Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Titel: Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
Vom Netzwerk:
und wurde immer wütender, weil man mir ständig sagte, was ich zu tun und wohin ich zu gehen hatte.
    Na schön, sicher oder nicht sicher – hier wollte ich nicht bleiben und darauf warten, bis mein Held kam und mich rettete. Ich schwang mich wieder aufs Rad und fuhr den Hügel hinunter, um mich in den Verkehr einzufädeln.

37
    Auf der Rochester High Street war niemand zu sehen, zwi schen den engen Gassen flatterten wie immer Fähnchen, Zeugen des letzten oder eine Ankündigung des nächsten Festivals. Die Reifen meines Rades holperten über das Kopfsteinpflaster.
    Ich lehnte mein Rad an die Wand des Dot Café, bestellte mir einen Latte macchiato und ein Sandwich mit Bacon, setzte mich draußen an einen Metalltisch und stellte das Rad hinter meinem Stuhl ab. Es war etwas windig, ich war die Einzige, die draußen saß, aber so bekam ich wenigstens ein bisschen frische Luft und hatte Zeit zum Nachdenken.
    Ich hatte Dylan nicht gesagt, dass sein Päckchen verschwunden war, und überlegte, warum er mich nicht aufgefordert hatte, es mitzunehmen. Vielleicht wusste er es bereits. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er auf dem Boot gewesen war und es an sich genommen hatte.
    Die Kellnerin brachte das Bacon-Sandwich nach draußen, und ich biss ein großes Stück davon ab, das meinen Mund füllte. Erst jetzt, wo mein Magen knurrte, als er das Essen witterte, bemerkte ich, wie hungrig ich war. Es schmeckte herrlich. Ich spülte den Bissen mit Kaffee hinunter. Immer wieder sah ich die High Street hinauf und hinunter in Erwartung, die beiden Kerle vom Hafen zu sehen.
    Mein Handy klingelte. Ich zog es aus der Tasche, Jim Carling rief an.
    »Hallo?«
    »Gen, ich bin’s. Wo bist du?«
    »Rochester High Street. Und du?«
    »Ich bin noch in London. Ich komme jetzt und hole dich ab, aber es wird eine Weile dauern, bis ich bei dir bin. Alles in Ordnung?«
    »Es geht mir gut.«
    »Wenn du willst, kannst du auf dem Revier auf mich warten.«
    »Nein, danke«, sagte ich. Es gab schönere Aufenthaltsorte.
    Er seufzte resigniert.
    »Bin ich auf dem Boot in Gefahr?«
    »Was?«
    »Dylan meinte, ich soll das Boot verlassen. Haben sie vor es abzufackeln, oder was?«
    »Nein, natürlich nicht!«, sagte er ein wenig zu hastig.
    »Du meinst wohl, du weißt es nicht.«
    Er antwortete nicht sofort. Dann sagte er: »Ich muss los. Geh nicht auf das Boot zurück, okay? Versprichst du mir das?«
    »Was zum Teufel wird hier gespielt?«
    »Ich weiß es nicht, okay? Wenn ich es wüsste, würde ich es dir sagen.«
    »Klar.«
    »Bis gleich. Ich komme, so schnell ich kann.«
    Ich ging die High Street bis zur Kirche hinauf, schob das Rad neben mir her und überlegte, wie ich die nächsten Stunden überbrücken sollte. Ich hatte das Ende der High Street erreicht, vor mir lag die Brücke, über die der Verkehr nach Strood floss und ein Zug nach London ratterte. Ich konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Ich wollte nur noch aufs Boot zurück. Ich sehnte mich regelrecht danach, als wäre ich seit Monaten und nicht erst seit einer halben Stunde weg gewesen. Ich hatte das Bedürfnis, nach Hause zu gehen. Wenn ich auf mein Rad sprang, könnte ich in maximal zehn Minuten dort sein.
    Die Türen zum Crown standen offen, sie luden mich regelrecht ein. Ich überlegte, hineinzugehen und mich zu betrinken; das wäre eine Möglichkeit. Oder aber ich radelte die Esplanade zum Spielplatz und zum Park hinunter, setzte mich auf eine Bank und schaute auf den Fluss. Von dort aus konnte ich zwar nicht den Hafen sehen, aber wenigstens wäre ich in der Nähe.
    Ich schwang mich auf mein Rad und wollte durch den Spalt in der niedrigen Mauer zu dem Park im Schatten des Schlosses fahren, als Dylans Handy in meiner Tasche vibrierte. Ich fuhr im Leerlauf zu einer freien Bank, lehnte mein Fahrrad dagegen und ging dran.
    »Hallo?«
    »Was zum Teufel machst du da?«
    Es war Dylan.
    »Du hast gesagt, dass ich vom Boot verschwinden soll!«
    »Aber nicht, dass du im Ortszentrum rumschwirren sollst, wo dich jeder sieht. Bist du völlig bescheuert?«
    Er beobachtete mich. Ich sah mich um, als stünde er direkt neben mir, doch er war nirgendwo zu sehen. »Wo bist du?«
    »Vergiss es. Wo zum Teufel ist Jim?«
    »Bei der Arbeit. In London. Er will mich abholen.«
    Ich hörte, wie er laut seufzte. Eine Pause entstand.
    »Dylan, ich muss unbedingt mit dir reden.«
    »Geh wieder zur Straße. Dort steht ein weißer Lieferwagen. Siehst du ihn?«
    Ich sah zur Esplanade zurück. Eine große Eiche

Weitere Kostenlose Bücher