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Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition)

Titel: Wenn du mir vertraust: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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kann …«
    »Klasse.« Mickey zog ihren Mantel an, drückte Shane einen Maismuffin in die Hand und lief zu Neve, um ihr einen Abschiedskuss zu geben.
    »Wohin wollt ihr eigentlich?«
    »Wir haben etwas Wichtiges zu erledigen«, erwiderte Mickey. »Die Sache duldet keinen Aufschub, deshalb müssen wir uns noch vor der Schule darum kümmern. Aber mach dir keine Sorgen – wir sind rechtzeitig beim Unterricht …«
    »Ich habe gefragt, wohin ihr wollt.« Neve wusste, dass Mickey versuchte, um den heißen Brei herumzureden. Sie kannte ihre Tochter gut und hatte das Gefühl, dass der erwähnte Plan mit der Eule in Zusammenhang stand. Hatten die beiden etwa vor, ihr einen Besuch abzustatten? »Ihr könnt nicht nach Kingston. Zum einen ist die Fahrt zu weit und zum anderen zu gefährlich – die Landstraßen sind voller Streusalz und Sand und …«
    Mickeys Blick war verzweifelt, als wäre sie überzeugt davon, dass ihre Mutter sie von der wichtigsten Sache der Welt abhalten wollte. Sie drehte sich hilfesuchend um. Neve hatte gehört, wie sie gestern Abend abermals eine Nachricht für Richard hinterlassen hatte. Neve hatte daraufhin sogar Alyssa angerufen, um zu hören, ob sie wusste, wo er steckte, aber er schien spurlos verschwunden zu sein.
    »Keine Angst, wir wollen nicht zur Eule, Mrs. Halloran«, erklärte Shane. »Sag es ihr, Mickey.«
    »Wir haben etwas, das wir Mr. O’Casey bringen müssen.«
    »Mickey, ich sagte gerade, ich möchte nicht, dass ihr zur Auffangstation fahrt.«
    »Wir wollen nicht zu dem Mr. O’Casey! Sondern an den Strand, zu seinem Sohn. Dem Ranger …«
    »Und was wollt ihr ihm bringen?« Neve war überrascht. Warum hatte Mickey kein Wort davon erwähnt? Das Letzte, was sie von Tim O’Casey gesehen hatte, war sein Rücken, als er mit ihr auf dem Treibholz gesessen und die Flucht ergriffen hatte.
    »Etwas, das mit dem Strand und dem U-Boot zu tun hat. Er muss unbedingt davon erfahren, vielleicht kann er dann die Landrys aufhalten.«
    »Mickey.« Neves Stimme war sanft; der Traum von den Geistern der ertrunkenen Seeleute schien noch nachzuwirken. »Ich weiß, was du erlebt hast, war furchtbar. Aber das Projekt lässt sich nicht mehr rückgängig machen; Cole Landrys Kran ist bereits unterwegs, um das U-Boot zu bergen und wegzubringen.«
    »Das werden wir verhindern«, entgegnete Mickey hartnäckig.
    »Mickey …«
    »Zusammen mit Mr. O’Casey.«
    »Er ist Ranger und weiß, was zu tun ist; wenn er es nicht geschafft hat …«
    »Er braucht unsere Hilfe. Und wir seine. Und wenn wir jetzt nicht sofort losfahren, kommen wir zu spät zum Unterricht …«
    Neve warf einen raschen Blick zu ihrem Schreibtisch hinüber, der in einer Ecke der Wohnküche stand. Der Katalog bereitete ihr Kopfzerbrechen. Er enthielt zahlreiche gelungene Fotos von Berkeleys Bildern, aber viel zu wenig biographische Informationen über den Künstler. Daran ließ sich auf die Schnelle nichts mehr ändern – ein paar Minuten mehr oder weniger würden kaum dazu beitragen, mehr über seine Lebensgeschichte zu erfahren. Sie packte das Material, das sie zusammengestellt hatte, in ihre Aktentasche und nahm ihren Mantel aus dem Garderobenschrank.
    »Kommt, ich fahre euch hin.«
    »Du musst nicht.«
    »Ich möchte es aber.«
    Die beiden stiegen in den Kombi, Mickey nahm vorne und Shane auf dem Rücksitz Platz. Neve wartete darauf, dass er sein Fahrrad auf der Ladefläche verstaute; als er keinerlei Anstalten machte, wurde ihr klar, dass er es später abholen wollte. Sie zögerte. Das bedeutete, Shane würde mit Mickey im Bus zurückfahren, die zwei wären allein im Haus, während sie in der Galerie war.
    »Dein Fahrrad, Shane.« Sie schaute in den Rückspiegel, suchte seinen Blick.
    »Mom, das kann er doch nach der Schule mitnehmen.« Mickeys Stimme klang entrüstet.
    »Schon gut.« Shane stieg aus und holte sein Rad. Neve wusste, in den zwei Sekunden des Blickkontakts hatten Shane und sie ein Abkommen geschlossen. Sie hatte ihn von ihren Spielregeln in Kenntnis gesetzt, und er hatte sie akzeptiert.
    Mickey war sauer und hatte offenbar keine Ahnung, um was es ging. Neve saß ruhig da und schaltete in den Leerlauf, während ihre Tochter zornig den Kopf schüttelte.
    »Ich weiß nicht, was das soll«, sagte Mickey empört.
    »Keine Jungs, wenn ich nicht zu Hause bin.« Neve wusste, dass dieses Verbot ein Meilenstein in ihrer Beziehung war:
Sie führten ein solches Gespräch zum ersten Mal. Es würde nicht das letzte sein,

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