Wenn es dunkel wird im Märchenwald ...: Aladins Wunderlampe
es nicht. Ich will nachsichtig sein und dir die Aufgabe eines Dschinns erklären. Das bedeutet, dem Gebieter zu dienen, Wünsche zu erfüllen. Du hast genau drei Wünsche frei. Ich warte auf deinen Befehl.“
Aladin strich grübelnd über sein glatt rasiertes Kinn.
„Allah meint es gut mit mir.“ In seinen dunkelbraunen Augen blitzte es freudig auf.
„Ja, mein Gebieter.“
„Erfüllst du mir wirklich jeden Wunsch?“ Er lächelte sie an. Ein jungenhaftes Lächeln, das Leila unwiderstehlich fand.
„Sagen wir mal, fast jeden“, antwortete sie.
„Und was darf ich nicht wünschen?“
„Nun, wir Dschinns haben feste Regeln. Wir dürfen niemanden töten oder verletzen oder sonst welchen körperlichen Schaden zufügen. Auch können wir keine Toten zum Leben erwecken oder die Gefühle eines Menschen beeinflussen. Sonst darfst du dir alles wünschen.“
Aladin grinste noch breiter.
„Mmh. Schade, dabei hätte ich so gern meinen Oheim auf einem Kamelrücken festgebunden und mit der Peitsche durch die Wüste jagen lassen.“
„Nein, diesen Wunsch kann ich dir unmöglich erfüllen. Er verstößt gegen das Dschinn-Gesetz.“ So etwas taten nur schwarze Dschinn, mit denen sie nichts zu tun haben wollte. Das verschwieg sie ihm.
„Nun gut. Aber ungeschoren soll er mir nicht davonkommen.“
„Was nützt dir die Rache? Sie bringt nur Unglück. Allah wird ihn seiner gerechten Strafe zuführen. Der Rubin des Prinzen, den er mitgenommen hat, wurde einst vom berühmten und grausamen Räuber Husein gestohlen. Der Rubin ist verflucht. Dein Onkel wird damit nicht glücklich werden.“
Wenn sie noch an diesen Husein und seine Zudringlichkeit dachte, schüttelte es sie.
„Ja, die Wege Allahs sind unergründlich. Das Kismet bestimmt unseren Weg. Du hast recht, ich will jetzt lieber über meine Wünsche nachdenken und keinen Gedanken an meinen Oheim verschwenden.“
Aladin setzte sich neben die Lampe in den Schneidersitz und strich nachdenklich über sein Kinn, auf dem schwarze Stoppeln sichtbar waren.
„Jeder Wunsch sollte wohl überlegt sein. Es gibt so vieles, was ich mir wünsche. Ein Palast mit eigenen Dienern! Ich brauche nur mit den Fingern zu schnippen und werde bedient. Speisen nach Wunsch, jeden Tag mein Leibgericht … mh. Täubchen in Safransoße. Nie wieder stehlen müssen, das wäre famos.“ Aladin hielt in seiner Aufzählung inne. Sein Blick richtete sich in die Ferne und seine Miene nahm einen verklärten Ausdruck an.
„Und eine Frau wie Jasmin, deren Haut sich glatt wie ein Pfirsich anfühlt. Das Haar, seidig und duftend. Der heilige Mohammed weiß, wie ich es genießen würde, wenn sie mich mit ihren Händen und Lippen auf einem Diwan verwöhnte. Doch um sie werben zu können, muss ich reich sein, ein Prinz oder besser noch ein Kalif ...“ Er schloss versonnen die Augen. Wieder verspürte Leila einen Anflug von Eifersucht in sich aufsteigen.
„Komm mal wieder runter von deiner Wolke.“ Sie stieß ihm den Ellbogen in die Rippen.
„Schlag dir das mit der Prinzessin aus dem Kopf. Ich kann sie nicht in dich verliebt machen. Und in welcher Reihenfolge soll ich bei den Wünschen beginnen?“, fragte sie. Leise murmelnd wiederholte er seine Worte. Eifrig breitete Leila ihre Arme aus, um es in die Tat umzusetzen.
„Halt, halt! Nicht so schnell. Ich habe doch nur laut nachgedacht.“ Er umfasste ihren Arm, der unter der Berührung zu prickeln begann. Dieser Gebieter ging ihr unter die Haut, wofür sie ihre lange Einsamkeit verantwortlich machte. Mit ihren magischen Kräften war auch die Frau mit Gefühlen und Begierden aus dem jahrtausendealten Schlummer erwacht.
„Ach so …“ Sie sah zu ihm auf und glaubte, in seinen dunklen Augen zu versinken.
„Hol mich erstmal hier raus“, befahl er.
„Wohin?“
„Einfach nur raus aus diesem Loch.“
„Wunsch Nummer eins“, zählte sie auf.
Sofort konzentrierte sich Leila auf das Ausführen seines Wunsches, was ihr nicht leicht viel, denn seine Nähe brachte sie völlig durcheinander. Bei Allah, sie musste sich zusammenreißen. Mit geschlossenen Augen zog sie mit den Händen einen Kreis in der Luft. Einen winzigen Moment später befanden sie sich außerhalb der Höhle. Jedoch steckte Aladin bis zur Brust in einer Sanddüne.
Die gleißende Sonne blendete ihn und brannte auf seinen nackten Schultern.
„Was soll das denn?“, fuhr er sie an. „Ich wollte gewiss nicht die Höhle verlassen, um in einer Düne zu verdorren!“
„Oh,
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