Wenn die Zeit aber nun ein Loch hat
sehr dumm von mir?« säuselte sie mit mädchenhafter Stimme.
Alles in allem gefiel sie mir, glaube ich, besser, als sie unfreundlich war, sagte sich Guy und antwortete:
»Nein, überhaupt nicht. Haben Sie dieses blöde Ding wirklich dabei?«
»Hier.« Isoud nahm einen winzigkleinen Metall-würfel aus der Handtasche und gab ihn Guy.
»Wie? Ist das alles?«
»Das Gerät ist zusammenklappbar«, antwortete La Beale Isoud. »Ich hatte schon völlig vergessen, daß ich es …«
»Schon gut, und jetzt zeigen Sie mir, wie es funktioniert, damit wir weitermachen können.«
Isoud langte mit der Hand herüber und drückte auf einen winzigen Knopf, der sich an einer Seite des Würfels befand. Sofort klappte er zu einem tragbaren Hyperfaxgerät auf.
»Jetzt müssen wir nur noch das Kabel reinstecken.«
»Das Kabel reinstecken?«
»Ja.«
»In welche Steckdose denn?«
»Oje.«
Guy gab ein schwaches Zischen von sich, als wür-de jemand Leinen zerreißen. »Das darf doch nicht wahr sein!« seufzte er kopfschüttelnd.
»Tut mir leid, Guy«, piepste La Beale Isoud leise schluchzend.
Entgegen seiner inneren Überzeugung streckte Guy zögernd die Hand aus und tätschelte Isoud sanft auf 339
die Schulter. Unter normalen Umständen wäre ihm so etwas bestimmt nicht eingefallen, aber falls sich dieses dämliche Weib jetzt bei ihm ausheulen wollte, dann hegte er arge Zweifel, damit zurechtkommen zu können. Ein jeder stößt irgendwann an seine Grenzen.
»Ist ja gut, ist ja gut«, tröstete er sie steif wie ein Bankangestellter, der zu einem Kind spricht, das sein Taschengeldkonto überzogen hat. »Das macht doch nichts.
Und die Idee war wirklich sehr gut, ehrlich. Schade nur, daß es hier keine …«
Zu seinem Entsetzen spürte Guy, wie sich eine kleine warme Hand in die seine legte. Sein Mund wurde staubtrocken, und er fühlte sich wie ein Fisch, der zu spät erkannt hat, daß sich zwischen den saftigen Regenwürmem, die plötzlich an einer seichten Stelle im Gewässer erschienen sind und nun verlockend direkt über ihm schweben, wahrscheinlich irgendwo ein An-gelhaken befindet. Wie betäubt drückte er sanft die kleine Hand. Schließlich muß man stets höflich bleiben.
»Nun ja, auf jeden Fall sollten wir hier nicht den ganzen Tag nur unnütz herumsitzen«, stellte er in gekünsteltem Ton fest. »Kommen Sie, vielleicht läßt sich ja irgendwas machen.«
»Ja, Guy«, gehorchte La Beale Isoud lammfromm.
»Soll ich das Hyperfax wieder einpacken?«
»Ja … oder nein, lieber nicht. Ich bin da gerade auf eine Idee gekommen.«
Was sogar tatsächlich stimmte.
340
Der Präsident von Ozeanien schwitzte.
Am liebsten hätte er sich jetzt das Taschentuch herausgeholt und die Stirn damit abgewischt; aber wenn er das täte, hätte ihn die Staatsratsvorsitzende der Eurasischen Volksrepublik dabei auf dem Bildschirm ihres Visophons beobachten und es als Zeichen von Schwäche auslegen können. Also kam das nicht in Frage.
»Ist das wirklich Ihr letztes Wort, Frau Vorsitzende?« fragte er ein zweites Mal.
»Ja.«
Trotz des flackernden Bildschirms erkannte er, daß ihr versteinerter Gesichtsausdruck wilde Entschlossenheit signalisierte. Verdammtes Weib!
»In dem Fall haben die Vereinigten Staaten von Ozeanien leider keine andere Wahl, als der Eurasischen Volksrepublik den Krieg zu erklären. Frau Vorsitzende, unsere beiden Länder stürzen damit ins finstre Mittelalter zurück, und es wird erst dann wieder ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen sein, wenn wir …«
Einen Moment mal! dachte der Präsident. Jemand hat das Licht ausgeschaltet. »Sind Sie noch da, Frau Vorsitzende?« fragte er, doch der Bildschirm blieb leer.
»He! Was zur Hölle geht dahinten eigentlich vor?«
rief der Präsident wütend.
»Entschuldigung«, antwortete eine Stimme aus einer Ecke des dunklen Zimmers.
Der Präsident schwenkte auf dem Drehsessel herum.
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»Wer ist da?« verlangte er zu wissen.
»Keine Sorge, das Ganze dauert höchstens eine Minute«, beruhigte ihn die Stimme. »Wir leihen uns nur mal kurz Ihre Steckdose aus.«
Der Präsident tastete unter der Schreibtischplatte nach dem Knopf, der den Sicherheitsalarm auslöste, begriff aber schnell, daß der genausowenig wie alle anderen Stromquellen funktionieren würde; sämtliche elektrischen Geräte im Raum wurden nämlich aus dieser einen einzigen Steckdose gespeist. Dieser verdammte Idiot von einem Elektriker hatte behauptet, auf diese Weise könne man eine Menge
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