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Wenn Es Dunkel Wird

Wenn Es Dunkel Wird

Titel: Wenn Es Dunkel Wird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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nüchtern.
    Er lachte künstlich.
    Julian kam in Badehose aus dem Haus, ein Badetuch über der Schulter. »Oh, geheimes Meeting hier draußen!«
    »Sieht so aus«, erwiderte Claas, »ich hab gerade vorgeschlagen, noch was zu rauchen.«
    »Das Wasser ist fantastisch!«, rief Tammy vom Pool. »Komm endlich rein!«
    Claas und ich sahen zu, wie Julian sein Handtuch abwarf und einen Kopfsprung ins Wasser machte.
    Es spritzte kaum, als sein vom Mond beschienener Körper ins Wasser schnellte. Und beim Auftauchen schimmerte sein Haar platinhell. Tammy und Julian lachten.
    »Manchmal hab ich das Gefühl, Tammy sieht uns gar nicht«, drang Claas’ Stimme an mein Ohr. Nachdenklich kräuselte er die Lippen.
    Später in der Nacht weckten mich Stimmen von draußen. Ich hatte sowieso nicht tief geschlafen, stand auf und sah vom Fenster hinunter auf die Terrasse und den Pool. Ich erkannte zwei Gestalten. Sie flüsterten, leider konnte ich nicht verstehen, was. Dann erkannte ich Claas an seinen eckigen, hängenden Schultern. Der andere war Julian. Was hatten die beiden vor?
    Plötzlich stolperte Julian, zumindest sah es so aus. Was machen die da unten?, fragte ich mich gerade, als Julian aufsprang und sich auf Claas stürzte. Es begann eine stille Rangelei und ich war mir nicht ganz sicher, ob es im Spaß oder Ernst passierte. Lachte nicht einer sogar?, doch dann, ich sah es genau, schubste Claas Julian, der mit einem lauten Platschen im Pool landete. Doch Julian riss Claas blitzschnell mit sich ins Wasser. Beide rangelten jetzt im Wasser weiter. Es spritzte, klatschte, aber keiner sagte etwas. Mal tauchte der eine, mal der andere Kopf auf, vielleicht war es auch immer derselbe, das konnte ich vom ersten Stock aus nicht genau erkennen.
    Ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit, vielleicht war es wegen der Stille, mit der der Kampf unten ausgefochten wurde.
    Ich war im Konflikt. Sollte ich sie ignorieren? Oder dazwischengehen?
    Ich überlegte noch, als Tammy, ein Handtuch umgeschlungen, an den Pool rannte.
    »Sagt mal, habt ihr einen Knall?«, rief sie gedämpft. Offensichtlich wollte sie vermeiden, dass ich etwas mitbekam. »Hört sofort auf! Claas! Julian!«
    Ich beobachtete, wie die beiden tatsächlich voneinander ließen und aus dem Wasser stiegen. Julian zog sich am Rand hoch und ging schweigend und tropfnass ins Haus.
    Claas wollte etwas zu Tammy sagen, aber sie wendete sich ab und folgte Julian ins Haus.
    Jetzt war es wieder still. Nur das Wasser im Pool schwappte noch schmatzend gegen den Rand.
    Aufgewühlt legte ich mich wieder ins Bett. Als die ersten Vögel zu zwitschern anfingen, schlief ich ein.
    Am nächsten Morgen sprach keiner von ihnen davon und auch ich erwähnte den Vorfall nicht.
    Ja, merkwürdigerweise beschlossen Claas und Julian, gemeinsam mit den Rädern runter nach Les Colonnes zu fahren und ein paar Sachen einzukaufen, die uns ausgegangen waren. Wahrscheinlich sind Jungs so, sie prügeln sich oder sie radeln um die Wette und danach ist ihr Konflikt beigelegt.
    Julian und Claas jedenfalls stürmten in halsbrecherischem Tempo auf den Rädern los, ich war froh, dieses Wetteifern nicht mit ansehen zu müssen.
    Ich versuchte, auf der Terrasse zu lesen, doch selbst im Schatten war es so heiß, dass ich immer wieder in einen seltsamen Halbschlaf fiel. Überhaupt: Die Hitze kam mir wie eine klebrige Masse vor, in der unsere Gefühle trieben, bis sie darin erstarrten. So wie Insekten in Bernstein.
    Um halb zwei mittags zeigte das Thermometer tatsächlich dreiundvierzig Grad im Schatten an.
    Obwohl das Stromkabel repariert war, flog die Sicherung jedes Mal raus, wenn man den Ventilator oder den Fön – oder überhaupt irgendein zusätzliches elektrisches Gerät anschalten wollte. Selbst als sich die Schwimmbadpumpe um ein Uhr einschaltete, fiel der Strom im ganzen Haus aus. Tammy zog gerade den Kühlschrank auf und blickte ins Dunkle.
    Vincent versprach, sich am nächsten Tag um die Sache zu kümmern, währenddessen konnten wir bloß hoffen, dass das Wasser nicht vollends umkippte – und dass doch eine kühle Brise vom Meer heranwehen würde.
    Doch nichts dergleichen geschah; wir schmorten weiter in unserer zähen Bernsteinflüssigkeit.
    Tammy – um es der Vollständigkeit halber zu erwähnen – blätterte wie meist in ihren amerikanischen Hochglanz-Modezeitschriften. Ich glaube, wir sprachen kein einziges Wort miteinander.
    Julian und Claas hatten von ihrer Einkaufstour ein paar aufputschende Pillen

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