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Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Titel: Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hudson
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hören können, werde ich sie zumindest angemessen anreden können?«
    Joshua verdrehte die Augen, schenkte mir aber dennoch ein rasches Lächeln. Dann trat er durch die Tür und bedeutete mir mit einem Wink, ihm zu folgen. Ich schluckte, überquerte die Türschwelle und ließ Joshua die Tür hinter uns schließen.
    Drinnen ging ich, mehrere Schritte hinter ihm, einen unbeleuchteten Flur entlang. Beim Anblick seiner dunklen Gestalt vor mir erlebte ich einen Moment schier überwältigender Nervosität. Ich hatte schon den Mund geöffnet, um Joshua zu sagen: Danke, aber vielleicht ein andermal, als er durch einen Türbogen eine weitere fantastische Szenerie betrat.
    Die Küche der Mayhews erstreckte sich vor mir, hell erleuchtet und in angenehmer Unordnung. Der ganze Raum war mit warmem, rötlichem Holz verkleidet, und Gefäße und Geräte bedeckten jeden Zentimeter der scheinbar endlosen Arbeitsplatten. In der Mitte des gewaltigen Raumes befand sich eine kleine Kücheninsel, über der etliche Töpfe und Pfannen von den niedrigen Deckenbalken hingen.
    Es sah aus, als würde sich der Raum über die gesamte Breite des Hauses erstrecken, von den nach Norden gehenden Erkerfenstern bis zu einer gewaltigen Fensterbank zu unserer Linken. Unter dem Fenster standen ein Mann und ein junges Mädchen lachend an einer Spüle voller Geschirr.
    Jeremiah und Jillian Mayhew, wie ich vermutete.
    Quer durch den Raum war Joshuas Mutter gerade an die Insel in der Mitte getreten und sortierte nun das Geschirr, das sich darauf stapelte. Kurzzeitig verdeckten ihre glänzenden schwarzen Haare ihr Gesicht, doch als sie beim Klang des Gelächters aufblickte, sah ich ihre hübschen Gesichtszüge und strahlenden haselnussbraunen Augen. Ihre Augen glitzerten einen Moment lang fröhlich, bevor sie auf Joshua fielen. Sofort wurde ihr Blick strenger.
    » Also, verlorener Sohn«, sagte sie. » Was ist eine gute Strafe dafür, dass du das Abendessen verpasst und deine Mutter zu Tode geängstigt hast, bloß eine Woche nach deinem Autounfall?«
    Rebecca Mayhews Stimme rüttelte Jeremiah und Jillian auf, die sich beide von dem Geschirr im Spülbecken abwandten. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich Joshua unter all den forschenden Blicken wand. Ich schenkte ihm ein rasches mitfühlendes Lächeln und richtete dann meine Aufmerksamkeit auf die Familie.
    Obwohl Jeremiah braune statt schwarzer Haare hatte, waren seine Augen von dem gleichen Dunkelblau wie Joshuas. Trotz des Altersunterschieds von mindestens zwanzig Jahren hätten die beiden Männer Brüder sein können; sie hatten die gleichen hohen Wangenknochen und die gleiche bräunliche Haut, das gleiche breite Grinsen. Jeremiahs Grinsen sprach Bände: Wer auch immer Joshua heute Abend bestrafen wollte, Jeremiah war anderer Meinung. Jedenfalls innerlich.
    Jillians Miene nach zu schließen, teilte sie jedoch den Zorn ihrer Mutter. Mit beiden Händen schob sie sich die langen schwarzen Haare zurück und blickte finster drein.
    Sie hatte das knochige Gesicht ihrer Mutter. Bei Jillian waren die Züge jedoch schärfer, weniger zart. Nicht dass Jillian nicht hübsch gewesen wäre – das war sie. Doch etwas an der Art, wie sie den Mund verzog und den Kopf schräg legte, ließ sie durchtrieben aussehen, als läge ihr stets ein boshafter Kommentar auf der Zunge.
    » Ja, klar, Joshua«, spottete sie. » Wie aufmerksam von dir, rechtzeitig aufzukreuzen, um den restlichen Abwasch zu erledigen.«
    Joshua öffnete den Mund zur Widerrede, doch eine andere, ältere Stimme kam ihm zuvor.
    » Das könnte eine passende Strafe für ihn sein: diese riesige Küche ganz allein zu putzen.«
    Joshua und ich wirbelten gleichzeitig zu der Sprecherin herum. Eine ältere Frau kam von einem Esstisch auf uns zu, der hinten in einer Ecke verborgen war, die mir bei meinem ersten Blick durch die Küche nicht aufgefallen war. Die Frau hatte den Kopf geneigt und konzentrierte sich auf einen kleinen Stapel Briefumschläge in ihrer Hand, sodass ich keinen Blick auf ihr Gesicht erhaschen konnte.
    Die Augen immer noch auf ihre Post gerichtet, seufzte sie schwer und schüttelte den Kopf. Dabei geriet ihr kinnlanges Haar leicht in Bewegung. Ihre Haarfarbe – ein helles, beinahe durchsichtiges Weiß – schien unter der Küchenbeleuchtung zu schimmern.
    Endlich, nach ein paar weiteren Schritten, sah sie zu Joshua auf. Mir war sofort klar, von wem Joshua und Jeremiah ihre ungewöhnlichen Augen hatten. Ruth Mayhews mitternachtsblaue Augen

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