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Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Titel: Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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Wolken verdichteten sich über der Brücke und rasten so schnell über den Himmel, dass die Brücke zu schwanken und fast einzustürzen schien. Mir schwirrte der Kopf.
    »Dylan, warum bist du hier? Wenn du nicht das Päckchen holen wolltest, warum bist du dann gekommen?«
    Er antwortete nicht gleich, behielt über das graubraune Flusswasser hinweg das andere Ufer im Auge, die Bäume, Wiesen und Autos, die vor der Mülldeponie Schlange standen.
    »Ich bin wegen dir hier«, sagte er so leise, dass ich nicht sicher war, ob ich ihn richtig verstanden hatte.
    »Wegen mir?«
    »Ich habe auf dich aufgepasst.«
    Am liebsten hätte ich gesagt, dass das keine Glanzleistung gewesen sei, denn in den vergangenen Tagen hatte ich mich ständig bedroht gefühlt. Doch ich biss mir auf die Zunge. »Weiß Fitz, dass du hier bist?«, fragte ich schließlich.
    »Natürlich nicht.«
    »Und was glaubt er, wo du bist?«, fragte ich. Schließlich war Dylan Fitz immer wie sein Schatten gefolgt. Fitz vertraute ihm blind.
    Er zuckte bedrückt die Achseln. »Ich habe gesagt, dass ich nach Spanien fahre und Lauren besuche.«
    »Du wirst nicht gerade braun gebrannt zurückkommen.«
    Er musste lachen; es war ein heiseres Lachen, das in einem Hustenanfall endete. »Ich bin nicht gerade ein Sonnenanbeter«, sagte er.
    »Nein, sieht nicht so aus. Jim hat gesagt, du wärst abgehauen.«
    »Hat er das gesagt?«, fragte er. »Interessant.«
    »Er hat versucht, dich anzurufen, aber du bist nicht ans Telefon gegangen, genau wie bei mir. Warum tust du das?«
    »Wenn es nötig war, habe ich ihn angerufen.«
    »Und warum hast du dann nicht in der Nacht mit mir geredet, in der Caddy umgebracht wurde? Ich bin ans Telefon gegangen, aber du hast keinen Ton gesagt.«
    »Ich wollte nur sicherstellen, dass du okay bist. Aber dann ist Fitz aufgetaucht, und ich musste so tun, als hörte ich meine Mailbox ab. Es ist gar nicht so leicht, im Club Privatgespräche zu führen, das weißt du selbst. Irgendwer beobachtet einen immer. Wie dem auch sei«, sagte er abschließend, »ich gehe nicht mehr zurück.«
    »Was?«
    »Das ist eine lange Geschichte. Mir reicht’s. Genau wie dir.«
    »Und was willst du dann tun?«
    »Ich gehe nach Spanien«, sagte er. »Und mache dort meinen eigenen Club oder eine Bar auf.«
    »Klingt toll«, sagte ich. »Da würde ich gerne mitkommen.«
    Zum ersten Mal sah er mich richtig an. Seine Augen waren dunkel, und das Funkeln darin, das ihn immer so keck und nicht so bedrohlich wie die anderen hatte wirken lassen, war erloschen.
    »Keine so gute Idee«, sagte er.
    »Warum nicht?«
    »Fitz wird mich suchen«, sagte er. »Er mag es nicht, wenn man ihn enttäuscht.«
    »So wie Caddy?«
    »Ja, genau. Bleib hier, wo du in Sicherheit bist.«
    »Aber hier bin ich doch auch nicht sicher, oder?«, sagte ich. »Warum sollte ich also bleiben?«
    Ich konnte seine Anspannung förmlich spüren und überlegte, ob ich etwas Falsches gesagt hatte. Ich befürchtete, er könnte die Geduld verlieren und mich anschreien.
    Doch als er wieder anfing zu reden, klang seine Stimme nachdenklich. Er antwortete ruhig und besonnen.
    »Es ist ja nicht für immer.«
    »Was ist nicht für immer?«
    »Du bist nur wegen Fitz in Gefahr. Wenn er erledigt ist, hast du keine Probleme mehr.«
    »Erledigt?«, wiederholte ich. »Was soll denn das heißen? Wer soll ihn erledigen?«
    »Herrgott noch mal!«, sagte er und hob zum ersten Mal seine Stimme. »Du und deine verdammte Fragerei! Dabei mochte ich dich so gerne, weil du genau zu wissen schienst, wann du die Klappe halten musst!«
    »Ich bin es leid, die Einzige zu sein, die keine Ahnung hat, was läuft! Warum vertraust du mir nicht?«
    »Ich vertraue dir ja. Es gibt nur eine Menge Zeug, von dem du lieber nichts erfahren solltest.«
    »Was ist in dem Päckchen, Dylan?«
    Seine Antwort fiel so überraschend aus, dass ich zunächst glaubte, mich verhört zu haben, und ihn bat, sie zu wiederholen. »Was?«
    »Mehl. Griffiges Weißmehl.«

38
    In der Abenddämmerung zogen düstere Wolken über uns hinweg, die Straßenlaternen am anderen Ufer gingen an. Ich stand im Schutz des Gebüsches und blickte zwischen den riesigen Betonpfeilern der Brücke hindurch zum Hafen, zu meiner wunderschönen Revenge of the Tide und der kleineren Scarisbrick Jean daneben.
    »Warum zum Teufel sollte ich auf Mehl aufpassen?«, fragte ich, und als er mir nicht sofort antwortete, machte ich noch ein paar Schritte von ihm weg und versuchte selbst darauf zu kommen.

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