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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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womöglich festsitze, bis die Schule zu Ende ist. Allein der Gestank würde mich fertigmachen.
    Ich höre, wie Ottos Tür erneut aufgeht, und werde munter, weil ich denke, dass er jetzt doch geht. Aber dann sagt eine zweite Stimme: »Mist. Sie sind mir entwischt.«
    Dieses nasale Jammern würde ich überall erkennen. Ms Winters.
    Â»Raucher?«, fragt Otto. Seine Stimme ist fast so hoch wie ihre. Ich hatte keine Ahnung, dass sie sich überhaupt kennen. Die einzigen Gelegenheiten, bei denen ich sie im selben Raum gesehen habe, sind die Schulversammlungen, wo Ms Winters neben Schulleiter Beneter sitzt und aussieht, als hätte jemand gerade eine Stinkbombe direkt unter ihrem Stuhl losgelassen, und Otto bei den Sonderschullehrern und dem Ernährungsberater und der Spezialistin für Verkehrserziehung und all den anderen Irren, die zwar zum Lehrkörper gehören, aber keine echten Lehrer sind.
    Â»Wusstest du, dass die Schüler diesen kleinen Bereich die ›Raucherlounge‹ nennen?« Ich kann beinahe hören, wie Ms Winter sich die Nase zuhält.
    Â»Hast du sie gesehen?«, fragt Otto und alles spannt sich in mir an.
    Â»Nicht so richtig. Ich habe sie gehört und den Rauch gerochen.«
    Lindsay hat Recht: Ms Winters ist ganz bestimmt ein halber Windhund.
    Â»Nächstes Mal«, sagt Otto.
    Â»Da draußen liegen bestimmt zweitausend Zigarettenkippen rum«, sagt Ms Winters. »Man sollte meinen, mit den ganzen Gesundheitsvideos, die wir ihnen zeigen …«
    Â»Es sind Teenager. Sie tun das Gegenteil von dem, was man ihnen sagt. Das gehört dazu. Pickel, Schamhaare und Antihaltung.«
    Ich raste fast aus, als Otto Schamhaare sagt, und rechne damit, dass Ms Winters ihn zurechtweisen wird, aber sie sagt nur: »Manchmal frage ich mich, warum ich mir überhaupt die Mühe mache.«
    Â»Nicht dein Tag heute, was?«, fragt Otto und dann hört man, wie etwas gegen den Schreibtisch stößt und ein Buch runterfällt. Ms Winters kichert sogar.
    Und dann, ich schwöre bei Gott, höre ich, wie sie sich küssen. Und zwar keine kleinen Vogelküsschen. Sondern mit offenem Mund, schmatzend und stöhnend.
    Oh, Scheiße. Ich muss mir im wahrsten Sinne des Wortes auf die Hand beißen, um nicht loszuschreien, zu weinen, zu lachen oder zu kotzen – oder alles auf einmal. Das. Kann. Nicht. Sein. Ich sehne mich danach, mein Handy rauszuholen und den Mädels eine SMS zu schreiben, aber ich will mich nicht bewegen. Jetzt will ich erst recht nicht erwischt werden, denn Otto und Ms Nazi werden glauben, dass ich ihre kleine Sexparty ausspioniert habe. Bäh.
    Gerade als ich das Gefühl habe, dass ich es keine Sekunde länger aushalten kann, an die verschwitzten Trikots gequetscht dazusitzen und Otto und der Winters dabei zuzuhören, wie sie sich abknutschen, als wären sie in einem schlechten Porno, läutet es zum zweiten Mal. Jetzt bin ich offiziell zu spät zur siebten Stunde.
    Â»O Gott. Ich habe einen Termin mit Beanie«, sagt Ms Winters. Beanie sagen wir Schüler zu Mr Beneter, dem Schulleiter. Von all den schockierenden Dingen, die ich in den letzten fünf Minuten zu hören bekommen habe, ist das Schockierendste, dass sie diesen Spitznamen kennt – und ihn benutzt.
    Â»Also dann, raus mit dir!«, sagt Mr Otto und ich schwöre – ich schwöre es –, dass ich dann höre, wie er ihr einen Klaps auf den Hintern gibt.
    Oh. Mein. Gott. Das ist besser als das Mal, als Marcie Harris im Labor beim Masturbieren erwischt wurde (mit einem Reagenzglas in ihrer Ihr-wisst-schon, falls man den Gerüchten glauben schenken kann). Das ist besser als das Mal, als Mark Hanley vom Unterricht ausgeschlossen wurde, weil er für kurze Zeit eine Pornoseite im Internet betrieben hatte. Das ist besser als jeder Skandal, den es bisher an der Thomas-Jefferson-Highschool gegeben hat.
    Â»Hast du jetzt Unterricht?«, gurrt Ms Winters beinahe.
    Â»Ich bin fertig für heute«, sagt Otto. Mir rutscht das Herz in dieHose – ich halte hier auf keinen Fall noch fünfundvierzig Minuten aus. Scheiß auf den Krampf, der mir die Kniesehnen und Schenkel hinaufkriecht: Ich habe großartigen Klatsch zu verbreiten. »Aber ich muss die Fußball-Probespiele vorbereiten.«
    Â»Okay, Süßer.« Süßer? »Dann seh ich dich heute Abend.«
    Â»Um acht.«
    Ich höre, wie die Tür aufgeht,

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