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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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rosa Färbung angenommen: Es war, als hielten sich Winter und Frühling die Waage.
    Mickey ließ sich tiefer in ihren Sitz sinken und spitzte die Ohren; die beiden küssten sich noch immer. Die Ärmel von Jennas Nylonjacke, die sich an Tripps Jacke rieben, gaben ein knisterndes Geräusch von sich. Die Party, von der die beiden gesprochen hatten – was sollte sie überhaupt dort? Das war etwas für die ›Coolen‹, Jennas neue Freunde. Daran nahmen nicht nur die Schüler im zweiten Jahr teil, sondern auch aus der ersten und letzten Klasse; alle würden trinken und sich produzieren, sich lässig und ausgeflippt geben – und das an der Stelle, wo die Schneeeule schlief.
    Mickey drehte sich um und versuchte, Jennas Blick zu erhaschen. Am liebsten hätte sie die Uhr angehalten oder vielmehr zurückgedreht, weit zurück, zu dem Augenblick, als ihre Freundschaft mit Jenna noch unkompliziert war, als Jenna sie während der Scheidung zum Lachen gebracht und Mickey sie nach dem Tod ihrer Großmutter getröstet hatte. Oder bis zum letzten Winter, als die Tage länger wurden und eine Vorahnung des Frühlings ihre Herzen ergriff, sie an der Aufbruchstimmung der Natur teilhaben ließ, ihnen die Gewissheit verlieh, dass sie Scheidung und Tod durchzustehen vermochten.
    Heiße Tränen stiegen in ihre Augen, und obwohl sie nicht wollte, dass Jenna und Tripp sie weinen sahen, versuchte sie mit purer Willenskraft, ihre beste Freundin dazu zu bringen, sie anzuschauen. Sie musste spüren, wie wichtig es war, an die Schneeeule zu denken – und nicht nur an sie, sondern auch an den schwarzkehligen Blauflügelwaldsänger, ihre beiden Lieblingsvögel.
    Es gab Dinge, die wichtiger waren, als Spaß zu haben. Mickey war sicher, dass die Party phantastisch sein würde – wenn man sich für so etwas begeisterte. Aber warum musste sie ausgerechnet am Refuge Beach stattfinden, wo so viel auf dem Spiel stand? Warum bedeutete erwachsen zu werden, abzustumpfen für Dinge, die es zu lieben und zu schützen lohnte?
    »Hey, was gibt’s denn da zu gaffen?«, fragte Tripp.
    Mickey schüttelte den Kopf. »Ich wollte nur …«
    »Sie ist fix und fertig wegen der Party«, verteidigte Jenna sie, und Mickeys Herz schlug bis zum Hals – trotz allem, was zwischen ihnen stand, konnte Jenna noch immer ihre Gedanken lesen. »Nicht wahr?«
    Mickey blinzelte.
    »Fix und fertig? Weswegen?«
    »Weil wir am Strand feiern.« Jenna sah Mickey in die Augen – sie kannte sie ganz genau, erriet ihre Gedanken und fasste ihre Gefühle über die Eule in Worte, als würden sich die weißen Schwingen wieder über ihren Köpfen ausbreiten. »Stimmt’s?«
    Mickey nickte.
    »Was ist mit dem Strand? Was ist dagegen einzuwenden? Er ist perfekt für unsere Zwecke … Wir sind dort völlig ungestört, können ein Fass Bier mitbringen, laute Musik machen und es gibt dort jede Menge dunkler Ecken, in die man sich verziehen kann.« Er drückte Jenna an sich und blickte sie vielsagend an.
    Unsicherheit flackerte in Jennas Augen auf. Mickey konzentrierte sich, versuchte, in ihnen zu lesen – Jenna fühlte sich hin- und hergerissen zwischen ihrem Freund und ihrer Freundin. Aber sie konnte ihr nicht helfen: Jenna musste sich selbst gegenüber aufrichtig sein, musste zu ihrem Interesse an der Vogelwelt und zu den Jahren stehen, als sie beide davon geträumt hatten, ihren jeweiligen Lieblingsvogel irgendwann mit eigenen Augen zu sehen – die Schneeeule und den Blauflügelwaldsänger.
    Einen Augenblick lang dachte sie, dass doch noch alles gut werden würde – Jenna würde die Wogen glätten, würde Tripp dazu bringen, die Party auf das Senior Field hinter der Turnhalle zu verlegen; oder auf die Brücke, den verborgenen Ort hinter der Bibliothek, der von der Straße aus nicht einsehbar war.
    »Jetzt sag schon, was stimmt denn nicht mit dem Strand?«, fragte Tripp abermals.
    »Das darf ich nicht verraten«, sagte Jenna.
    »Wer sagt das?«
    Jenna warf Mickey einen raschen Blick zu.
    »Was denn, sie? Jetzt mach schon, wir haben hier keine Geheimnisse.« Tripp wandte sich Mickey zu. Er grinste, als sei er fest davon überzeugt, dass sie seiner Willenskraft und seinem Charme nicht widerstehen konnte. Er berührte ihren Hinterkopf, ließ seine Hand über ihren Nacken gleiten, bis auf die Schultern. Mickey bemerkte Jennas Blick und sah, dass ihrer Freundin offenbar nicht gefiel, was er tat.
    »Es geht um die Eule«, sagte Jenna. »Mickey möchte verhindern, dass sie gestört

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