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Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)

Titel: Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haynes
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für dich nachsehen?«
    »Nein!« Ich verlor langsam die Geduld mit ihm – immer war er so verdammt hilfsbereit und mischte sich in alles ein. »Danke. Ehrlich, es ist alles in Ordnung. Ich sehe gleich selber nach, okay? Ich möchte mich nur ein wenig frisch machen. Magst du später noch einmal vorbeikommen?«
    »Ja, wenn du meinst«, sagte er.
    Er sah ein wenig sauer drein und scharrte mit den Füßen. Offenbar wollte er noch nicht gehen.
    »Ich wollte dir noch sagen, dass wir Oswald begraben haben«, sagte er schroff. »Wir haben ein schönes Plätzchen in einer ruhigen Ecke auf dem Sportplatz gefunden. Von dort hat er uns immer Geschenke mitgebracht – du weißt schon –, einmal sogar einen kleinen Hasen. Es wird ihm gefallen, wo wir ihn begraben haben.«
    »Geht es Josie gut?«
    »In etwa einer Woche wird es ihr besser gehen. Sie spricht schon davon, am Wochenende ins Tierheim zu gehen und sich nach einer anderen Katze umzusehen.«
    »Das ist doch ein gutes Zeichen.«
    Er nickte und stand auf. »Bist du sicher, dass du keine Hilfe beim Aufräumen brauchst?«
    »Nein, ist schon in Ordnung, wirklich«, sagte ich.
    »Dann komme ich später noch mal vorbei«, sagte er.
    »Malcolm – danke.«
    Er zuckte die Achseln. »Ich wäre schon früher gekommen, wenn ich gewusst hätte, dass du ohnmächtig und gefesselt am Boden liegst«, sagte er lächelnd.
    Wie meinte er das? Ich sah auf die Uhr, als er ging. Ich war stundenlang ohnmächtig gewesen. Kein Wunder, dass mir alles wehtat.
    Ich stand langsam auf, der Raum schien zu schwanken, obwohl die Ebbe schon längst eingesetzt hatte und das Boot auf dem Schlamm saß.
    In der Kabine herrschte ein derartiges Durcheinander, dass ich unwillkürlich aufschrie. Alle meine Unterlagen, meine Zeichnungen und Notizen mit den Maßen für das Wintergartendach waren auf dem Boden verteilt. Die Küchenschubladen waren aufgerissen und ausgeleert worden, die Geschirrschranktüren rausgerissen. Die Stühle der Essnische waren umgestoßen worden, und der Lagerraum darunter, der voller Kleinkram gewesen war ‒ Bettwäsche, Taue, Takelage, Ersatzteile für den Motor ‒, war geleert worden.
    Ich sah wieder zur Bodenluke hinüber. Malcolm hatte die Tür offen gelassen, dahinter sah ich den dunklen Raum. Lohnte es sich überhaupt noch nachzusehen? Ich wusste, dass er durchwühlt worden war.
    Sie hatten sogar einen Farbkübel aufgemacht, ihn sorgfältig seitlich am Rumpf ausgekippt, vermutlich um ihre Kleider und Schuhe nicht zu beflecken. Alle Kartons waren ausgeleert worden.
    Auch der letzte, auf den ich sinnigerweise KÜCHENSACHEN geschrieben hatte.
    Schmerzgeplagt schleppte ich mich über die Paletten dorthin, über Werkzeug, den schnurlosen Bohrer und Holzleisten, die ich für alle Fälle aufgehoben hatte. Ein paar davon waren zertrümmert worden.
    Der Karton war geleert worden, doch sobald ich ihn aufhob, wurde mir klar, dass der doppelte Boden unversehrt geblieben war. Sie hatten nur gegen den Karton getreten, gesehen, dass Küchensachen herausgefallen waren, und hatten weitergesucht.
    Sie hatten es nicht gefunden. Und zumindest wusste ich jetzt, wer mein Boot zu seiner Zielscheibe gemacht hatte: Fitz. Und Caddy war vermutlich gekommen, um mich zu warnen. Sie musste gehört haben, dass Fitz von Dylans Päck chen wusste, und man hatte sie aufgehalten, bevor sie zu mir vordringen konnte. Es war meine Schuld, dass sie tot war.

22
    In jener Nacht erschien Fitz gerade noch rechtzeitig zu meinem letzten Tanz im Barclay. Im Club war es ruhiger zugegangen als sonst, die anderen Mädchen waren aber alle noch beschäftigt. Ich hatte gerade meinen Auftritt auf der Bühne beendet. Keiner meiner Stammkunden hatte sich blicken lassen. Draußen war es kalt, eine kühle Februarnacht, doch die Atmosphäre im Club war trotz der Klimaanlage sinnlich.
    Ich war zufrieden mit meiner Darbietung, hatte mein Training genossen und mich von den Jungs anfeuern lassen, die vor der Bühne standen und mir zusahen. Manchmal wurden Junggesellenabschiede im Club gefeiert, doch angesichts der Preise waren sie nicht an der Tagesordnung. Aber an jenem Abend war es wieder so weit. Die Jungs waren an ihrem Alter zu erkennen, weil sie um einiges jünger waren als die üblichen Gäste des Barclay. Der junge Mann, der kurz vor seinem Treuegelöbnis stand, war vermutlich der Sohn eines unserer Clubmitglieder. Er und seine Freunde trugen dem Anlass entsprechend Anzug oder Smoking, hatten sich um die Bühne geschart und genossen

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