Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Aladins Wunderlampe
geküsst, mit wie vielen das Lager geteilt?“ Sie stellte sich vor ihn hin, die Arme in die Taille gestützt.
„Was geht es dich denn an?“, herrschte er sie an.
„Wenn ich dir helfen soll, diese Jasmin zu kriegen, muss ich schon einiges über dich wissen. Also sag mir die Wahrheit.“
Aladin räusperte sich und sah auf seine nackten Füße.
„Da waren schon welche, aber …“, begann er.
„Aber keine wie sie, nicht wahr?“ Leila verdrehte die Augen.
„Keine war mit ihr vergleichbar. Nur ein Blick aus ihren Augen bringt Männerherzen zum Schmelzen. Und dann diese Lippen …“
„Genug. Spar dir das für später auf. Lass uns überlegen, wie wir am besten vorgehen.“ Leila umkreiste Aladin und betrachtete ihn von oben bis unten.
„Was ist? Warum siehst du mich so an?“ Wenn er nur wüsste, wie gut er aussah … Nie würde sie ihn kampflos dieser Prinzessin überlassen. Dennoch musste sie ihm das Gefühl vermitteln, wie sehr sie seine Wünsche ernst nahm.
„Du trägst Arme-Leute-Kleidung, gehst barfüßig und stinkst wie ein Ziegenhirt. So willst du doch deiner Angebeteten nicht entgegentreten.“ Leila zupfte an seiner Hose, deren Saum vor Schmutz strotzte. Der Gürtel hatte auch schon bessere Zeiten gesehen. Sie beugte sich vor, schnupperte an ihm und rümpfte die Nase.
„Was macht dich zur Expertin?“ Missbilligend kniff er die Lippen zusammen.
„Ich will dir zugutehalten, dass du das erste Mal einem Dschinn begegnet bist und nicht deren Aufgaben kennst. Unsere Aufgabe ist es auch, für das Wohlergehen unseres Gebieters zu sorgen und natürlich, ihn glücklich zu machen.“ Aladin umfasste ihre Schultern und sah sie eindringlich an.
„Genau, also lass dir was einfallen. Ich begehre Jasmin mehr als alles andere. Ich wünschte, du machst aus mir einen Prinzen oder Kalifen, egal was, nur hilf mir, damit ich sie näher kennenlernen kann.“
Leila erkannte, wie ernst es ihm damit war, und das stimmte sie traurig. Half sie ihm aber nicht, würde er sie in die Lampe zurückverbannen.
„Gut, dein Wunsch sei mir Befehl. Fangen wir gleich an. Als Erstes musst du ein Bad nehmen, denn Prinzessinnen besitzen besonders feine Nasen. Und danach werden wir dich einkleiden.“
Aladins beleidigte Miene amüsierte Leila.
„Aber ich besitze keinen Zuber, und ein Badehaus kann ich nicht bezahlen.“
„Ich könnte zwar ein paar Münzen herzaubern, doch das würde wieder einen Wunsch bedeuten. Ich glaub, ich hab eine bessere Idee. Ich kenne da nämlich eine Oase, schön wie das Paradies …“, sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen.
Ein leichter Wind machte die Hitze erträglicher, als sie die palmengesäumte Oase mit dem Teppich erreichten. Leila erinnerte sich an die enthusiastischen Beschreibungen anderer Dschinn, die diese Wüsteninsel als Paradies bezeichneten. Und sie hatten nicht untertrieben, es war ein grünes Juwel, gespeist von einem sprudelnden Quell inmitten einer kargen Sandlandschaft. Nur die Karawanen, die von der Seidenstraße nach Arabien zogen, passierten sie und hielten an, um ihre Kamele zu tränken und sich zu stärken.
Sanft glitt der Teppich hinab. Aladins Augen weiteten sich vor Staunen angesichts der ungewohnt üppigen Vegetation inmitten der persischen Wüste.
Leila nahm ihn wortlos bei der Hand und führte ihn einen schmalen Pfad zwischen blühenden Kakteen entlang, der zu einem zentral gelegenen, kleinen See führte.
„Bei Allah, du hast nicht zu viel versprochen. Hier muss das Paradies gelegen haben. Einfach traumhaft, besser als in jedem Badehaus.“ Der Blick, mit dem er sie bedachte, wärmte ihr Innerstes.
„Das Quellwasser ist etwas ganz Besonderes, es umschmeichelt die Haut. Alte Legenden erzählen, dass schon Mohammed hier gebadet haben soll. Entkleide dich und genieße dein Bad.“
Er zögerte einen Moment und sah sie fragend an, als er den Gürtel seiner Hose öffnete.
„Du bist nicht der erste Mann, den ich nackt sehe. Aber ich werde mich um die Seifenessenzen kümmern. Wenn du bereit bist, rufe mich.“
„Heißt das, du wirst mir einen ganzen Harem herbeizaubern, der mich waschen wird?“ Er strahlte sie an.
„Das könnte dir so passen. Du wirst mit mir vorlieb nehmen müssen oder willst du einen Wunsch opfern?“, antwortete sie schnippisch.
„Und wenn du mir nicht genügst?“
„Dann hast du eben Pech gehabt. Wenn du erstmal mit Jasmin verheiratet bist, musst du dich mit einer Frau begnügen.“
„Wieso? Jeder Kalif kann sich einen
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