Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
die Show. Ein oder zwei hatten mit ein paar anderen pole -Tänzerinnen getanzt, aber meiner Meinung nach ging ihnen langsam das Geld aus.
Ich legte mich ordentlich für sie ins Zeug und warf dem Bräutigam am Ende sogar eine Kusshand zu. Seinen Freunden gefiel das.
Als ich die Bühne verließ, sah ich Fitz in einer VIP -Loge mit seinen üblichen Muskelprotzen: Nicks, Gray und die anderen. Dylan war nicht dabei. Nicht in diesem Moment.
Ich tupfte mir in der Umkleide den Schweiß ab, frischte mein Make-up auf und ging zurück in den großen Raum, um mich nach potenziellen Kunden umzusehen.
Fitz saß immer noch in der VIP -Loge, und zu meiner Freude lächelte er mir zu, als er mich sah, und winkte mich heran. »Viva! Komm her, du bist umwerfend.«
Er schickte die beiden Mädchen weg, die sich neben ihn gesetzt hatten, und klopfte aufmunternd auf den Platz neben sich. Die Mädchen suchten sich neue Spielgefährten und ließen mich mit Fitz allein. Die Männer sahen völlig entspannt aus, sie hatten offenbar nicht übers Geschäft geredet.
Ich setzte mich auf das rote Samtkissen neben Fitz und ging davon aus, dass er mich anfassen, mir zumindest eine Hand auf den Oberschenkel oder den Arm um die Schulter legen würde, doch das tat er nicht.
»Ich wollte mich für die Blumen bei dir bedanken«, sagte ich, als der nächste Tanz begann und die Männer sich auf die Bühne konzentrierten. »Ich habe dich seitdem nicht mehr gesehen, sonst hätte ich mich schon vorher bei dir bedankt.«
»Aha«, sagte er. »Haben sie dir gefallen?«
»Sie waren wunderschön.«
»Nun, du hast gute Arbeit geleistet«, sagte er und lächelte. »Vor allem bei dem letzten Tanz.«
Ich hatte ihn im Sack, das spürte ich. »Glaubst du, es war ihm sein Geld wert?«
»Das weißt du genau.«
»Fitz, ich hab das nur für dich getan.«
Er lachte. »Und für einen Tausender.«
Ich hielt seinem Blick stand. »Wärst du es gewesen, hätte ich kein Geld verlangt.«
Das musste genügen. Ich lächelte ihn an, stand auf und ging zu den Umkleiden. An der Tür schaute ich mich noch mal um. Er sah mich immer noch an.
In der Umkleide wartete Dylan auf mich.
»Darfst du überhaupt hier sein?«, fragte ich und sah die anderen Mädchen an, die sich entweder gerade auszogen oder wieder anzogen, je nachdem, wo sie gerade gewesen waren.
»Ach, lass ihn in Ruhe!«, rief Kay vom Tisch neben mir. »Alles okay, nicht wahr, Dyl?«
»Ich darf überall rein«, sagte er zu mir.
Er saß auf dem Stuhl neben meinen Taschen. Ich wartete, dass er ging, aber das tat er nicht. Ich fragte mich, ob er immer noch sauer auf mich war. Seit der Party bei Fitz, nach der er mich nach Hause gefahren hatte, hatte ich ihn nicht mehr gesehen.
»Komm mit auf einen Drink«, sagte er.
»Was?«, antwortete ich. Ich wusste nicht, ob das eine Einladung sein sollte oder ob er unsere Bar meinte. Das wäre doch sehr seltsam gewesen.
Er stand auf und bot mir seinen Arm an.
»Ich – äh – muss in zwanzig Minuten wieder auf der Bühne sein«, sagte ich.
»Lügnerin. Du bist doch schon fertig – der Club schließt bald. Also, komm schon.«
Ich wurde rot, nahm seinen Arm und folgte ihm unter Geflüster und Nachrufen aus der Umkleide. Er führte mich ausgerechnet in die untere Bar. Hier wurde nicht getanzt; wenn weniger los war, kamen die Mädchen manchmal hierher und lockten dann Gäste in den teureren Bereich des Clubs. Hier kam nicht jeder rein, trotzdem bildete sich draußen stets eine Schlange, und die Bar war meistens überfüllt.
»Das bedeutet für mich einen Verdienstausfall«, sagte ich halb im Scherz.
»Du wirst es verkraften. Fünf Minuten kannst du dir schon leisten.«
Soweit ich das beurteilen konnte, war nirgendwo etwas frei, doch Dylan nickte nur einem Türsteher zu, der kurz darauf ein paar Kerle in Anzügen hinauswarf. Dylan führte mich zu ihren angewärmten Sitzen.
»Was trinkst du?«, fragte er.
»Nur Wasser, bitte«, sagte ich.
»Für mich einen Wodka«, sagte er zur Kellnerin, die in dem Augenblick aufgetaucht war, in dem wir uns gesetzt hatten. Dylan war zwar nicht Fitz, trotzdem hatte er einiges zu sagen. Ich fragte mich, wie es war, Fitz einen ganzen Abend neben sich zu haben.
Ich hatte irgendwie erwartet, dass er sich neben mich auf die Bank zwängen würde, stattdessen setzte er sich mir gegenüber auf einen Stuhl. Ich war daran gewöhnt, dass man mich anstarrte. Ich machte mir keine Illusionen darüber, denn bei meinem Job tagsüber schenkte mir
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