Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
Krusten. Ich überlegte, wie lange ich sie wohl schrubben musste, damit ich sie ihnen in einigermaßen sauberem Zustand wieder zurückgeben konnte.
Etwas drückte gegen mein Bein …
Ich griff in meine Jeanstasche, und da war es, Dylans Handy. Ich klickte mich wieder einmal durch das Menü bis zu den Kontakten. GARLAND . Warum ausgerechnet dieser Name? Es ist doch nur ein Name, hatte er gesagt. Er sollte zufällig wirken. Ein Name, der niemandem verdächtig vorkam, falls das Handy in falsche Hände geriet.
»Und was ist, wenn ich Kontakt zu dir aufnehmen will?«, hatte ich gefragt.
»Warum solltest du Kontakt zu mir aufnehmen wollen?«
Er ahnte nicht, wie es um meine Gefühle stand. Damals war ich mir ihrer selbst noch nicht sicher gewesen. Ich wusste nur, dass ich mir kaum vorstellen konnte, ihn nicht zu sehen.
»Und was ist, wenn irgendwas schiefläuft?«, hatte ich gefragt.
»Es wird schon nichts schieflaufen.« Er war ungeduldig geworden. »Alles wird gut gehen, das verspreche ich dir. Nichts wird schiefgehen. Wenn ich so weit bin und alles erledigt habe, rufe ich dich an, und wir treffen uns irgendwo. In Ordnung?«
Das war vor über fünf Monaten gewesen. Die ganze Zeit über hatte ich das Telefon stets bei mir getragen, es immer wieder aufgeladen und niemals verwendet. Nicht ein Mal.
Unbeholfen warf ich das Handy auf das Holzregal hinter dem Sofa. Es hatte keinen Sinn, hier zu sitzen und an Dylan zu denken. Egal, wo er gerade war – bestimmt dachte er nicht mehr an mich.
Ich hatte die Toilette erst heute Morgen sauber gemacht, doch jetzt war sie wieder voll, und alles staute sich. Bootsbesitzer hätten sie niemals so hinterlassen. Ich war unglücklich und fühlte mich einsam. Ich hätte Ben nicht zurückweisen sollen. Es wäre schön gewesen, ihn einfach nur hier zu haben. Er war zwar nicht Dylan, aber immerhin.
Ich machte das Licht aus und kroch ins Bett.
Ich träumte vom Handy, von Dylans Handy. Es klingelte, GARLAND erschien auf dem Display, als wollte es signalisie ren, dass das der Anruf war. Doch immer, wenn ich auf die grüne Taste drückte, um das Gespräch anzunehmen, passierte nichts.
Ich wurde immer wieder wach, öffnete die Augen und sah zum dunklen Viereck über mir empor. Auch Ben kam in meinem Traum vor. Er lag neben mir.
»Das mit den Sternen war gelogen«, sagte er.
Ich sah zur Dachluke voller Sterne hinauf, die so hell leuchteten, dass sie wie ein einziges blendendes Licht auf uns herabschienen.
Dann öffnete ich tatsächlich die Augen, und es war im mer noch dunkel. Der Himmel war voller Sterne – ich konnte sie sehen, aber sie leuchteten nur schwach.
Ich vertrage keinen Alkohol , dachte ich.
Inzwischen war ich hellwach, weil ich auf die Toilette musste. Da fiel mir wieder ein, dass mein Klo verstopft war, aber ich wollte nicht mitten in der Nacht zu den Duschen laufen, also krabbelte ich in den Lagerraum unter dem Bug und suchte nach dem Eimer, in dem ich den Klebstoff gemischt hatte. Ich setzte mich drauf, ließ ihn dann im Bad stehen und ging zurück ins Bett.
Ich lag eine Weile da und lauschte auf das Wasser, das gegen den Rumpf schlug. Bald würde es hell werden und die Ebbe einsetzen, dann würde das Boot wieder regungslos auf dem Schlamm liegen.
Doch neben dem Schwappen der Wellen war noch ein anderes Geräusch zu hören, ein sanftes Stoßen, so als wäre das Boot mit dem Bug gegen den Ponton geprallt oder ein Puffer wäre durch eine plötzliche Woge hochgeschoben worden und dann zurück an den Rumpf geknallt. Zunächst ignorierte ich das Geräusch. Doch es kehrte in gleichmäßigen Abständen immer wieder – wurde Teil der typischen Bootsgeräusche, des klatschenden Wassers.
Das sanfte Stoßen wurde zu einem hartnäckigen Hämmern, irgendwas schrammte am Rumpf entlang. Ich war wieder wach, lauschte auf das Geräusch und versuchte, es zu identifizieren. Es klang, als hätte sich etwas direkt neben meinem Schlafzimmer zwischen Ponton und Boot geklemmt. Doch die Flut ging zurück, was bedeutete, dass es nicht weggeschwemmt würde. Es würde dort weiterhämmern, bis der Rumpf ganz auf dem Schlamm saß. Und das würde noch Stunden dauern.
Seufzend setzte ich mich im Bett auf und lauschte. Das Klopfgeräusch ging mit den ans Boot schlagenden Wellen einher. Irgendwas berührte mein Boot, etwas, das groß genug war, um so ein Geräusch zu verursachen. Was konnte das sein? Ein Plastikbehälter?
Fröstelnd schlüpfte ich in der Dunkelheit in meine Jeans und zog einen
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