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Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Titel: Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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stand zwischen mir und der Straße, dahinter sah ich das Heck eines weißen Lieferwagens. »Ja.«
    »Beeil dich, verdammt noch mal!«, sagte er und legte auf.
    Ich schwang mich aufs Rad und fuhr zur Straße zurück. Als ich dort ankam, ging eine Seitentür des Lieferwagens auf. Dylan saß auf dem Fahrersitz. Er lächelte nicht und sah mich auch nicht an. Er behielt die Straße vor sich im Auge und schaute in den Rückspiegel, um zu sehen, was hinter ihm vor sich ging. Durch das halb geöffnete Fenster sagte er: »Leg das Fahrrad hinten rein, steig ein und mach die Tür zu, halt dich irgendwo fest.«
    Ich tat, wie geheißen, und hob das Fahrrad unbeholfen auf die dunkle Ladefläche. Ich konnte es nirgendwo befestigen, also legte ich es auf die Seite und knallte die Tür zu. Noch bevor ich mich selbst auf die Ladefläche setzen konnte, fuhr der Wagen auch schon los.
    Ich ließ mich fallen und hielt mich am Sattel des Rades fest, während ich zur Hintertür des Lieferwagens rutschte. Es war dunkel, nur ein kleiner Lichtstahl drang seitlich durch die Türangeln. Der Lieferwagen machte eine scharfe Links- und gleich darauf eine Rechtskurve. Ich versuchte nachzudenken, mein Herz klopfte wie wild. Wir waren am kleinen Kreisverkehr und rasten zum Hafen. Auf der geraden Strecke stieß ich mich von der Tür des Lieferwagens ab und fand einen Holzgriff, an dem ich mich festhalten konnte. Mit der einen Hand am Fahrrad und der anderen am Holzgriff machte ich mich auf die scharfe Kurve am Ende der Straße gefasst, auf den steilen Hügel nach Borstal Village, auf dem das Fahrrad gegen die Hecktür geschleudert würde.
    Ich konnte nur einen flüchtigen Blick auf ihn erhaschen. Er sah fertig aus, fertiger als sonst, wenn er zu viel Wodka getrunken und zu wenig geschlafen hatte. Ich war überrascht, wie sehr es mich erregte, ihn wiederzusehen.
    Über das Dröhnen des Motors hinweg hörte ich seine Stimme durch die Holztrennwand, die die Ladefläche von der Fahrerkabine trennte.
    »Alles klar da hinten?«
    »Ja. Wohin fahren wir?«
    »Nicht weit. Ich werde gleich anhalten.«
    Auf dem Gipfel des Hügels hielt er an. Ich hörte den Blinker. Wie bereits vermutet, bog der Lieferwagen nach rechts in Richtung Hafen ab. Wir fuhren ein wenig den Hügel hinunter und wieder bergauf. In der Dunkelheit sah ich im Geist die Straße vor mir, die ich heute Morgen mit dem Rad genommen hatte, die Kirche und den Supermarkt. Gleich würde er langsamer fahren und rechts abbiegen.
    Doch er fuhr nicht langsamer. Eigentlich fuhr er sogar schneller und schaltete einen Gang hoch. Wohin waren wir unterwegs? Ich versuchte mich daran zu erinnern, was hinter der Kurve zum Hafen lag, doch dort war ich noch nie gewesen – eine Straße führte nach Wouldham Village, eine andere, kurvenreichere, kroch durch die Felder und unter der Medway Brücke hindurch nach Maidstone.
    Dann bogen wir plötzlich rechts ab.
    Das überrumpelte mich. Ich lockerte meinen Griff und keuchte, während sich das Fahrrad drehte, die Reifen seitlich gegen den Lieferwagen knallten und ich meinen Fuß ausstreckte und mich dagegenstemmte, während es über den splittrigen Holzboden schlitterte. Wir fuhren langsamer, holperten über Schlaglöcher und irgendeine Bodenwelle, die sich wie ein Hügel anfühlte; irgendetwas Metallisches knirschte, als wir darüberfuhren.
    Der Lieferwagen hielt an, der Motor wurde abgestellt. Ich hörte, wie die Fahrertür geöffnet und wieder zugeknallt wurde. Dann wurde die Seitentür des Lieferwagens aufgeschoben, und ich blinzelte ins Sonnenlicht. Seine Gestalt füllte die Tür, hinter ihm war es hell. Ich ließ das Fahrrad los, rutschte zur Türöffnung und wollte meine Arme um ihn legen. Doch als ich näher kam, wandte er sich ab und setzte sich an den Rand der Ladefläche.
    »Wo sind wir?«
    Um uns herum wucherten Büsche und Bäume; durch eine Öffnung im Blätterwerk konnte ich den Fluss sehen. Ich hörte den Verkehr auf der Autobahnbrücke, so wie an Deck der Revenge , konnte sie aber nicht sehen. Dazu musste ich vom Lieferwagen springen und über den unwegsamen Boden zu einer Öffnung im Buschwerk laufen.
    Die Brücke ragte wie ein Berg rechts von mir auf, ein Pfeiler stand nur wenige Meter von mir entfernt. Über mir rauschte der Verkehr.
    »Pass auf, dass man dich nicht sieht«, sagte Dylan.
    Ich löste meinen Blick von der schwindelerregend hohen Brücke, und mir wurde klar, wo wir waren – in der Flusskrümmung hinter dem Hafen. Ich sah das Heck der

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