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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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wollen, dann reiße ich Ihnen allen die Eingeweide raus und lasse Hosen-träger daraus machen. Das kann ich Ihnen versichern!« fluchte der Chefwächter.
    »Keine Angst, er wird das Lied schon singen«, be-sänftigte ihn Giovanni, der dazu die Hand kurz vom Mund nahm. »Das weiß ich genau.«
    »Das ist auch besser so«, zischte der Chefwächter.
    »So, wir sind da. Was genau suchen Sie eigentlich?«
    »Das wissen wir leider selbst nicht so richtig«, antwortete Giovanni.
    Der Wächter starrte ihn ungläubig an. »Sie bestechen einen Zeitwächter und begehen somit das größ-
    te Verbrechen, das man sich im Universum vorstellen kann, und Sie sind sich nicht einmal sicher, wo-nach Sie suchen? Wer oder was sind Sie eigentlich?
    Touristen?«
    »Wir suchen jemanden, dem wir … Aua!« begann 216
    Marco zu sagen, doch Giovanni trat ihm sofort mit voller Wucht auf den Fuß. Zu spät.
    »Ach ja? Und wen?« erkundigte sich der Wächter argwöhnisch.
    »Niemanden, den Sie kennen«, wiegelte Giovanni ab.
    »Was ist das dahinten?«
    Der Wächter blickte durch den Feldstecher. »Sieht aus wie eine Rauchwolke. Merkwürdig«, staunte er,
    »zumal es hier nur Wasser gibt.«
    »Wasser?« Marco schaute nervös aus dem Fenster.
    »Warum gehen wir dann nicht unter?«
    »Weil das Wasser deaktiviert ist«, klärte ihn der Wächter auf. »Dem Meer wurde sämtlicher Sauer-und Wasserstoff entzogen, weil es dann besser trägt.
    Falls es den Herren nichts ausmacht, sähe ich mir das dahinten gern mal genauer an.«
    »Nur zu«, ermunterte ihn Giovanni.
    Sie fuhren weiter, bis sie zu einer zerstörten Ein-friedung kamen. Die Oberfläche der immateriellen See war mit verbeulten Metallplatten übersät; es sah wie auf einem Schlachtfeld oder wie in einer moder-nen Kunstgalerie aus. Hier und dort lagen gelbe Pla-stikhelme, Stiefel und Reste von Büromöbeln herum.
    Leichen gab es natürlich keine; denn jeder, der in den Archiven umkommt, ist grundsätzlich nie geboren worden.
    »Das ist bestimmt eine von diesen Piratenölbohr-inseln gewesen, von denen ich Ihnen schon erzählt habe«, stellte der Wächter fest. »Sieht ganz so aus, 217
    als wenn dort irgend jemand mit den Feuerschutzbe-dingungen nicht vertraut gewesen ist.«
    »Sehen Sie nur, da ist jemand!« rief Iachimo aufgeregt. »Dahinten in dem Ruderboot!«
    Sofort fuhr der Wagen zu dem Schiffbrüchigen hinüber. Dann stiegen alle aus und hielten das Boot mit den Händen an. Drinnen saß ein sehr verängstigt wirkender Mann, der einen zerfetzten Overall trug, doch nach einigem guten Zureden ergab das, was er sagte, schließlich einen Sinn.
    »Da sind diese Männer gekommen. Soldaten, Wächter oder so was. Ich hatte gerade Wachdienst.
    Sie haben mich gnadenlos verprügelt.«
    »Sind das Zeitwächter gewesen?« wollte der Chefwächter wissen.
    »Keine Ahnung«, antwortete der Wachmann.
    »Meine Leute haben den Befehl, solche Piratenin-seln umgehend zu zerstören, sobald sie eine erblicken«, wandte sich der Chefwächter an die Galeazzo-Brüder.
    »Ich weiß, das klingt hart, aber Sie haben ja keine Ahnung, welchen Schaden diese Dinger anrichten können.« Dann wandte er sich wieder an den Wachmann.
    »Von diesen Männern sind Sie k.o. geschlagen worden, nicht wahr?«
    Der Wachmann nickte und fuhr fort: »Wahrscheinlich ist das sogar mein großes Glück gewesen.
    Ich bin gerade wieder zu mir gekommen, als der ganze Laden hier in die Luft flog. Außer mir gibt es keine Überlebenden. Ich habe einfach Glück gehabt; 218
    ein Teil des Zauns ist auf mich gefallen und hat mich wahrscheinlich so vor der gewaltigen Explosion geschützt. Etwa eine halbe Stunde später tauchte so ein komischer Lieferwagen auf, der wie ein Krankenwa-gen aussah; jedenfalls wurden damit die Leichen der Soldaten abtransportiert.
    Unsere Leute sind einfach weg …«
    »Ja, ich weiß«, sagte der Chefzeitwächter, der eigentlich kein grausamer Mensch war, »aber deswegen ließe ich mir keine grauen Haare wachsen lassen.
    Also gibt es keine Überlebenden, richtig?«
    Der Wachmann nickte betrübt. »Von unseren Leuten ist jedenfalls nichts mehr zu sehen und von dem anderen Kerl auch nichts.«
    Der Zeitwächter hob neugierig die Augenbrauen.
    »Welcher andere Kerl?«
    »Na, dieser Blondel«, antwortete der Wachmann.
    Plötzlich herrschte eine ganze Weile betretenes Schweigen, was einem allerdings wahrscheinlich sehr viel länger vorkam, als es in Wirklichkeit war.
    »Haben Sie eben Blondel gesagt? Meinen Sie wirklich Blondel,

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