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Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit

Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit

Titel: Wenn es fesselt, ist es keine Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Spezzano
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keine Verantwortung übernehmen, fühlen wir uns schuldig. Das ist die Alternative. Schuld stärkt das Ego, also wird uns das Ego nicht vor Schuldgefühlen warnen. Vielmehr rät es uns zu Dissoziation (Abspaltung) und zu Repression (Verdrängung), um mit unseren Schuldgefühlen fertig zu werden. Das löst die Schuld aber nicht auf, sondern vergräbt sie, sodass sie später viel schwerer zu finden und aufzulösen sein wird. Wenn Schuldgefühle verdrängt werden, projizieren wir sie und schieben anderen Menschen die Schuld für ihre angeblich kriminellen Fehler oder Irrtümer zu. Doch obwohl wir dann andere dafür verurteilen, hören wir nicht auf, uns selbst für die (vermeintliche) Schuld zu bestrafen. Unsere Schuldgefühle verankern Opfer-Täter-Muster, in denen wir mal die eine, mal die andere Seite der Falle besetzen. Da die Wirkung dieser Falle anhält, verstärken sich unsere Schuldgefühle und das Ausmaß unserer Selbstbestrafung nimmt ebenfalls zu.
    Verantwortlichkeit baut eine Familie auf und stärkt die Herzensbindung ihrer Mitglieder. Schuldgefühle zerstören, weil sie trennen, aggressiv wirken und Eigenangriffe erzeugen. Verantwortlichkeit bringt Einfühlsamkeit mit sich, während Schuld zur Erfahrung des Versagens führt und dann Rollen erzeugt, die das kompensieren sollen.
    Verantwortlichkeit und die Fähigkeit, Rechenschaft abzulegen, wirken auf tieferen Ebenen des Geistes. Andererseits haben Familien und die Gesellschaften, die sie aufgebaut haben, die Vorstellung vom »unschuldigen Opfer« konstruiert. Unschuld fördert Verantwortung und Einfühlungsvermögen. Ein Opfer ist jemand, der sich für die Illusion einer Schuld selbst bestraft. Und da Aggression nicht zielgerichtet ist, bestraft ein Opfer auch Menschen, die ihm nahe stehen. Selbstverständlich braucht jeder, der leidet, Trost, Unterstützung und Hilfe. Wenn Sie dabei auch das Unterbewusstsein und das Unbewusste berücksichtigen, dann geschieht alles, was sich von der Empfängnis an in einer und rund um eine Familie abspielt, als Folge geheimer Verabredungen.
    Wir gestalten die Familie und größere traumatische Situationen um uns herum als eine Form des kollektiven Einverständnisses. Wenn sich jedoch eine einzige Person auf die Wahrheit beruft und auf einfühlsame Weise in Wahrhaftigkeit wirkt, dann wird sich die Situation für alle Beteiligten verändern. Eine einzige Person, die unschuldig und einfühlsam ist und erkennt, dass keiner schuldig ist und alle verantwortlich waren, könnte die persönlichen und die familiären Muster auf gesunde Art und Weise verändern.
    Jede negative Situation, die es in der Familie oder ihrem Umkreis gibt, dient uns zu einem bestimmten Zweck. In der negativen Situation haben wir auf den Rat des Egos gehört und etwas gemacht, das zwar das Ego gestärkt, uns aber persönlich etwas gekostet hat. Typische Egomuster, die sich in Tausenden von Workshops gezeigt haben, sind: der eigenen Bestimmung auszuweichen; sich zu verstecken; zu versuchen, sich vor Angst zu schützen oder Schuld abzuzahlen; sich selbst zum Märtyrer zu machen, um einen anderen zu retten; recht zu haben als Teil eines Machtkampfes oder als Versuch, ein Bedürfnis zu befriedigen; Rachegelüste; eine Schwäche zu verbergen; an jemandem festzuhalten in dem Bestreben, andere oder sich selbst zu beherrschen. Und schließlich gibt es noch das versteckte Muster, das auch Teil aller anderen ist: Probleme zu benutzen, um unabhängig zu sein.
    Wenn wir dem Weg des Egos folgen, geraten wir auf einen Weg des Widerstands, der zu einer schlechten Einstellung, zu Auflehnung und schließlich zum Tod führt. Der Weg des Egos ist ein Weg der Angst, der Schuld und der Schmerzen. Wenn wir ihn gehen, entscheiden wir uns nicht für den Weg des höheren Bewusstseins mit all seinen Gaben, Segnungen und Wundern. Doch nur wenn wir jenen Weg des höheren Bewusstseins gehen, werden wir verantwortlicher und einfühlsamer.
    All die Vorwürfe, Trotzreaktionen, Schwächen und Opfergeschichten, die aus unseren Familien und unserer Kindheit stammen, weisen auf Erfahrungen hin, in denen wir nicht wach, reif, verantwortlich und einfühlsam waren – für die Wahrheit, für uns selbst, unsere Bestimmung, unser Glück und andere Menschen. Immer, wenn wir den Weg des Egos gewählt haben, wurden auch andere, uns nahe stehende Menschen angeregt, den Weg des Egos zu gehen. Kein sehr glücklicher Weg.

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