Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Titel: Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
Vom Netzwerk:
ein paar Mädchen und schenkte der Bühne zum Glück keinerlei Aufmerksamkeit.
    Als ich mit der Nummer fertig und keuchend und mit rotem Gesicht wieder in der Umkleide war, überlegte ich, mich für den restlichen Abend krank zu melden. Seit Fitz mich eingestellt hatte, hatte ich nicht ein einziges Mal gefehlt, doch schon alleine der Gedanke, rauszugehen und vor diesem widerlichen Mann zu tanzen, verursachte mir Übelkeit.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Kay.
    Kay war neu im Barclay und wie ich auf pole dance spezia lisiert. Sie war aus einem anderen Club von Fitz geholt worden, weil sie eine tolle Show machte, was überwiegend auch mit ihrem Outfit und den offensichtlichen S&M-Anspielungen zusammenhing. Sie hieß Mistress Bliss, aber weil das zu lang war, durften wir sie Kay nennen, solange kein Gast in der Nähe war.
    »Ja. Danke – ich habe nur … Ich glaube, ich habe jemanden gesehen, den ich kenne.«
    »Wen? Einen Kunden?«
    »Ja.«
    Sie lachte. »Das passiert mir ständig. Als ich noch im Diamonds gearbeitet habe, habe ich meinen ehemaligen Mathelehrer gesehen.«
    »Echt?«
    »Ja. Plötzlich stand ein geifernder Mr. O’Brien in der vordersten Reihe. Das war lustig. Und wen hast du gesehen?«
    Ich verzog das Gesicht. »Meinen Boss.«
    »Von deinem Job, den du tagsüber machst?«
    Nicht alle Mädchen arbeiteten auch noch tagsüber. Hier wurde jedenfalls nie darüber gesprochen. Ich hatte keine Ahnung, was die anderen Mädchen machten, mit denen ich arbeitete. »Ja.«
    »Oh, Mist. Er weiß von nichts, was?«
    »Machst du Witze? Aber das Schlimmste daran ist, dass er nicht einmal nett ist. Er ist ein Arschloch. Kay, was soll ich bloß machen?«
    Sie tätschelte meinen Oberarm. »Ziehst du dich auch tagsüber so an? Nein. Wie hoch stehen also die Chancen, dass er dich erkennen wird? Mr. O’Brien hat mich zum Glück nicht erkannt. Jedenfalls hoffe ich das.«
    »Mir ist schlecht.«
    »Dann geh nach Hause. Aber sag Norland nichts – geh lieber zu Helena, das wird schon.«
    »Ich bin doch kein Schlappschwanz.«
    »Dann musst du raus und dich ihm stellen.«
    Ich überlegte noch, ein anderes Mädchen um Hilfe zu bitten und Dunkerley abzulenken, doch außer Kay war keines der Mädchen an diesem Abend besonders nett. Caddy konnte ich nicht fragen, weil sie nicht arbeitete. Es waren nur osteuropäische Mädchen da, die alle miteinander unter einer Decke steckten; sie grasten den Raum ab, konzentrierten sich auf lap dance , absolvierten halbherzig Auftritte an der Stange und widmeten sich dann sofort den Kunden, um sie abzuschleppen. Wenn ich sie um Hilfe bat, würden sie ihn nicht ablenken, sondern die Gelegenheit nutzen, mir eins auszuwischen, und ihn erst recht auf mich aufmerksam machen.
    Niedergeschlagen saß ich da, legte Make-up auf und hoffte, dass das als Tarnung genügte. Dann lieh ich mir einen Lockenstab und machte ein paar Locken in mein sonst glattes Haar. Wahrscheinlich hatte Kay recht. Die Chance, dass er mich in der Dunkelheit mit offenen Haaren, in dieser Umgebung und in diesem Outfit erkannte, war ziemlich gering.
    Trotzdem war er ein gerissenes kleines Arschloch. Ich traute ihm alles zu.
    Mein nächster Tanz war langsamer – All Mine von Portishead. Die Lichter im Club waren gedämpft, ich konnte die Gespräche um mich herum fast mithören, als ich tanzte. Ich liebte diesen Song, mit seiner Hilfe konnte ich meinen Boss leicht ausblenden und mich in einen privaten Bereich zurückziehen, in dem ich nur für mich alleine tanzte.
    Als ich gegen Ende des Stückes zum Tisch spähte, an dem er gesessen hatte, war er verschwunden.
    Nach dem zweiten Bier ging Malcolm zurück auf die Scarisbrick Jean . Josie hatte ihren Kopf herausgestreckt und uns mit angezogenen Füßen zusammensitzen und lachen sehen. Ich winkte ihr zu, doch sie war bereits wieder verschwunden.
    »Ich gehe lieber«, sagte er und kippte den letzten Schluck Bier hinunter. Dann stellte er die leere Flasche in eine Kiste vor dem Steuerhaus und hüpfte auf den Steg hinunter. Als er an Deck der Jean stand, winkte er mir noch einmal zu. »Tschüs, Gen«, rief er.
    Als ich ein wenig schwankend aufstand und dachte, dass es keine besonders gute Idee war, mittags in der Sonne Bier zu trinken, entdeckte ich plötzlich etwas unten im Schlamm. Ich stützte mich mit beiden Händen am Seitendeck ab und spähte über den Rand.
    Der Schlamm um das Boot sah merkwürdig aus. Als ich näher hinsah, bemerkte ich Fußspuren, tiefe Löcher mit einer Schleifspur

Weitere Kostenlose Bücher