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Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Titel: Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hudson
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Laternenlicht verbarg fast das Flackern Hunderter spätsommerlicher Glühwürmer, die vor den dunklen Bäumen an den Rändern des Gartens schwebten.
    » Du lieber Gott«, hauchte ich laut.
    » Ja.« Joshua nickte. » Meiner Mutter gehört eine Landschaftsgärtnerei. Sie versteht ihr Handwerk wirklich, nicht wahr?«
    » Das kann man wohl sagen.«
    Joshua wandte sich mir mit einem halben Lächeln zu, runzelte dann jedoch leicht die Stirn, starrte mich an und zog die Augenbrauen zusammen.
    » Was denn?«, fragte ich scharf, auf einmal ganz befangen. » Warum schaust du mich so an?«
    » Weißt du, dass du im Dunkeln irgendwie leuchtest?«
    » Oh. Das.« Ich blickte auf meine Hand hinab, die immer noch fest in der seinen lag, und dann wieder hoch zu seinem Gesicht.
    Der Schein der Laternen über uns erhellte einen Teil von Joshuas Gesicht, während der Rest aufgrund der nächtlichen Dunkelheit im Schatten lag. Meine Haut sah jedoch ganz genauso aus wie bei Tag, unberührt vom Wechsel vom Tageslicht zur Dunkelheit. Das war etwas, woran ich gewöhnt war, und der Grund, weshalb ich Eli auf der Stelle als Geist erkannt hatte – die flächige, nicht reflektierende Wirkung unserer Haut im Dunkeln. Für mich hatte Eli ausgesehen wie eine Schwarz-Weiß-Abbildung vor einem dreidimensionalen Hintergrund. Für Joshua sah ich anscheinend aus, als würde ich leuchten.
    Ich zuckte mit den Schultern. » Ist wohl ’ne Geistersache. Gruselig?«
    » Ein bisschen«, räumte er ein, doch er tat es mit einem Lächeln. Ich seufzte, wieder einmal dankbar für seine scheinbar grenzenlose Fähigkeit, all die seltsamen Dinge an mir zu akzeptieren. Mir bot sich allerdings keine Gelegenheit, dieser Dankbarkeit Ausdruck zu verleihen, weil das Geräusch einer zuschlagenden Tür dazu führte, dass wir die Köpfe ruckartig Joshuas Haus zuwandten.
    Eine kleine dunkle Gestalt stand jetzt oben auf der Veranda. Die Silhouette verriet mir, dass es sich um eine Frau handelte. Durch den hellen Schein aus den Fenstern des Hauses stand sie im Gegenlicht, sodass ihre Gesichtszüge von Schatten verdunkelt waren. Ihrer Haltung – Hände in den Hüften, der Rücken unbeweglich gerade – war anzusehen, dass sie, wer auch immer sie sein mochte, nicht allzu glücklich war.
    Sofort ließ ich Joshuas Hand fallen und zog die Schultern hoch, weil ich mir auf einmal vorkam wie ein Kind, das von jemandes Mutter bei etwas Ungezogenem erwischt worden war. Doch als die Frau redete, wusste ich, dass ich nicht das Kind war, das gleich ausgeschimpft würde.
    » Joshua Christopher Mayhew.« Die Stimme der Frau war hoch und zart, doch im Moment klang sie sorgenvoll angespannt. » Muss ich überhaupt erst fragen, ob es einen triftigen Grund gibt, weshalb du so spät dran bist?«
    » Nein, Mom«, stöhnte Joshua, den Blick auf seine Turnschuhe gerichtet.
    » Und muss ich dir überhaupt erst sagen, dass wir knapp davor standen, dich als vermisst zu melden?«
    »So spät bin ich gar nicht dran«, murmelte Joshua derart leise, dass die Frau auf der Veranda ihn nicht hören konnte. Lauter sagte er: » Ja, Mom. Es tut mir leid, Mom.«
    Dann seufzte er und setzte sich schleppend in Bewegung. Ich folgte ihm gesenkten Hauptes.
    » Ist sie immer so?«, flüsterte ich, obwohl Joshuas Mutter mich nicht hören und Joshua mir nicht antworten konnte.
    Zu meiner Überraschung flüsterte er durch zusammengebissene Zähne: » Meine Großmutter ist schlimmer – Kategorie Pitbull. Und zwar ein echt fieser.«
    Ich schluckte leicht und schüttelte den Kopf. Als hätte ich nicht schon Grund genug gehabt, Ruth Mayhew zu fürchten.
    Ich bin mir nicht sicher, ob Joshuas Mutter seine wenig schmeichelhafte Beschreibung seiner Großmutter hörte, denn ohne ein weiteres Wort machte sie auf dem Absatz kehrt, marschierte zur Hintertür zurück, öffnete die Fliegengittertür und ließ sie einfach hinter sich wieder los, sodass sie mehrmals geräuschvoll auf- und zuschlug.
    Joshua schenkte mir einen verlegenen Blick, bevor er auf die Veranda sprang und zur Tür ging. Ich folgte ihm schnell, als sei auch ich hineinbeordert worden. Joshua war als Erster an der Fliegengittertür. Er ergriff sie, kurz bevor sie wieder zugeschlagen wäre, und hielt sie auf, wobei er sich zu mir umdrehte.
    » Meine Eltern heißen übrigens Rebecca und Jeremiah«, flüsterte er, als ich mich ihm näherte.
    Ich lachte nervös. » Alles klar. Also obwohl sie damit beschäftigt sein werden, dich anzuschreien, und sie mich sowieso nicht

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