Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat
gehört hatte.
Unterdessen hatte sich Giovanni vor einen der Monitore gesetzt und drückte gerade auf ein paar Tasten.
Nach einer Weile drehte er sich triumphierend zu den anderen um und sagte: »Jungs, ich glaube, ich hab’s rausgefunden!«
Marco und Iachimo blickten ihn erwartungsvoll an.
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»Das Ganze ist furchtbar einfach, ehrlich«, erklär-te Giovanni mit einem Grinsen. Dann drückte er auf eine Taste, und auf dem Bildschirm wurde ein verwirrendes Durcheinander aus Buchstaben und Zahlen dargestellt.
Einen Augenblick lang blickte er konzentriert auf den Monitor, als ergäbe das Ganze einen Sinn, und sagte schließlich: »Uns hier rauszukriegen, ist überhaupt kein Problem. Wie lautet der Identifizierungs-code für unsere Bank in Genf?«
»Sieben, acht, sechs, fünf, vier, vier, drei«, antwortete Iachimo wie aus der Pistole geschossen.
»Warum?«
»Weil ich uns drei dort auf unser Sparkonto ein-zahlen werde, und zwar per telegraphischer Überwei-sung. Ein Kinderspiel ist das, wirklich. Haltet euch fest.«
Er tippte 7865443, danach einige andere Codes und dann ihre drei Namen. Kurz darauf waren die Galeazzo-Brüder verschwunden.
Und sie blieben verschwunden.
»Giovanni!« schrie Iachimo. Es war dunkel und kalt, und er hatte das Gefühl zu fallen, und er konnte nichts buchstäblich nichts – mit seinen Gliedmaßen oder Sinnen spüren oder wahrnehmen. »Was ist passiert, Giovanni?«
»Verdammter Mist!« fluchte Giovanni aus dem Nichts. »Die müssen schon Feierabend haben. Diese Dumpfbacken haben uns auf die Warteschlange gelegt.«
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»Und was heißt das?«
»Das heißt, daß wir hier bleiben müssen, bis die Bank morgen wieder öffnet!« brüllte Giovanni zu-rück. »Vor allem aber heißt das, daß wir einen ganzen Zinstag verlieren. Sobald wir hier raus sind, wird mir jemand dafür büßen müssen.«
Als wollte jemand auf diese Drohung reagieren, ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen, und die drei Bruder hatten das Gefühl, als würden sie wie Zahn-pasta durch eine Art Düse gepreßt. Dann gab es ein unheimliches Knirschen, und sie fielen mit dem Kopf zuerst durch den Bildschirm eines Monitors.
»Giovanni, auf dein ganzes Gesicht ist ein Strich-kode gedruckt!« rief Marco entsetzt.
»Auf deins auch«, antwortete Giovanni. Er rappelte sich hoch, schüttelte sich die Glassplitter der im-plodierten Bildröhre aus den Haaren und lächelte die zu Tode erschrockene Angestellte an, die am Computer gearbeitet hatte und auf deren Schoß er zuvor gelandet war. Sie starrte ihn entsetzt an, und dann, ohne den Blick von den dreien abzuwenden, gab sie erneut irgendwelche Daten ein.
»Los, steht schon auf, Jungs!« forderte er seine Brüder auf, und die junge Frau fragte er: »Mademoiselle, je vous prie, oü (hier ein Umlaut???) sommes-nous, exactement?«
Das junge Frau antwortete, sie seien in Genf, und fragte ihn, ob sie sich nicht alle drei als Guthaben samt Zinseszins abheben wollten. Giovanni bestand sogar darauf, und kurz darauf verließen sie die Bank.
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»Ich habe ganz schön schnell geschaltet, wie?«
freute sich Giovanni draußen auf der Straße. »Oder was meint ihr?«
»Wir hätten denen wenigstens anbieten können, die kaputten Geräte zu ersetzen. Schließlich sind solche Dinge nicht gerade billig«, merkte Marco miß-
mutig an.
Nach kurzer Beratung kehrten sie in einem Wirts-haus ein. Leisten konnte sie sich das allemal; schließ-
lich hatte allein Marcos Glücksbringer, ein altes Dreipennystück, das er am Schlüsselring aufbewahr-te, kurz zuvor mehr als zehntausend Schweizer Fran-ken Zinsen eingebracht.
Dementsprechend wurde beschlossen, daß diese Runde an ihn gehe, und er bezahlte auch artig.
»Als nächstes steht für uns auf dem Plan, Blondel zu finden«, entschied Giovanni.
Iachimo schüttelte den Kopf. »Das können wir vergessen«, widersprach er. »Dieser Mann hat doch gesagt, daß Blondel in den Zeitarchiven in die Luft gesprengt worden ist. Also hat er auch nie existiert.«
Giovanni setzte sein Glas ab, tupfte sich die Lippen mit der Krawatte trocken und stöhnte laut auf.
»Jetzt stell dich doch nicht dümmer an, als du bist, Iachimo.
Wenn es ihn nie gegeben hat, woher können wir beide dann wissen, von wem ich gerade spreche?«
»Von wem sprichst du denn gerade?« wollte Marco wissen, doch die beiden anderen beachteten ihn nicht.
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»Wenn wir beide uns an ihn erinnern können«, fuhr Giovanni fort, »dann folgt logischerweise daraus, daß er gelebt
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