Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
rend ich ihm dabei zusah. Seufzend stellte er das Glas wieder auf den Tisch und streckte seine Hand nach mir aus. »Meine liebe Viva, weil ich dich auch mag. Aber dieses Schwein sieht besser aus als ich.«
Ich lächelte ihn an. »Fitz, du magst mich?«
Er sah mich ganz normal vom anderen Ende des Sofas aus an. »Komm schon! Sag bloß, das ist dir nicht aufgefallen.«
Ich trank von meinem Wasser, um ein wenig Zeit zu gewinnen. »Ich glaube kaum, dass du Zeit für Mädchen hast«, sagte ich schließlich. »Du bist sehr beschäftigt.«
Er sah mich unverwandt an, so als würde er über meine Antwort nachdenken. »Du bist anders als die anderen«, sagte er schließlich. »Darum mag ich dich. Aber du machst mir doch keinen Ärger, Genevieve, nicht wahr?«
»Kommt darauf an, was du mit Ärger meinst«, sagte ich. »Ich arbeite für dich und bin sehr stolz auf das, was ich tue. Wenn ich neben dem Tanzen noch was machen soll, ist das okay für mich. Aber ich will nicht mit dem Tanzen aufhören, Fitz. Falls also irgendwas zwischen uns vorfallen sollte, möchte ich nicht, dass es Auswirkungen auf meine Arbeit hat. Verstehst du das?«
»Du meinst, du hättest nichts dagegen, ab und zu mit mir zu vögeln, möchtest aber keine richtige Beziehung?«
»Im Großen und Ganzen, ja.«
Er nickte langsam, als hätte ich ihm die richtige Antwort gegeben.
»Schön«, sagte er. »Du bist anders als die anderen. Wirklich.«
»Ich muss gehen«, sagte ich. »Unten ist viel los.«
»Ja«, sagte er. »Ich möchte dich nicht von deinem heiß geliebten Tanzen abhalten.«
Er stand auf, streckte seine Hand aus und half mir auf.
An der Tür küsste er behutsam meine Hand. »Ich vögle nicht ab und zu, Genevieve. Wenn ich dein Herz nicht gewinnen kann, möchte ich dich wenigstens als Angestellte behalten.«
»Danke«, sagte ich.
Ich rannte förmlich in die Umkleide hinunter, als wäre ich soeben mit nur einem kleinen Kratzer der Höhle des Löwen entkommen. Hätte es besser laufen können? Nur wenn es mir gelungen wäre, für die nächste Privatparty eine bessere Bezahlung auszuhandeln. Diese Frage war irgendwie untergegangen.
Dylan wartete vor der Umkleide auf mich und begleitete mich dann wieder zum Eingangsbereich des Clubraums. »Und?«, fragte er.
Ich lächelte ihn an. »Er glaubt, dass ich dir gefalle«, sagte ich.
Dylan lachte, und ich zog los, um einen netten Gentleman zu finden, mit dem ich mich unterhalten konnte.
Ich wachte mit rasenden Kopfschmerzen auf und öffnete die Augen.
Ich war alleine – Carling war weg. Ich ließ meinen Kopf auf das Kissen zurücksinken, doch selbst das tat weh, weil die Beule an meinem Kopf schmerzte.
Ich brauchte Wasser.
Mühsam setzte ich mich auf, fand ein T-Shirt auf dem Boden, zog es mir über und ging ins Badezimmer. Ich trank aus dem Schlauch, hielt meine Hände darunter und fuhr mir durchs Haar, ließ dann kühles Wasser in meine hohle Hand laufen und hielt sie mir an die Beule.
Ich wusch mir das Gesicht und sah endlich in den Spiegel. Ich hatte schon mal schlimmer ausgesehen. Das musste genügen.
Es war kalt, ich ging in den Schlafraum zurück und zog irgendeine Jeans und Socken an. Dann lief ich in die Küche.
Er war doch nicht gegangen, sondern saß in der Essnische am Tisch und blätterte in einer Ausgabe der Waterways World , die er im Regal gefunden hatte. Vor ihm stand eine dampfende Tasse Kaffee. Ein Sonnenstrahl fiel durch die Dachluke direkt auf ihn und ließ ihn aussehen, als führe er demnächst in den Himmel auf. Er sah um einiges besser aus als ich.
»Guten Morgen«, sagte er fröhlich.
Ich räusperte mich. »Hallo.«
Er stellte den Kessel wieder auf den Herd, ich setzte mich ihm gegenüber in die Essnische und überlegte, ob ich noch einmal aufstehen und mir ein Schmerzmittel aus der Küchenschublade holen sollte.
»Du siehst aus, als solltest du am besten gleich wieder ins Bett gehen«, sagte er lachend.
»Danke«, sagte ich. »Es geht mir gleich besser.«
»Oh«, sagte er und goss Wasser in meine Tasse. »Ich habe gerade deinen Nachbarn getroffen. Wieder einmal. Ich glaube, er war ziemlich überrascht, mich zu sehen.«
»Welchen Nachbarn?«
»Ich habe ihn schon letzte Woche getroffen. Er muss um die fünfzig sein und hat graue Haare.«
»Malcolm? Was hat er gesagt?«
»Er hat nur ›Oh‹ gesagt. Ich meinte, er könne später vorbeikommen, wenn er was bräuchte. Er hat sich bedankt und ist weggegangen.«
Wir saßen da und nippten ein paar Minuten
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