Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Aladins Wunderlampe
besser und man fühlt sich wie ein Falke.“
Leila befahl dem Teppich, emporzusteigen. Aladin stieß Jubelschreie aus, als er nach oben katapultiert wurde, um gleich darauf in rasantem Tempo zur Erde zurückzugleiten. Dann schwebten sie wieder über den Dächern Bagdads.
„Na, wie hat dir das gefallen? Habe ich dir zu viel versprochen?“
„Nein, es war wunderbar!“ Seine Augen strahlten wie die eines kleinen Jungen. Doch dann wechselte der Ausdruck darin und plötzlich schien die Luft elektrisiert.
Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. Heiß durchfuhr es sie, als sie spürte, wie sich seine Muskeln darunter anspannten.
Das Lächeln auf seinem Gesicht wich. Ihre Blicke tauchten ineinander, die Zeit schien stillzustehen. Für einen Moment glaubte sie, so etwas wie Begehren in seinen Augen aufblitzen zu sehen. Doch schon war der Eindruck verflogen und sie senkte den Blick.
„Da unten ist mein Haus. Befiehl dem Teppich, zu landen“, sagte er mit rauer Stimme.
„Nein, lieber dort hinten zwischen den Palmen, wo uns keiner beobachten kann. Die Menschen könnten sich vor einem fliegenden Teppich fürchten. Zum Glück sind die meisten noch immer auf dem Basar.“ Er nickte.
Leila bewegte ihre Hand langsam nach unten, woraufhin der Teppich sich senkte. Sie hatte den Flug genossen und bereute das schnelle Ende. An seiner Seite fühlte sie sich mehr als Frau denn je. Er weckte alle Sinne in ihr.
Die Gegend wurde von kargen Lehmhäusern dominiert, die von der Armut seiner Bewohner zeugten. Die Menschen saßen mit hängenden Köpfen auf den Stufen vor ihren Eingängen. Aus ihren Mienen sprach Hoffnungslosigkeit. Dieser Anblick rührte Leila und erinnerte sie an die beiden Jungen von vorhin.
Aladin begrüßte im Vorbeigehen eine alte Frau, auf deren Lippen ein schwaches Lächeln erschien.
Dann führte er Leila in sein Haus, das ein karger, quadratischer Raum war, in dessen Mitte eine Feuerstelle platziert war. Sein Bett bestand aus einem Teppich und einem zerschlissenen Seidenkissen.
„Das ist mein bescheidenes Haus.“ Er stöhnte auf. „Mit diesem Reichtum kann ich bestimmt eine Prinzessin beeindrucken“, sagte er und zog eine Grimasse. Seine Gedanken galten wieder der Prinzessin aus der Sänfte. Warum war sie auch nur so dumm gewesen, den Vorhang der Sänfte anzuheben? Für diese Torheit hätte Leila sich sogar selbst in die Lampe zurückgewünscht. Sie rang sich ein Lächeln ab, als sie sich Aladin zuwandte.
„Ach, willst du das? Ich dachte, du wolltest mit mir über deine übrig gebliebenen Wünsche reden.“
„Genau. Und Jasmin ist einer davon.“ Immer wenn er den Namen der Prinzessin aussprach, gab es Leila einen Stich. Am liebsten hätte sie ihn gefragt, was er an ihr so begehrenswert fand. Ja, zugegeben, sie war schön. Aber war sie auch klug und mochte ihn? Wenn sie nur gekonnt hätte, hätte sie diese Jasmin in eine Schlange verwandelt, so wie es ein anderer Dschinn mit einer Nebenbuhlerin getan hatte. Leila stellte sich Aladin vor, der Flöte spielend vor einem Korb saß, aus dem sich eine Schlange mit Jasmins Gesichtszügen erhob.. Sie musste ein Kichern unterdrücken.
„Du weißt, ich habe dir gesagt, dass wir Dschinn keine Gefühle beeinflussen können. Ich kann sie also nicht dazu bringen, sich in dich zu verlieben.“
„Nein, aber du kannst es mir erleichtern, dass sie sich in mich verliebt. Welche Frau könnte schon solch einem gut aussehenden Kerl wie mir widerstehen?“ Er grinste sie frech an.
„Na, du bist ja ganz schön eingebildet. Welche Erfahrung mit Frauen ihrer Art besitzt du denn, dass du dich so sicher fühlst, sie für dich zu gewinnen? Sie ist kein Mädchen deines Standes. Solch ein bunter Schmetterling will mehr, ist verwöhnt. Da kommen nur die besten Blüten infrage. Du musst ihr schon einiges bieten und nicht nur materiell. Du musst sie auch als Mann faszinieren. Dazu ist es wichtig, ihre Gewohnheiten und Leidenschaften zu kennen. Hat sie dir diese schon verraten? Kennst du ihre Vorlieben beim Essen, Schlafen, der Liebe?“
Aladin prustete los. „Als Frau sollte sie eher die meinen kennen.“ Wieder folgte ein unverschämtes Grinsen.
„Wenn du dich wie ein Pascha benimmst, wirst du sie nie gewinnen.“
Leila redete sich in Rage, ihre Stimme überschlug sich fast.
„Traust du mir etwa nicht zu, eine Frau glücklich zu machen?“ Und ob, dachte sie, aber das durfte sie ihm auf keinen Fall sagen.
„Wie viele Frauen hast du schon kennengelernt, wie viele davon
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