Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
Vom Netzwerk:
gesagt, er wird die Penn State University anrufen. Dann komme ich nie aufs College und ich … du verstehst das nicht. Mein Vater bringt mich um. Er bringt mich um.« Jetzt schüttelt sie mich wirklich. Ihre Augen haben einen panischen Ausdruck angenommen. »Du musst es ihnen sagen.«
    Schließlich gelingt es mir, mich loszureißen. Mir ist heiß und übel. Ich will das nicht wissen, will nichts davon wissen.
    Â»Ich kann dir nicht helfen«, sage ich und weiche zurück, immer noch mit dem Gefühl, dass ich die Worte gar nicht wirklich ausspreche, sondern sie einfach von jemand anderem laut ausgesprochen höre.
    Lauren sieht aus, als hätte ich ihr gerade eine runtergehauen.»Was? Was soll das heißen, du kannst mir nicht helfen. Du musst ihnen nur sagen …«
    Meine Hände zittern, als ich mein Handy aufhebe. Es rutscht mir zweimal aus den Fingern und landet beide Male wieder klappernd auf dem Boden. So sollte es nicht sein. Ich habe das Gefühl, als hätte jemand die Rücklauftaste an einem Staubsauger gedrückt, und der ganze Müll, den ich produziert habe, wird auf den Teppich zurückgespuckt, damit ich ihn sehen kann.
    Â»Dein Glück, dass du mein Handy nicht kaputt gemacht hast«, sage ich. Ich fühle mich benommen. »Das hat mich zweihundert Dollar gekostet.«
    Â»Hast du mir überhaupt zugehört?« Laurens Stimme klingt hysterisch und immer lauter. Ich kann mich nicht überwinden, ihr in die Augen zu blicken. »Ich bin fertig, am Arsch …«
    Â»Ich kann dir nicht helfen«, sage ich wieder. Es ist, als könnte ich mich sonst an keine Wörter erinnern.
    Lauren stößt ein Mittelding zwischen einem Schrei und einem Schluchzen aus. »Du hast heute gesagt, ich soll nicht nett zu dir sein. Weißt du was? Du hattest Recht. Du bist schrecklich, du Miststück, du bist …«
    Es ist, als wäre ihr plötzlich wieder eingefallen, wer wir sind: wer sie ist und wer ich bin. Sie schlägt so schnell die Hand vor den Mund, dass es ein hohles, hallendes Geräusch auf dem Gang verursacht.
    Â»O Gott.« Jetzt ist ihre Stimme nur noch ein Flüstern. »Es tut mir so leid. Ich hab’s nicht so gemeint.«
    Ich antworte gar nicht. Diese Worte – du Miststück  – lassen meinen ganzen Körper kalt werden.
    Â»Es tut mir leid. Ich … bitte sei nicht sauer.«
    Ich kann es nicht ertragen – kann es nicht ertragen zu hören, wiesie sich bei mir entschuldigt. Und bevor ich weiß, wie mir geschieht, renne ich – renne in vollem Tempo mit klopfendem Herzen den Gang entlang – und habe das Gefühl, als müsste ich schreien oder heulen oder mit der Faust irgendwo reinschlagen. Sie ruft etwas hinter mir her, aber ich weiß nicht, was, es ist mir egal, ich kann es nicht wissen, und als ich ins Mädchenklo stürze, lehne ich mich mit dem Rücken gegen die Tür und gleite daran herab, bis sich meine Knie in meine Brust bohren und meine Kehle so eng zusammengedrückt wird, dass das Atmen schmerzt. Mein Handy summt die ganze Zeit und sobald ich mich ein bisschen beruhigt habe, klappe ich es auf und finde Nachrichten von Lindsay, Ally und Elody vor: was? spuck’s aus. alles wieder ok mit rob?
    Ich werfe das Handy in meine Tasche und stütze den Kopf in die Hände, während ich darauf warte, dass sich mein Puls normalisiert. Das ganze Glücksgefühl von vorhin ist weg. Sogar die Sache mit Otto und der Winters kommt mir nicht mehr lustig vor. Brianna und Alex und Katie und Sarah Grundel und ihr dämlicher Parkplatz und Lauren Lornet und der Chemietest – es fühlt sich an, als sei ich in einem riesigen Netz gefangen, und jedes Mal, wenn ich mich umdrehe, stelle ich fest, dass ich an jemand anderem klebe und wir uns alle in demselben Netz winden. Ich will nichts davon wissen. Es ist nicht mein Problem. Es ist mir egal.
    Du Miststück.
    Es ist mir egal. Ich habe andere Sorgen.
    Schließlich stehe ich auf. Ich gehe nicht mehr zu Spanisch. Stattdessen spritze ich mir kaltes Wasser ins Gesicht und schminke mich neu. Mein Gesicht ist in dem kalten Neonlicht so bleich, dass ich es kaum wiedererkenne.
    NUR DER TRAUM
    Â»Los, mach nicht so ein Gesicht.« Lindsay haut mir mit einem Kissen auf den Kopf.
    Elody steckt sich die letzte Spicy Tuna Roll in den Mund. Ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist, weil die seit

Weitere Kostenlose Bücher