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Wenn Es Dunkel Wird

Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Füße –, während die Königin der Schwerter meine kurze Unaufmerksamkeit nutzte und mir ein Schwert mitten ins Herz stieß. Erst dann fuhr ich auf, schweißnass – selbst das Bettlaken war klamm.
    Am frühen Abend setzte ich mich auf die Mauer und las weiter Billard um halb zehn. Obwohl ich hier alle Zeit der Welt zu haben schien, kam ich nicht richtig zum Lesen. Ich konnte mich nicht konzentrieren.
    »Hi Mel!«
    Julian kam auf mich zu. Er war in den letzten Tagen noch brauner geworden. Sein blondes Haar leuchtete weizenhell und seine Augen hatten die Farbe des Meeres. Er trug nur seine Badeshorts.
    Mein Herz fing schon wieder an, heftiger zu schlagen, ich ärgerte mich darüber, aber konnte nichts dagegen tun. Ich sah schweigend von meinem Buch auf.
    »Und, wie war’s am Strand?« Er reichte mir eines der beiden großen Gläser Cranberry-Schorle.
    »Danke.«
    Ich nahm einen kräftigen Schluck, ja, ich hatte Durst, aber vor allem wusste ich nicht, was er von mir wollte –und wie ich mich verhalten sollte.
    Er stand jetzt neben mir, ich müsste nur den Arm ausstrecken und würde seinen kräftigen Bizeps berühren oder seinen festen Bauch oder … schnell trank ich einen weiteren großen Schluck.
    »Hör mal, ich wollte dir sagen …« Er kam ins Stocken.
    »Was denn?«
    »Ich … ich finde dich wirklich nett.«
    »Danke.« Ich hoffte, er würde nicht weiterreden. Ich hoffte, er würde es unausgesprochen lassen, ich hoffte, er würde die Sache mit dem Pool nicht ansprechen und nicht irgendeine blöde Erklärung erfinden. Aber er redete weiter:
    »Ich … du weißt, dass ich mich gerade von meiner Freundin … und … Na, ich wollte dir sagen, dass ich mich nicht überstürzt in eine andere Beziehung …«
    »Von welcher Beziehung redest du?« So einfach wollte ich es ihm nicht machen. Wollte er mir weismachen, er sei in mich verliebt?
    »Mel … du hast doch gemerkt, dass ich auf dich stehe …«
    Nein, nicht wirklich, hätte ich am liebsten gesagt, doch ich sagte es nicht.
    »Aber, ich will mich nicht zwischen dich und Claas …«
    »Zwischen uns ist nichts. Jedenfalls nichts Ernstes, wenn du das meinst.« Sollte ich doch noch Hoffnung haben? Ich konnte es nicht so recht glauben und dennoch …
    »Ach so …« Er wirkte erstaunt oder vielleicht wollte er einfach nur Zeit gewinnen, weil er nicht wusste, wie er dieses blöde Gespräch beenden sollte.
    »Aber Claas …«, fing er wieder an.
    »Weißt du, was, Julian, lassen wir das, okay? Ist besser so.«
    Er nickte. Geh!, dachte ich, bitte hau jetzt ab – und doch wünschte ich mir etwas anderes, nämlich dass er sich zu mir beugen, seine sonnengebräunte Hand in meinen Nacken legen, mich mit seinen blauen Augen ansehen und küssen würde.
    »Da wäre noch was«, riss mich seine Stimme aus meinen Fantasien. Er blickte geradeaus aufs Meer. »Als wir diese Tarot-Karten … ich meine … diese Karte, die ich gezogen habe …«
    »Die … Zwei Kelche …«
    »Ja, die …« Ich spürte, dass er unsicher wurde. »Das nimmst du doch nicht ernst, oder?«
    »Was, bitte, soll ich nicht ernst nehmen?«
    Seine Augen versuchten zu ergründen, worauf ich hinauswollte.
    »Du … und ich … du verstehst«, sagte er nach einem Zögern, »das war bloß eine Karte! Oder?«
    »Ich hab nie was anderes behauptet, Julian.« Mein Lächeln fühlte sich an wie in meine Wangen geschnitzt.
    »Gut«, er wirkte erleichtert, »dann ist ja alles geklärt. Oder?« Er sah mich forschend an.
    »Klar«, ich zuckte die Schultern. »Du und Tammy habt die Verliebtheitskarten gezogen, na und. Ihr seid doch Geschwister.« Ich ließ den Satz in der Luft stehen.
    Wieder war er sich offenbar nicht ganz sicher, was ich wirklich meinte, dann aber nickte er. »Genau.«
    »Eben«, sagte ich und sah ihm in die Augen. Ich merkte, wie er sich von mir lösen wollte, aber ihn etwas zurückhielt. »Ich …«, fing er dann an, »will nicht, dass du dir irgendeinen Bullshit zusammenreimst.«
    Ich hob fragend die Brauen. »Bullshit?« Ich kam mir allmählich vor wie ein Papagei, aber so zwang ich ihn, die Dinge auszusprechen.
    »Du hast keine Geschwister, stimmt’s?«
    »Nein …«
    »Tja, dann … weißt du nicht, wie das ist, wenn man sich schon so viele Jahre kennt und …« Er brach wieder ab, aber ich kam ihm nicht zu Hilfe. Sollte er sich nur in seinen eigenen Erklärungsversuchen verstricken. »Du weißt nicht, wie das ist mit einer jüngeren Schwester. Ich habe immer auf sie aufgepasst …
    »Doch, verstehe

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