Wenn es Nacht wird in Manhattan
das angetan?”, wollte er wissen.
Sie veränderte ihre Lage ein wenig und verzog das Gesicht, weil ihr die Bewegung Schmerzen im Brustkorb verursachte. Das Atmen fiel ihr ebenso schwer wie das Reden. “Er war wütend, weil er niemanden erreichen konnte, der bereit war, Lösegeld für mich zu zahlen”, erklärte sie mühsam. “Er sagte, er würde dafür sorgen, dass ich nie wieder arbeiten könnte, aber er war wohl zu betrunken, um mir einen tödlichen Schlag zu versetzen. Kurz bevor ich hingefallen bin, hat er die Flasche auf den Boden geschleudert. Vermutlich wollte er mich mit dem Flaschenhals aufschlitzen.”
“Er hatte sie in der Hand und stand über dir”, erinnerte Cash sich. “Die Schnittverletzungen hast du dir vermutlich zugezogen, als du in die Glasscherben gefallen bist.”
Sie lachte freudlos. “Egal, wie ich sie bekommen habe, sie werden nicht über Nacht heilen. Ich werde ein paar Monate lang nicht arbeiten können. Joel Harper wird wohl jemand anders für seinen Film suchen müssen.”
Bei dem Gedanken verzweifelte sie fast, aber das sagte sie den beiden nicht.
“Jetzt ist es erst einmal nur wichtig, dass du das hier alles heil überstehst”, meinte Cash beruhigend. “Ich kümmere mich solange um alles andere – auch um Rory.”
“Danke”, sagte sie steif.
“Ich weiß, dass du nicht gerne von mir abhängig bist”, erwiderte Cash. “Mir ginge es an deiner Stelle genauso. Aber du hast im Moment wirklich genug damit zu tun, wieder auf die Beine zu kommen.”
“Jetzt weiß ich endlich, was es heißt, wenn sie nach den Szenen im Studio immer ‘Schnitt’ und ‘gestorben’ rufen”, murmelte sie sarkastisch.
“Brauchst du sonst noch etwas aus deiner Wohnung?”, fragte Cash.
“Außer meiner Versicherungskarte? Meine Nachthemden, einen Morgenrock, etwas Unterwäsche und meine Pantoffeln”, antwortete sie. “Rory weiß, welche. Ein bisschen Kleingeld für den Imbissautomaten und etwas zu lesen.”
Sie würdigte ihn noch immer keines Blickes. Er trat einen Schritt näher ans Bett heran und bemerkte, wie sie sich mit einem Mal verspannte.
“Rory, könntest du uns eine Minute allein lassen?”, fragte er den Jungen.
Ehe Rory etwas sagen konnte, sah Tippy Cash ins Gesicht. Ihre Augen blickten ausdruckslos. “Er braucht das Zimmer nicht zu verlassen”, meinte sie. “Wir beide haben uns nichts zu sagen, Cash. Überhaupt nichts.”
Er atmete hörbar aus.
“Ich wäre dir dankbar, wenn du mir einfach nur meine Sachen bringst”, sagte sie. “Rory, der Polizist, der bei mir war, hat gesagt, dass einer der Männer entkommen ist. Du kannst natürlich nicht bei mir im Krankenhaus bleiben. Und du kannst auch nicht allein in der Wohnung oder bei Don bleiben”, fügte sie hinzu, als er etwas erwidern wollte, “ohne seine Familie zu gefährden. Es tut mir leid, dass ich dir den Rest deiner Osterferien verderbe, aber du musst unbedingt zurück in die Schule. Dort bist du sicher; der Kommandant passt auf dich auf. Cash, würdest du dich mit ihm in Verbindung setzen und ihm erzählen, was passiert ist?”
“Natürlich”, sagte er und wandte sich zu Rory. “Sie hat recht. In Maryland kann dir nichts passieren. Im Gegensatz zu hier.”
Rory verzog das Gesicht. “Ich will aber nicht gehen”, quengelte er.
Sie nahm seine Hand und hielt sie fest umklammert. “Ich weiß. Aber wir beide haben nur uns”, sagte sie mit einem gequälten Lächeln. “Und bald wird es mir wieder gut gehen. Ich verspreche dir, dass ich nicht aufgebe. Okay?”
Er musste schlucken. “Okay.”
“Es ist ja nicht mehr lang bis zum Sommer”, tröstete sie ihn. “In den Ferien machen wir etwas ganz Tolles.”
“Wir könnten auf die Bahamas fliegen”, schlug er vor.
Sie nickte. “Mal sehen. Geh jetzt mit Cash und hole meine Sachen. Deine kannst du dann auch packen. Cash, kannst du bitte am Flughafen anrufen und Rory ein Ticket besorgen? Mein Kreditkartenkonto ist überzogen, aber ich gebe dir einen Scheck, wenn du das Geld vorstreckst.”
“Ich kümmere mich darum”, sagte Cash. “Du brauchst mir das Geld nicht zurückzugeben.”
Vergeblich versuchte sie, etwas zu erwidern. Sie war vollkommen hilflos. Als sie sich bewegte, verzog sie das Gesicht zu einer schmerzhaften Grimasse.
“Was ist denn?”, fragte Cash aufmerksam.
“Diese verdammten Rippen”, keuchte sie heiser. “Sie tun immer noch weh, wenn ich mich bewege.”
Cashs Augen funkelten wütend. Im Nachhinein tat es ihm leid, dass er
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