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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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meines Vaters getreten.«
    Und da es dazu nichts weiter zu sagen gab, legte er den Rückwärtsgang ein und fuhr aus der Haltebucht. Die Wellen brandeten ans Ufer, eine Brandungslinie folgte der anderen, ohne Beginn, ohne Ende.

6
    Z urück in der Galerie, setzte Neve umgehend den Wasserkessel auf und stellte sich so dicht wie möglich an den Heizofen, um sich aufzuwärmen. Sie war völlig durchgefroren; Tim hatte zwar auf dem Rückweg vom Strand die Heizung eingeschaltet, aber ihre Fingerspitzen und Zehen waren immer noch eiskalt und kribbelten. Vielleicht lag es aber auch daran, wie er sie angeschaut hatte, lange und eindringlich, als sie ihm gesagt hatte, dass er sie wohl nicht besonders möge. Seine Augen hatten für den Bruchteil von Sekunden einen Ausdruck angenommen, der einen Schauer durch ihren Körper jagte, und dieses Gefühl saß ihr jetzt noch in den Knochen.
    Sie versuchte sich darauf zu konzentrieren, den Katalogtext für die bevorstehende Ausstellung über einen lokalen Vogelmaler zu schreiben, der Ende der 1930er Jahre in der Region gelebt und gearbeitet hatte. Er hatte sich Berkeley genannt, nur Berkeley, was damals in Künstlerkreisen noch völlig unüblich war. Er war in Newport geboren und in Rhode Island aufgewachsen. Gerüchten zufolge hatte er die Highschool vorzeitig verlassen, um an der Art Students League in New York Kunst zu studieren und war gleich nach dem Abschluss nach Paris gegangen. Er hatte Feldstudien in der Gegend um Barbizon, Fontainebleau und Honfleur betrieben; aus Notizen, die man später in seinem Skizzenbuch fand, ging hervor, dass er während seines Auslandsaufenthalts Sehnsucht nach seiner Familie und der Vogelwelt gehabt hatte, die im Nordosten der Vereinigten Staaten heimisch waren.
    Während der Zeit, die er in Frankreich verbrachte, verwandelte sich die Welt in ein Pulverfass; Pearl Harbor war die Lunte, die es zum Explodieren brachte. Neve überflog noch einmal die spärlichen biographischen Informationen über diesen rätselhaften Maler, auf der Suche nach Anhaltspunkten, welche Auswirkungen der Krieg auf seine Arbeit gehabt haben könnte. Die Frage war, ob er überhaupt jemals aus Europa zurückgekehrt oder dort ums Leben gekommen war.
    Wie in Fachkreisen allgemein angenommen wurde, war der Name Berkeley eine Hommage an den irischen Philosophen und Bischof George Berkeley, der in Newport gelebt und seine genialen Gedanken über Hanging Rock zu Papier gebracht hatte, einen markanten Felsen, der einen Ausblick auf den Atlantik und das Vogelschutzgebiet bot, das heute den Namen Norman Bird Sanctuary trug. Neve hatte dort mit Mickey seit frühester Kindheit Vogelwanderungen unternommen; sie hatten die Wälder und Feuchtgebiete erkundet und waren wie verzaubert von der Vielfalt der Arten, die man dort zu sehen bekam.
    Während sie am Schreibtisch saß, spürte sie, wie ihr langsam warm wurde. Der Wasserkessel pfiff, und sie stand auf, um Tee zuzubereiten, in Gedanken noch bei Berkeley und dem Geheimnis seines Verbleibs, als die Eingangstür aufging. Ein kalter Windstoß fegte herein, wirbelte Papiere durcheinander, und Chris Brody schloss rasch die Tür.
    »Du kommst gerade rechtzeitig!«, rief Neve und trat in die winzige Kochnische.
    »Rechtzeitig für was?«
    »Tee!«
    »Wunderbar.« Chris warf ihren Wollmantel über den Lehnstuhl vor Neves Schreibtisch und eilte in den hinteren Teil des Raumes, um ihre Freundin zu umarmen. »Ich kann kaum noch erwarten, dass es endlich Frühling wird. Bilde ich mir das ein oder dauert dieser vermaledeite Winter ewig? Eigentlich müssten wir inzwischen längst das Licht am Ende des Tunnels sehen. Aber was muss ich hören – für das Wochenende haben sie Schneefall vorausgesagt!«
    »Wirklich?« Die Eule würde angesichts dessen vielleicht noch ein wenig länger bleiben. Neve füllte Earl Grey in das silberne Teesieb, goss heißes Wasser in die Porzellankanne, legte Kekse auf einen Teller und verdrängte jeden Gedanken an Berkeley und den Krieg.
    »Das scheint dich auch noch zu freuen.« Chris musterte Neve misstrauisch. »Seit wann bringt dich der Schnee zum Lächeln?«
    »Oh, Mickey hat eine Schneeeule am Refuge Beach gesichtet, und ich fände es schön, wenn sie so lange bliebe wie möglich.« Sie schenkte Tee ein und reichte Chris eine Tasse.
    »Ihr Hallorans und eure Vögel«, sagte Chris. »Das geht einfach nicht in meinen Kopf, aber das liegt wohl an mir.«
    Neve hielt die zarte Porzellantasse in den Händen, blies hinein,

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