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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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Goodlet«, fuhr sie fort, »ob es Ihnen nun gefällt oder nicht – ob 222
    es einem von uns beiden nun gefällt oder nicht, da wir schon davon sprechen –, aber offenbar werden wir irgendwann in der Zukunft Mann und Frau sein.
    Deshalb sollten wir uns meiner Meinung nach endlich daranmachen, die notwendigen Vorarbeiten für eine wirklich reife und bedeutsame Beziehung zu leisten. Allerdings ist mir völlig schleierhaft, wie wir das schaffen sollen, solange Sie sich im Kohlenkeller befinden.«
    Guy schwieg. Irgend etwas krabbelte ihm über den Fuß und dann am linken Bein hinauf bis zum Knie.
    Ihm schauderte leicht.
    »Mister Goodlet!« empörte sich Isoud und fuhr dann in etwas ruhigerem Ton fort: »Guy, ich bin wirklich nicht gewillt, Sie eine Ewigkeit zu bitten.
    Was kommen wird, das kommt. Und wenn Sie unsere Beziehung auf diese Art und Weise beginnen wollen, dann dürfen Sie mich später nicht für die Konse-quenzen verantwortlich machen.«
    Guy dachte kurz darüber nach; und nachdem er sich Isouds Worte, reiflich durch den Kopf hatte gehen lassen, schaufelte er mit bloßen Händen noch mehr Kohlen vor die Tür. La Beale Isoud redete genauso wie seine Kusine Flora.
    Eine Weile herrschte absolute Stille, doch Guy war nicht gewillt, sich zum Narren halten zu lassen.
    Zwar mochte sie einerseits tatsächlich fortgegangen sein, doch andererseits konnte sie mit angehaltenem Atem auf der anderen Seite der Tür auf ihn warten, womöglich standen bereits ein Pfarrer und zwei 223
    Brautjungfern hinter ihr, die mit irgendwelchen Op-ferutensilien herumhantierten.
    »Sind Sie noch da, Mister Goodlet?«
    »Ja.«
    »Vielleicht interessiert es Sie ja, daß ich mich mit dieser Vorstellung genausowenig anfreunden kann wie Sie.
    Anstatt uns jedoch durch die Tür gegenseitig an-zuschreien, sollten wir uns lieber Gedanken darüber machen, ob wir nicht etwas unternehmen können, damit es gar nicht erst soweit kommt.« Eine lange Pause. »Mister Goodlet?«
    »Ich bin noch da.«
    »Mister Goodlet, allmählich ist meine Geduld am Ende. Würden Sie sich bitte wenigstens so anständig benehmen und mir antworten, wenn ich Sie etwas frage?«
    »Hören Sie, ich will nicht unverschämt erscheinen, aber wenn es wirklich ein Foto von unserem Hoch-zeitstag gibt, dann bleibe ich lieber da, wo ich bin.
    So, wie ich es sehe, können wir nicht heiraten, solange ich hier drinnen bleibe. Falls Sie jetzt irgend etwas vorhaben sollten oder sich lieber mit anderen Dingen beschäftigen möchten, dann nehmen Sie bitte auf mich keine Rücksicht.«
    »Also so etwas! Sie sind doch wohl …«
    Als Guy das allmählich leiser werdende Geräusch von wütend auf den Steinplatten klackenden Absätzen wahrnahm, entspannte er sich ein wenig. Möglicherweise wollte Isoud nur eine Brechstange holen, 224
    doch soweit er sich erinnern konnte, war die Tür zum Kohlenkeller zum Glück sehr massiv gebaut. Schließ-
    lich legte er sich mit dem Rücken auf den Kohlehau-fen und dachte genauer über seine Situation nach.
    Anhand von Blondels Erzählungen versuchte er herauszufinden, wie die Zeit funktionierte. Einerseits schien es ganz so, daß man sich in der Zeit, ähnlich wie beim Zugfahren, beliebig hin- und herbewegen konnte.
    Andererseits stand außer Frage, daß er, wenn es ein Foto von seiner Hochzeit gab, irgendwann geheiratet haben mußte – irgendwann in der Zukunft na-türlich –, und in dem Fall war die ganze Angelegenheit bereits geschehen, so daß er nichts mehr dagegen unternehmen konnte. Da sich das Ganze aber in der Zukunft abgespielt haben mußte, konnte es folglich noch gar nicht passiert sein. Wenn er sich auf der Stelle mit dem Revolver eine Kugel verpaßte, konnte er dem ganzen Spuk ein vorzeitiges Ende bereiten – vorausgesetzt, daß er nicht danebenzielte, was nach den letzten Erfahrungen durchaus im Bereich des Möglichen lag. Da er es diesbezüglich aber nicht auf einen ernsthaften Versuch ankommen lassen wollte, verschob er vorläufig diese Entscheidung.
    Wie er schnell begriff, brauchte er jetzt am aller-dringendsten eine Zigarette. Folglich kramte er aus den Taschen die letzte noch verbliebene Zigarette hervor, dann die beiden letzten Streichhölzer und schließlich die kärglichen Überreste einer Streichholzschachtel, deren Stabilität sich dadurch, daß sie 225
    in letzter Zeit häufig auf den Boden gefallen war, nicht gerade verbessert hatte.
    Trotzdem gelang es ihm, ein Streichholz anzuzünden.
    Zutritt nur für Personal
    Das Streichholz

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