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Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat

Titel: Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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die Wand geschleudert wurden.
    Dann kam Blondel in die Halle zurück. Er hatte sich das Haar gekämmt und seine alte Kleidung gegen neue gewechselt, die zwar genau die gleiche Tracht war, aber sauberer. Guy konnte sich des Ge-fühls nicht erwehren, daß La Beale Isoud in solchen Dingen sehr penibel war.
    Ihm schauderte, und Blondel, der ihn ahnungsvoll musterte, grinste ihn hämisch an.
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    »Isoud hat mir gerade die gute Nachricht erzählt.
    Eigentlich sollte ich dir gratulieren, aber ich bin nun mal ein Realist. Trotzdem würde ich mir nicht allzu viele Sorgen machen, es muß ja erst gar nicht so weit kommen mit euch beiden.«
    »Danke für dein Mitgefühl, aber es ist bereits passiert.
    Oder es wird bereits passieren. Übrigens, wie kommst du eigentlich mit diesen ganzen Zukunfts-formen und verschiedenen Tempora klar?«
    »Gar nicht«, antwortete Blondel. »Wenn man wie ich durch die Zeit flitzt, neigt man dazu, den Sinn dessen, was die Leute sagen, besser zu verstehen, wenn man nicht direkt auf die Worte und korrekten Zeitangaben achtet. Ich achte lieber mehr auf den generellen Tonfall und fahre eigentlich ganz gut damit. Möchtest du etwas trinken?«
    Guy nickte. Etwas zu trinken hielt er für eine genauso gute Idee wie etwas zu essen. Er hatte schon eine Ewigkeit nichts mehr im Magen gehabt und war nicht willens, dies zu einem Dauerzustand werden zu lassen, was er auch sogleich Blondel gegenüber er-wähnte.
    Kaum waren ihm diese Worte über die Lippen gekommen, drang aus der Küche ein Geräusch herüber, als würde jemand ein Steak mit dem Holzhammer weich klopfen, und zwar sehr energisch.
    »Es klingt ganz so, als ob Isoud gerade etwas für uns zubereitet. Du bist natürlich herzlich eingeladen.«
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    »Danke, aber ich will euch wirklich nicht länger zur Last fallen. Ich meine, ich …«
    »Ich verstehe schon, Guy«, unterbrach ihn Blondel.
    »Mir erginge es auch nicht anders, aber ich habe sie nun mal am Hals. Hör zu, mein lieber Freund, bist du dir wirklich ganz sicher, ob du sie nicht vielleicht doch heiraten möchtest? Ich meine, so richtig
    ›bis daß der Tod euch scheidet‹ und so, und möglichst weit weg von hier? Ich bin mir sicher, daß sie dir eine wundervolle Gattin sein wird, und dann könnte ich mir abends auf dem Nachhauseweg irgendwo einen Hamburger oder ein paar Bratwürste kaufen, anstatt mich durch maßstabgetreue Modelle des Mount Everest in Form von Kartoffelbrei kämpfen zu müssen.«
    »Kartoffelbrei?«
    »Genau.« Blondel schüttelte sich. »Meine Schwester hat dieses Problem mit Kartoffelbrei, sie verwechselt das Zeug mit Nahrung. Ich kann dir sagen, alle Frauen in meiner Familie sind bekennende An-hängerinnen von Grundnahrungsmitteln. Nehmen wir nur mal meine Schwester Ysabel«, fügte er mit säuerlicher Miene hinzu. »Gib der nur fünf Tomaten und zwei Fische, der Rest ist Kartoffelbrei, und zwar in solchen Mengen, daß du das gesamte Unterhaus und das Oberhaus gemeinsam einladen kannst.«
    »Ähm …«
    »Schon gut, ich kann dich durchaus verstehen.
    Wie mir zu Ohren gekommen ist, soll es die Hölle 278
    sein, wenn man erst mal mit einer von denen verheiratet ist, aber glücklicherweise bin ich nicht in der Lage, mich diesbezüglich verläßlich zu äußern, und muß mich ganz aufs Hörensagen verlassen.«
    »Ich …«
    »Zahnschmerzen vorzutäuschen, nützt bei denen auch nichts«, fuhr Blondel mit einer Inbrunst fort, die darauf schließen ließ, daß er gerade über eins seiner Lieblingsthemen schwadronierte, »denn damit hätten sie nur eine Begründung, Suppe zu kochen. Hast du eigentlich eine dumpfe Ahnung davon, wie viele Suppentöpfe eine im Leben stehende, gesunde und für tauglich befundene Frau benutzen kann, nur um eine einzige Suppe zu kochen? Abwaschen dürfen sie übrigens nicht selbst, wegen der Fingernägel. Die brechen dann nämlich, oder etwas ähnlich Abwegi-ges passiert mit den Dingern. Wenn das ein Argument wäre, dann dürfte ich nur noch mit Armstümpfen und einem halben Pfund Granatsplittern in den Fingern herumlaufen. Das Ganze ist nichts anderes als eine Verschwörung, und von ihren Müttern werden sie darin eingeweiht.«
    Guy nickte. »Wenn du bis zum Eintreten der Verschwörung ein paar Plätzchen oder so was hättest, wäre ich dir sehr dankbar. Tut mir leid, wenn ich dir auf die Nerven gehe, aber ich habe …«
    »Ach, entschuldige, Guy! Ich hatte schon völlig vergessen, wie hungrig du bist.« Blondel blickte durch das Schlüsselloch der

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