Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
ich mich erinnern könne. Der Vorfall hatte mich so mitgenommen, dass sie mir den restlichen Tag freigab und mir versprach, sich der Sache anzunehmen.
Ich hatte viel Arbeit und hätte lieber an meinen Schreibtisch zurückkehren und sie erledigen sollen, zumal wir höhere Vorgaben zu erfüllen hatten. Doch bei dem Gedanken, Dunkerley zu begegnen, wurde mir schlecht. Also hörte ich auf ihren Rat und ging nach Hause.
Ich freute mich auf den Abend und das Wochenende. Ich ging davon aus, dass man meinen fiesen Boss nicht ins Barclay lassen würde und dass ich ein herrliches Wochenende vor mir hatte, mit Tanzen, mit meinen Stammkunden, mit viel Bewegung und viel Trinkgeld.
Ich öffnete die Augen und schloss sie fast augenblicklich wieder, denn das Licht war grell, und mir tat alles weh.
Ich brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, wo ich war, dann sah ich, dass ich auf dem Boden lag und sich mir jemand näherte, nur konnte ich nicht richtig hören, wer. Ich hatte das Gefühl, unter Wasser zu sein – ich konnte meinen Atem hören, meinen Herzschlag und das Blut, das durch meine Adern pulsierte.
»Gen? Oh, Gott sei Dank …«
»Malc?«
Er ging irgendwohin und sagte irgendwas wie »Wo ist die verdammte Schere …?«
In der Küchenschublade , wollte ich sagen. Warum konnte ich meine Hände nicht bewegen? Dann kam ich langsam zu mir – es waren Männer hier gewesen, in meinem Schlafzimmer, auf meinem Boot …
Ich bekam Angst und wand mich, doch da kam Malcolm zurück. »Warte, warte. Du bist mit Kabelbindern gefesselt. Ich finde keine Schere – da drin ist ein Riesendurcheinander …
»Unter der Luke liegt eine Zange … im Werkzeugkasten …«
Offenbar herrschte auch im Lagerraum Chaos. Das sagte mir alles. Sie mussten das Päckchen gefunden haben. Es war ein Wunder, dass sie mich am Leben gelassen hatten.
Er fand die Zange unter einer Palette im Lagerraum. Es tat höllisch weh, als er sie unter das Kabel schob und in mein geschwollenes Fleisch drückte, doch mit einem Schnitt war das Plastikkabel durch. Als meine Arme frei waren und das Blut wieder anfing, in meine Finger zu fließen, stieß ich einen gellenden Schrei aus..
Zunächst konnte ich mich nicht bewegen, lag nur schluch zend auf dem Boden in meinem Schlafzimmer und heulte mir die Seele aus dem Leib. Wie war ich nur in dieses verdammte Schlamassel geraten? Was hatte ich getan, um das zu verdienen?
Malcolm saß angelehnt an mein Bett auf dem Boden und sah mich unverwandt an. »Lass dir Zeit«, sagte er. »Ich helfe dir, wenn du dich aufsetzen willst.«
Ich schnappte nach Luft und schluchzte in den Teppich. Meine Hände schmerzten. »Oh, mein Gott, Malc … Ich hatte solche Angst …«
»Hast du sie erkannt?«, fragte er.
Ich schüttelte den Kopf und versuchte, mich alleine aufzusetzen. Er stand auf, zog mich an den Achseln hoch und half mir aufs Bett.
»Es war dunkel … Oh, mein Gott! Haben sie es demoliert, Malcolm? Haben sie das Boot zerstört?«
»Halb so wild«, sagte er. »Ich glaube, sie haben einfach nur das Unterste zuoberst gekehrt. Hätten sie das auf meinem Boot getan, würde man den Unterschied wahrscheinlich gar nicht bemerken. Vielleicht sollte ich sie bitten, das nächste Mal auf die Aunty Jean zu kommen; vielleicht sähe es dort dann besser aus.«
Ich musste lächeln.
»Soll ich die Bullen rufen?«, fragte er widerwillig.
Ich schüttelte erneut den Kopf. »Das geht nicht.«
»Das ist Mist, Gen, und das weißt du auch!«, sagte er.
»Was, keine Polizei zu rufen?«
»Nein. Was du da machst. Das muss mit dem verdammten Päckchen zusammenhängen, von dem du mir erzählt hast.« Er schüttelte den Kopf und fuhr sich mit einer Hand durch das Haar. »Sie können jederzeit zurückkommen, oder? Sie können auch bei uns anfangen; sie könnten uns als Nächstes bedrohen, wenn sie bei dir nicht finden, wonach sie suchen, und Josie …«
»Beruhige dich, Malcolm. Ich bin mir nicht einmal sicher, dass sie dahinter her waren.«
»Natürlich waren sie das! Wieso sollten ein paar Gauner sonst dein Boot durchsuchen und dich zusammen schlagen?«
Hätte ich ihm bloß nichts von dem blöden Paket erzählt! Seine Stimme wurde nun lauter, er lief vor mir auf und ab.
»Hör zu«, sagte ich. »Sie sind weg, oder?«
»Und woher willst du wissen, dass sie dein Paket nicht mitgenommen haben?«
»Keine Ahnung. Vielleicht haben sie es ja mitgenommen. Aber aus irgendeinem Grund glaube ich, dass sie es nicht gefunden haben.«
»Soll ich mal
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