Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
nie?«
Er lachte. »Mir nicht, nein«, sagte er. Er strich mit seinen Fingern über meinen Handrücken. Es war so wohltuend, so zärtlich.
»Ich mag dich«, murmelte ich.
»Ich mag dich auch.«
Wir schwiegen. Ich fragte mich, ob er wohl auch einschlafen würde, wenn ich nur lange genug schwiege. Vielleicht läge er dann immer noch neben mir, wenn ich aufwachte, und das Tageslicht würde durch die Luke hereinscheinen.
Doch genau das Gegenteil geschah: Ich schlief ein, und als ich aufwachte, war er fort.
17
Nur fünf Gäste waren zu Fitz’ Party gekommen. Das Personal – die Leute vom Partyservice, eine Kellnerin, die mitgebrachten Bodyguards, die nicht als offizielle Gäste galten, und Fitz’ Leute, zu denen ein paar andere Männer, Gray, Nicks, Dylan und ich gehörten – war weit in der Überzahl.
Ich zog mich im Erdgeschoss für meinen ersten Tanz um. Dylan hatte eine CD mit meinen Lieblingssongs und ein paar Ersatzsongs mitgebracht und in Fitz’ Stereoanlage eingelegt.
Ich hatte mir ein Outfit in der Stadt besorgt, auch wenn es hauptsächlich aus Unterwäsche und irgendetwas Dehnbarem für drüber bestand, das ich im Laufe meines Tanzes ausziehen konnte.
Am meisten hatte ich für die Schuhe ausgegeben – zweihundert Pfund für ein Paar Sandaletten mit zwölf Zentimeter hohen Absätzen und Riemchen, die bis zum Knie hochgeschnürt wurden. Ich hatte mit ihnen üben müssen, denn den meisten Halt gaben mir die Unterschenkel, und ich befürchtete, wegen der Riemchen ins Rutschen zu kommen. Doch als ich es mit den Sandaletten probierte, klappte es gut. Die einzige Gefahr ging von den Schnallen aus, die sich ineinander verhaken konnten, wenn ich die Beine an den Knöcheln verschränkte.
Dylan holte mich ab. Obwohl ich supersexy angezogen war, sah er mich nur kurz an. »Jetzt bist du dran«, sagte er.
Der erste Tanz lief gut. Ich eröffnete mit meinem Lieblingssong, Grounds for Divorce von den Elbows, den ich schon fürs Vortanzen bei Fitz gewählt hatte.
Anfangs drehte ich mich mit voller Kraft um die Stange, so konnte ich die Männer sehen, die auf den Stühlen und Sofas saßen. Sie waren alle elegant gekleidet, hatten bereits ein bis zwei Drinks zu sich genommen – Fitz inbegriffen –, waren aber noch nicht betrunken. Also musste ich einen spektakulären Start hinlegen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Sie redeten und lachten immer wieder, hörten aber kurz nach Beginn meiner Nummer damit auf. Ich hatte ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. Ich drehte mich kopfüber, machte einen Spagat an der Stange und wirbelte dann so schnell an ihr herum, dass mein Haar in hohem Bogen durch die Gegend flog und sie den Luftzug spüren mussten.
Fitz beobachtete mich, sah zwischen seinen Gästen und mir hin und her. Sein Gesichtsausdruck ließ nur schwer erkennen, was er dachte. Anerkennung war dabei. Vielleicht Begehren? Bei ihm wusste man nie, wo man dran war.
Am nächsten Morgen ging ich zur Aunty Jean , um Malcolm und Josie zu besuchen, doch das Boot war leer, die Luke geschlossen und abgesperrt. Liam pusselte an Deck der Painted Lady an irgendwas herum. Er winkte mir zu, und ich ging über den Ponton zu ihm.
»Guten Morgen«, sagte er.
»Wie geht es dir?«
Er zeigte mit dem Schraubenzieher auf das Büro. Dort lehnte eine Leiter an der Wand. »Die Beleuchtung ist schon wieder kaputt. Maureen war gerade dort und hat sich wieder bei Cam beschwert.«
»Wieder kaputt? Was meinst du damit?«
»Jemand hat das Kabel durchtrennt. Maureen will, dass Cam automatische Tore am Parkplatz montiert und sie über Nacht schließt. Sie will heute Abend eine Anwohnerversammlung einberufen. War sie noch nicht bei dir?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe sie gestern gesehen; da hat sie auch schon davon angefangen. Liam, hast du Malcolm und Josie gesehen?«
»Sie sind vor etwa einer halben Stunde zum Supermarkt gefahren.«
»Okay, danke.«
Ich wusste immer noch nicht, wie ich ihnen das mit Oswald beibringen sollte. Er lag eingewickelt in Carlings Handtuch und einer Baumwolleinkaufstasche im Steuerhaus, damit er nicht nass wurde, falls es draußen regnete. Er musste begraben werden – vielleicht auf dem Freizeitgelände? In Rogers und Sallys Schrebergarten? Das alles war einfach nur schrecklich.
Carling ging mir nicht aus dem Kopf. Er hatte mich nach dem Barclay gefragt, und ich war einer Antwort ausgewichen. Er wusste, wo Caddy gearbeitet hatte. Es war also nur noch eine Frage der Zeit, bis er herausfand, dass auch ich
Weitere Kostenlose Bücher