. Kurz gesagt, war er sich seiner Sa-215
    che nicht sicher und wollte deshalb lieber weitere Nachforschungen anstellen lassen.
    Schließlich drückte er auf den Knopf der Gegensprechanlage und sagte: »Ich will sofort mit dem Ge-heimdienst sprechen.«
    Ein strahlendweißer Landrover hoppelte über die nichtstofflichen Wellen des Großen Nordarchivs. Für die Insassen stellte sich die Fahrt nicht gerade als ein Vergnügen dar, und einigen war bereits speiübel.
    »Sollte Blondel nach dieser ganzen Geschichte nicht Ma Joie Me Semont singen

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