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Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Titel: Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hudson
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» Ich bin gefallen. Ich weiß, dass ich gefallen bin. Ich bin nicht gesprungen.«
    » Halt den Mund!«, befahl Eli. » Du bist nicht gefallen. Und du bist auch nicht gesprungen.«
    » W-was?« Ich schüttelte den Kopf, unfähig, klar zu denken oder zu begreifen.
    Eli beugte sich vor, bis seine kalten Lippen an meinem Ohrläppchen vorbeistrichen. Leise, beinahe so leise, dass ich es nicht verstand, flüsterte er: » Du bist gestoßen worden.«
    Ohne Vorwarnung ließ Eli meinen Arm los.
    Ich hatte nicht aufgehört, mich zur Wehr zu setzen, und so fiel ich prompt rückwärts zu Boden und starrte dabei voller Entsetzen zu Elis verzerrtem Gesicht empor.
    Das Letzte, was ich hörte, bevor mir schwarz vor Augen wurde, war das laute Krachen, als mein Kopf auf meiner eigenen Grabplatte aufschlug.

23
    Es war genau wie immer.
    Ich öffnete die Augen und erblickte das schreckliche, vertraute Wasser. Es wirbelte und schäumte um mich her, ob aufgrund der Strömung oder meines Ringens, konnte ich nicht sicher wissen. Das Wasser nahm mir die Sicht, schlug gegen meine schwächer werdenden Gliedmaßen und versuchte meine Lippen aufzustemmen und meine Lunge zu fluten.
    Meine Lunge sehnte sich nach Luft, und meine Arme taten von dem Herumgerudere weh. Schwarze Punkte – Folge des Sauerstoffmangels – tanzten vor meinen Augen.
    Noch ein Albtraum. Ich hatte noch einen Albtraum!
    Der rationale Teil meines Gehirns erkannte diese Tatsache. Er sprach leise und sagte dem Rest meines Gehirns, dass dieser Schrecken bald zu Ende wäre, dass ich stets aus dieser entsetzlichen Szene erwachte, auch wenn ich es als totes Mädchen tat. So viel wusste ich: Wenn ich aufhörte, mich zur Wehr zu setzen, würde der Albtraum schließlich aufhören, und ich würde auf dem Friedhof erwachen.
    Und nachdem ich aufgewacht war, könnte ich zu Joshua zurückkehren. Der bloße Gedanke an seinen Namen flößte mir Hoffnung ein. Er gab mir einen Grund, nicht mehr weiterzukämpfen, so sehr es auch gegen meinen, in gewisser Weise absurden, Selbsterhaltungstrieb verstieß.
    Also hörte ich auf, mich zur Wehr zu setzen. Ich ließ meine Arme und Beine schlaff werden. Ich ließ die Strömung daran ziehen, ließ sie meine Glieder packen und daran zerren. Ich schloss die Augen, bloß damit ich diesen Teil des Albtraums nicht mit ansehen musste, und ich öffnete den Mund, um die unvermeidliche Friedhofsluft einzuatmen.
    Doch statt Luft strömte Wasser in meinen offenen Mund. Ich würgte und ließ ungewollt noch mehr Wasser ein. Als ich die Augen aufschlug, sah ich immer noch den dunklen Fluss um mich her, nicht den sonnenbeschienenen Friedhof.
    Etwas lief schrecklich schief.
    Ich war noch nie zuvor erstickt. In keinem anderen Albtraum war mir tatsächlich Wasser in die Lungen getreten. Ich erwachte immer kurz vor dem Zeitpunkt des Todes. Immer.
    Doch jetzt anscheinend nicht.
    Meine Lungen schrien in meiner Brust, da das Wasser in ihnen viel mehr brannte, als es der Mangel an Luft getan hatte. Mein ganzer Körper reagierte auf das Brennen in meiner Brust, meine Arme schlugen um sich, und die Beine machten unter mir Scherenbewegungen.
    Ich ruderte wild mit den Armen, ich paddelte, und dann …
    Es war unmöglich, aber ich trieb nach oben. Binnen Sekunden tauchte mein Kopf aus dem Wasser auf.
    Ich spürte Wind und Regen, der heftig auf meine Haut prasselte. Der Regen kam aus allen Richtungen, stürzte sintflutartig auf mich herab und spritzte dann vom Fluss in mein Gesicht empor.
    Allmählich reagierte mein Körper wieder. Ich hustete zweimal und würgte einen Teil des Wassers aus meiner Lunge hervor. Meine Hände trafen matt auf die Flussoberfläche, größtenteils wirkungslos in ihrem Kampf, mich über Wasser zu halten.
    Während ich mich abstrampelte, hatte ich eine völlig merkwürdige Empfindung meine Handgelenke entlang, unter meinem Kiefer, in meiner Brust: ein heftiges Klopfen, das in meinem ganzen Körper widerhallte. Ohne wirklich zu wissen, was ich tat, presste ich mir eine Hand aufs Herz.
    Erst da, die Hand auf meine Brust gedrückt, wurde mir klar, was vor sich ging: Mein Herz schlug. Das war ein Puls, der da an meinen Handgelenken und unter meinem Kiefer pochte.
    Ich lebte.
    Ich öffnete den Mund, um zu schreien – vor Angst, vor Freude. Wenn ich wirklich lebte, brauchte ich Hilfe, und zwar schnell.
    Doch ein anderes Geräusch kam meinem Schrei zuvor: Gelächter, laut und irre, irgendwo hoch über mir. Einzelne Stimmen vermischten sich in wilder Aufregung, ab

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