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Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Titel: Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hudson
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beherrschten ein blasses, ovales Gesicht, das aufgrund der scharf geschnittenen Wangenknochen und des spitzen Kinns ein wenig kantig war. Als sie die Stirn runzelte, bildeten sich tiefe Falten, auch um ihren Mund. Anstatt sie alt und verletzlich aussehen zu lassen, ließ ihr Gesichtsausdruck sie jedoch unverwüstlich wirken.
    Als Ruth die Küche zur Hälfte durchquert hatte, richtete sie ihren durchdringenden Blick auf mich und sie erstarrte.
    » Joshua?«, fragte sie in angespanntem Tonfall. » Wer ist das bei …«
    Sie vollendete die Frage nicht, sondern beugte sich stattdessen vor und starrte auf die Stelle neben Joshua. Auf die Stelle, wo ich gerade stand.
    In dem Augenblick erstarrte ich ebenfalls.
    Mich überkam jäh das beunruhigende Gefühl, dass Joshuas Großmutter gleich fragen würde, wer da neben ihm stünde. Aber das war unmöglich! Nur Joshua und Eli konnten mich sehen. Ich hatte es heute bewiesen, in Joshuas Klassenzimmer. Dennoch verspürte ich den Drang wegzulaufen, und ehe ich darüber nachdenken konnte, flüsterte ich: » Joshua, vielleicht sollte ich ein andermal vorbeischauen …«
    Noch bevor der ganze Satz meine Lippen verlassen hatte, richtete Ruth sich ruckartig auf, jetzt wieder steif und gerade. Ihre Augen hefteten sich auf mein Gesicht. Ihre rechte Hand, mit der sie gerade noch die Post umklammert hatte, sank herab, und die Papiere verteilten sich mit einem geräuschvollen Rascheln auf dem Küchenboden. Den Blick immer noch auf mich gerichtet, sog sie scharf die Luft ein.
    Und mit jenem Atemzug verriet sie mir alles, was ich wissen musste.
    Ruth hörte mich. Sie sah mich. Es gab keine andere Erklärung für ihr schroffes Verhalten. Ruth konnte mich hören und sehen, und zwar genauso deutlich, wie Joshua es konnte. Als mir das klar wurde, konnte ich mich nicht mehr rühren. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich noch nicht einmal blinzeln konnte.
    Aus dem Augenwinkel warf ich mit Bedauern einen Blick in Richtung des dunklen Flurs, der aus der Küche führte. Hätte ich doch nur die Weitsicht besessen, mich draußen zu verstecken, vielleicht sogar unter Joshuas Auto zu kriechen, bevor diese Frau mich gesehen hatte.
    Ein Blick auf Joshua zeigte mir, dass er erbleichte. Seine Augen schossen mehrmals zwischen mir und seiner Großmutter hin und her.
    » Grandma«, fragte er mit bebender Stimme. » Was ist los?«
    Joshua wandte sich direkt an sie, sodass es nur einleuchtend gewesen wäre, wenn Ruth ihren Enkel angesehen hätte, während sie ihm antwortete. Doch sie starrte mich weiter unverwandt an. Sie sah mir beim Sprechen in die Augen.
    » Wer ist das?« Sie sprach die Worte sorgfältig und auf eine Art und Weise aus, die mich zusammenzucken ließ. Vergeblich versuchte ich, mit den Küchenschränken zu verschmelzen, während Joshua ihr antwortete.
    » Wer ist wer?«, lachte er. Doch er klang zu nervös. Er war sich zu offensichtlich ihres merkwürdigen Verhaltens bewusst. Seine Augen suchten für den Bruchteil einer Sekunde meinen Blick, bevor er sie wieder auf Ruth richtete. » Ist auch wirklich alles in Ordnung, Grandma?«
    Beim Klang des nervösen Lachens ihres Enkels wandte Ruth sich endlich von mir ab und sah mit geradezu wutentbrannter Miene zu Joshua auf.
    » Behandele mich nicht herablassend, Joshua. Sag mir lieber, wie du darauf verfallen bist, du könntest etwas von der High Bridge mit zu uns nach Hause bringen?«
    » Grandma, ich habe nichts …«
    » Hör auf.« Ruth fiel ihm sofort ins Wort. Joshua runzelte die Stirn, doch sie sprach weiter, wobei ihr scharfer Blick alle paar Sekunden zu mir herüberschoss. » Sag nicht, du hast es nicht getan, denn ich sehe ganz deutlich, dass du es getan hast. Ich habe dir gesagt, dass du dich von der Brücke fernhalten sollst – ich habe es dir von Kindesbeinen an gesagt. Aber du fährst dort dein Auto zu Schrott und bringst dann das hier mit zu uns nach Hause? Wo ich mir solche Mühe gegeben habe, euch alle vor derlei Dingen zu beschützen?«
    Bei dem letzten Satz fiel ihr Blick direkt auf mich. Ich konnte nicht anders, sondern erzitterte und wich dann zurück, auf den Flur zu.
    » Komm schon, Grandma.« Joshua lachte wieder, obgleich er den Versuch, die Anspannung in seinem Gelächter zu verbergen, aufgegeben zu haben schien. » Die ganzen Geschichten über die Brücke sind bloß … Geschichten.«
    » Ja, Mom!«, rief Joshuas Vater hinter uns, der angesichts des Benehmens seiner Mutter selbst ziemlich nervös zu sein schien. » Du weißt

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