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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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ganz vergesse, warum ich hier bin.
    Â»Böses Mädchen.« Sie gibt mir einen Klaps auf die Hand, nachdem sie mich losgelassen hat. »Du schwänzt die Schule, kommst aber zur Party? Wie ungezogen!«
    Â»Ich suche jemanden«, sage ich. Ich sehe mich im Zimmer um: Juliet ist nicht da. Nicht, dass ich erwartet hätte, sie, was weiß ich, mit Greg Beame flirtend auf dem Sofa sitzen zu sehen, aber es ist einfach Instinkt – und Wunschdenken – zu gucken.
    Â»Rob ist unten.« Lindsay tritt einen Schritt zurück, hebt die Hand und betrachtet mich zwischen ihrem Daumen und Zeigefinger hindurch. »Du siehst aus wie der Penner, der im Wal-Mart geklaut hat. Hast du es darauf abgesehen, heute nicht zu vögeln, oder was?«
    Ã„rger steigt wieder in mir auf. Lindsay, die immer ihren Senf zu allem dazugeben muss.
    Â»Hast du Juliet Sykes gesehen?«, frage ich.
    Lindsay starrt mich einen Sekundenbruchteil an und bricht dann in Gelächter aus. »Ist das dein Ernst?«
    Riesenerleichterung durchströmt mich. Vielleicht ist sie gar nicht aufgetaucht. Vielleicht hatte sie eine Panne oder sie hat Angst gekriegt oder …
    Â»Sie hat mich Miststück genannt.« Lindsay zerschlägt meine Hoffnungen. Sie war hier. »Kannst du dir das vorstellen?« Lindsay lacht sich immer noch kaputt. Sie legt mir einen Arm um die Schulter und ruft: »Elody! Ally! Sammy ist da! Und sie sucht ihre beste Freundin Juliet!«
    Elody dreht sich noch nicht mal um, sie ist zu beschäftigt mit Steve Brown. Aber Ally kommt mit wiegendem Gang auf mich zu, lächelt, schreit: »Hallo, Süße!«, und hält dann die leere Wodkaflasche hoch.
    Â»Wenn du Juliet siehst«, ruft sie, »frag sie doch bitte, was sie mit dem Rest meines Getränks gemacht hat!« Lindsay und sie finden das zum Schreien komisch und Lindsay erwidert: »Psychotini!«
    Ich bin wirklich zu spät. Die Erkenntnis verursacht mir Übelkeit und meine Wut auf Lindsay kehrt zurück.
    Â»Meine beste Freundin?«, wiederhole ich. »Komisch, ich dachte, du wärst diejenige, die so eng mit Juliet war.«
    Â»Wovon redest du?« Lindsays Gesicht wird ernst.
    Â»Spielkameradinnen. Ein Herz und eine Seele. Rotznasen. Sandkastenfreundinnen.« Lindsay sieht aus, als wollte sie noch etwas sagen, aber ich schneide ihr das Wort ab. »Ich habe die Fotos gesehen. Was ist denn passiert? Hat sie dich beim Furzen erwischt, oder was? Gesehen, wie du irgendwohin gerotzt hast? Entdeckt, dass die berühmte Lindsay Edgecombe doch nicht ganz perfekt ist? Was hat sie Schlimmes verbrochen?«
    Lindsay macht den Mund auf und dann wieder zu. »Sie ist ein Freak«, flüstert sie grimmig, aber ich sehe etwas in ihren Augen, das ich noch nie zuvor gesehen habe, einen Ausdruck, den ich nicht genau identifizieren kann.
    Â»Egal.« Ich muss unbedingt Juliet Sykes finden.
    Ich drängele mich wieder nach unten durch und ignoriere die Leute, die meinen Namen rufen, mir auf die Schulter klopfen und darüber flüstern, dass ich in einem Aufzug in der Öffentlichkeit aufgetaucht bin, der aussieht, als wollte ich gerade schlafen gehen – und so war es ja auch. Wenn ich schnell genug bin, erwische ich Juliet vielleicht noch draußen. Sie muss irgendwo geparkt haben. Wahrscheinlich ist sie eingeparkt worden. Es dauert bestimmt eine Stunde, bis sie die Leute dazu gebracht hat, ihre Autos wegzufahren (wenn sie überhaupt jemanden davon überzeugen kann, ihr zu helfen, was ich bezweifle), und noch länger, wenn sie beschließt, zu Fuß nach Hause zu gehen.
    Glücklicherweise schaffe ich es nach unten, ohne Rob zu begegnen. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann, ist, ihm was erklären zu müssen. Neben dem Eingang steht eine Gruppe Zehntklässlerinnen, die verschüchtert und mehr oder weniger nüchtern aussehen, also versuche ich mein Glück bei ihnen.
    Â»Habt ihr Juliet Sykes gesehen?«
    Sie starren mich verständnislos an.
    Ich seufze und schlucke meinen Frust runter. »Blond, blaue Augen, groß.« Sie gucken mich immer noch planlos an und mir wird klar, dass ich gar nicht genau weiß, wie ich sie beschreiben soll. Freak , sage ich beinahe – das hätte ich vor drei Tagen gesagt. Aber jetzt kommt mir das Wort nicht über die Lippen. »Hübsch«, versuche ich es. Als das auch nicht funktioniert, balle ich meine Hände zu Fäusten.

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