Wenn es Nacht wird: Psychothriller (German Edition)
nickte mir zu.
Ich zog mich für meinen ersten Auftritt um und machte ein paar Dehnübungen. Wie so oft hätte ich mir die Musik gerne selbst ausgesucht. Ich brauchte etwas Schnelles, Brutales. Etwas, um mich abzureagieren, mich zu beruhigen und auf meine späteren Auftritte vorzubereiten. Als ich auf die Bühne kam, lief zum Glück Sexy Bitch von David Guetta und Akon. Das ging auch. Es war zwar nicht gerade Girlpower, aber ich würde jedem Mann, der heute Abend etwas an meinem Stil auszusetzen hatte, meine Stilettos in den Schritt stoßen.
Eine Viertelstunde später war ich mit meiner ersten Nummer fertig. Ich hatte mich angestrengt, hatte hoch oben an der Stange ein paar Drehungen gemacht, mich kopfüber gedreht und einen Spagat an der Stange gewagt, den ich zuvor erst ein paar Mal ausprobiert hatte. Das war riskant, denn der sieht leicht plump aus, wenn es nicht klappt. Das letzte Mal hatte ich das auf Fitz’ Party gemacht.
Ich musterte die Gesichter der Männer, die sich um die Bühne versammelt hatten, und wusste, dass ich ganze Arbeit geleistet hatte.
In der Umkleide trank ich Wasser und tupfte mir mit einem Handtuch den Schweiß ab. Das war für den Anfang nicht schlecht gewesen. Ich bemerkte Dylan nicht, bis ich fertig war, und auch dann erst, als Chanelle rief: »Dylan, hör endlich auf, Viva so anzüglich anzusehen.«
Er hatte mich natürlich nicht anzüglich angesehen, sondern stand einfach wie eine Wand und mit undurchdringlicher Miene an der Tür. Als ich ihm endlich meine Aufmerksamkeit schenkte, sagte er nur. »Fitz will mit dir reden.«
Ich sah auf die Uhr, die über dem Schminktisch hing. Ich wollte keine Zeit vergeuden, in den Club gehen, Geld verdienen.
Dylan stieg die Treppe zu den Büros hinauf, ich wackelte auf meinen lächerlich hohen Absätzen hinter ihm her. »Weißt du, worum es geht?«
»Frag mich nicht«, sagte er.
Ich nahm an, dass wie immer ein paar Kerle im Büro rumhängen würden, doch Fitz war alleine. Obwohl mir beim Tanzen meistens warm wurde, fröstelte ich. Ich fragte mich, warum er alleine war und ob ich mir Sorgen machen musste.
»Viva, soll ich dir irgendwas bestellen?«
Ich hatte keinen Durst, wollte aber, dass Dylan zurückkam. »Wasser, bitte.«
Fitz nickte Dylan zu. Er ging quer durch den Raum und schloss die Tür.
Ich lächelte ihn an.
»Setz dich, Schatz«, sagte er und zeigte auf das Sofa.
Ich tat wie geheißen. Kein Wunder, dass mir kalt war. Das Fenster hinter den schweren Vorhängen war offen, ein Lufthauch bewegte sie. Ich konnte den Straßenlärm hören.
»Die Party neulich hat dir also gefallen?«, sagte er schließlich.
»Ja«, antwortete ich. »Es war ein schöner Abend.«
»Würdest du das gerne noch einmal machen?«
»Klar.«
»Nächstes Wochenende?«
War das alles? Das hätte er mich auch bei Geschäftsschluss fragen oder es Dylan sagen können.
Mit den Händen in den Hosentaschen seines teuren Seidenanzugs stand er breitbeinig vor mir. Es klopfte an der Tür, kurz darauf kam Dylan herein. Genau wie beim ersten Mal brachte er ein Tablett mit Wasser, Eis und einer Scheibe Zitrone auf einem Silberteller. Er stellte es auf den Tisch neben das Sofa und verließ wortlos wieder den Raum, ohne Fitz oder mich anzusehen. Er schloss die Tür hinter sich.
Fitz drehte sich zur Tür, wandte sich dann wieder mir zu und neigte den Kopf zur Seite, als würde er über etwas nachdenken. »Er mag dich«, sagte er.
»Das hätte ich nicht gedacht«, sagte ich. »Er hat mich nie auch nur eines zweiten Blickes gewürdigt.«
»Du hattest letzte Woche ein nette, längere Unterhaltung mit ihm«, sagte er. »Worum ging es?«
»Er wollte was über ein Mädchen wissen, das ihm gefällt«, sagte ich, ohne zu zögern. Egal, was ich sagte, es wäre so wieso gelogen gewesen, und er hätte es durchschaut. Außerdem wollte ich Dylan nicht in Schwierigkeiten bringen.
Zu meiner großen Erleichterung lachte Fitz. »Er hat es faust dick hinter den Ohren«, sagte er. »Ich glaube trotzdem, dass er dich mag. Vielleicht wollte er dich nur in die Irre führen.«
Ich lachte auch, dann ging Fitz zu einem Tablett, auf dem Getränke standen. Er schenkte sich etwas ein, das wie Whisky aussah.
Er kam zurück und setzte sich in angemessenem Abstand neben mich aufs Sofa. »Hör mal, ich habe ein Problem damit«, sagte er.
»Womit?«, fragte ich und fühlte mich wieder unwohl.
»Damit, dass er dich mag.«
»Warum?«
Fitz trank das ganze Glas Schluck für Schluck aus, wäh
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