Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
Vom Netzwerk:
will, dann irren Sie sich gewaltig.«
    »Ach so?« staunte Guy. Er kam sich wie ein Boxer vor, dessen Gegner sich gerade selbst kräftig auf die Nase geschlagen hat. »Na, dann …«
    »Und selbst wenn Sie der einzige Mann auf der Welt wären«, fuhr La Beale Isoud ungehalten fort,
    »und jeder Brautstrauß mit einem kostenlosen Radiowecker verramscht werden würde, so käme ich doch nie auf die Idee, Sie zu heiraten. Wenn es an mir läge, dann …«
    »Natürlich liegt es an Ihnen«, warf Guy rasch ein.
    La Beale Isoud blickte ihn verdutzt an. »Wie bitte?«
    »Ich meine, alles liegt völlig an Ihnen, da stimme ich hundertprozentig mit Ihnen überein«, beeilte sich Guy zu sagen. »Wen Sie heiraten – besser gesagt, wen Sie nicht heiraten –, das alles ist einzig und allein Ihre Sache, und niemand anders hat sich da ein-zumischen.«
    273
    »Mister Goodlet!« zischte La Beale Isoud bedrohlich.
    »Unabhängig davon bleibt die Tatsache bestehen, daß wir verheiratet sind – oder sein werden, was ungefähr dasselbe ist, fürchte ich. Die Frage ist, was können wir dagegen tun?«
    »Wir könnten uns scheiden lassen«, schlug Guy vor.
    »Wenn wir uns schon jetzt um alles kümmern, könnten sämtliche Unterlagen rechtzeitig zu unserer Hochzeit fertig sein, und wir brauchten nur noch …«
    »Eine Scheidung kommt nicht in Frage. Das gäbe einen unvorstellbaren Skandal, den ich mir auf keinen Fall …«
    »Ach, das ist doch egal.«
    »Unterbrechen Sie mich bitte nicht andauernd.
    Was mich betrifft, kommt eine Scheidung auf keinen Fall in Frage. Falls Sie irgendwelche vernünftigen Vorschläge haben sollten, dann wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie sie mir jetzt vortrügen.«
    Guy dachte darüber nach, aber es fiel ihm dazu nichts anderes ein, als Selbstmord zu begehen, doch vorläufig zog er es vor, verlegen zu Boden zu blicken.
    »Wie ich sehe, haben Sie nichts Konstruktives da-zu zu sagen«, fuhr Isoud fort. »Na schön. In dem Fall halte ich es für angebracht, daß wir – wie kann ich das mal am besten ausdrücken? –, na ja, daß wir so etwas wie einen Kompromiß unter zivilisierten Menschen schließen.«
    274
    Guy nickte zustimmend. »Das gefällt mir, ich halte viel von der zivilisierten Welt. Und woran haben Sie dabei gedacht?«
    La Beale Isoud durchbohrte ihn mit ihrem Blick.
    »Offen gesagt, Mister Goodlet, gibt es nach meinem Dafürhalten nur einen einzigen akzeptablen Kompromiß; daß wir uns nämlich nach der Hochzeit so selten wie möglich sehen.«
    »Nichts dagegen«, stimmte Guy zu. »Sie meinen, getrennte Betten und so?«
    »Ich meine, getrennte Jahrhunderte«, korrigiert ihn La Beale Isoud.
    Guys Gesichtsausdruck verriet Zustimmung.
    »Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber das halte ich für eine ganz hervorragende Idee. Allerdings haben Sie gerade eben noch gesagt, einer Scheidung könnten Sie nicht zustimmen, weil das einen Skandal gäbe. Würde ein Ehemann, der einige Jahrhunderte entfernt in der Zukunft lebt, nicht einen genauso schlechten Eindruck machen? Oder funktioniert das nicht so?«
    »Falls Sie vorhaben, sich querzustellen, dann …«
    »Nein, nein, Gott bewahre!« wiegelte Guy ab.
    »Außerdem, wenn wir Hunderte von Jahren auseinander sind, dann bestünde unsere Beziehung sowieso nur rein theoretisch, finden Sie nicht? Ich meine, Sie könnten jemand anderen heiraten, ich könnte jemand anderen heiraten, niemand erführe davon jemals etwas.«
    »Mister Goodlet!«
    275
    »Ach, kommen Sie, denken Sie doch mal nach.
    Steht nicht sogar irgendwo im Gesetzbuch, daß der Ehepartner für tot erklärt werden kann, wenn man sieben Jahre lang nichts mehr von ihm gehört hat?
    Ich glaube, sieben Jahre waren das, obwohl ich da noch mal meinen Anwalt fragen müßte. Ich meine, auf diese Weise hätten wir sämtliche Vorteile einer Scheidung, ohne …«
    Etwas an La Beale Isouds Gesichtsausdruck – vielleicht war es der grimmige Blick in den klaren blauen Augen – gab Guy zu verstehen, daß er sich zur Zeit mit seinen Ausführungen anscheinend eher selbst schadete, und deshalb wechselte er lieber das Thema.
    »Jedenfalls können wir das ja auch später alles untereinander klären. Schließlich bleibt uns genug Zeit dazu, sehr viel Zeit sogar.«
    Damit schien die Angelegenheit vorläufig beendet zu sein. La Beale Isoud, die sich offenbar überfordert fühlte, das Thema weiterzudiskutieren, stampfte wut-schnaubend aus der Halle. Kurz darauf hörte Guy das Geräusch von großen Kupferpfannen, die gegen

Weitere Kostenlose Bücher