Wenn es ploetzlich Liebe ist
College gewesen“, erklärte der Mann leutselig, während er ihr folgte. „Gleich nach der Highschool habe ich mein Elternhaus verlassen – mit einem Fünfzig-Dollar-Schein in der Tasche und einer Gitarre über der Schulter. Fünfzehn Jahre ist das jetzt her, und seitdem bin ich auch hier.“
„Sind Sie Musiker?“
Der Mann wirkte im ersten Moment etwas konsterniert, dann lachte er hell auf. „Sie sind das süßeste Mädchen, das ich seit Langem getroffen habe. Wie heißen Sie, Schätzchen?“
Aus dem Augenwinkel sah Haley, wie Luke sich ihnen näherte. Er schien es eilig zu haben, denn er bahnte sich rücksichtslos den Weg durch die Menge. Wenige Sekunden darauf stand er neben ihr. „Haley, ich möchte, dass Sie mit mir kommen“, erklärte er ohne Umschweife.
„Ah, Haley“, meinte der Unbekannte. „Hübscher Name für eine hübsche junge Lady.“
Sie hielt es für ratsamer, auf das Kompliment des Mannes nicht zu reagieren. „Stimmt etwas nicht?“, fragte sie Luke stattdessen.
„Ich will Ihnen ein Bild zeigen. Ich überlege, ob ich es kaufen soll. Ich glaube, es würde sich gut bei uns in der Empfangshalle machen“, antwortete Luke. Und bevor sie etwas erwidern konnte, warf er dem anderen einen bitterbösen Blick zu und meinte nur knapp: „Sie müssen uns jetzt leider entschuldigen.“
Luke packte Haley am Ellenbogen. Sie hatte gerade noch Zeit, um entschuldigend zu lächeln und „War nett, Sie zu treffen“ zu murmeln. Da hatte Luke sie schon durch die Menge in Richtung des Atriums geschoben. Haley folgte seinen langen Schritten mühsam und sah ihn stirnrunzelnd an. „Sind Sie sicher, dass mit Ihnen alles in Ordnung ist?“
„Darüber sprechen wir später“, erwiderte er und führte sie zielstrebig zu einem großformatigen abstrakten Gemälde. „Jetzt möchte ich erst einmal wissen, wie Sie das hier finden.“
Haley sah ihn an, schüttelte den Kopf, dann betrachtete sie das Gemälde genauer. „Ich glaube, da sollten Sie mich lieber nicht fragen“, brachte sie nach einer Weile hervor.
„Warum nicht?“
„Weil ich mit solchen Bildern wenig anfangen kann. Ich mag gegenständliche Darstellungen lieber. So wie die zum Beispiel“, fügte sie hinzu und zeigte auf ein anderes Bild, das an derselben Wand hing. Darauf war eine ländliche Szene in einer idyllischen Landschaft dargestellt.
„Ach, wirklich?“ Luke war sichtlich erstaunt. „Das hätte ich nicht von Ihnen gedacht.“
„Es gibt vieles, was Sie noch nicht von mir wissen“, entgegnete sie halblaut und ging weiter, um sich noch andere Bilder anzusehen. Wenn ihr Kunstgeschmack ihn schockierte, musste Luke sich tatsächlich noch auf manch andere Überraschung gefasst machen.
Ihrem Rat folgend, entschied sich Luke schließlich für die Landschaft, ließ den Galeristen holen, füllte einen Scheck aus und besprach, wie die Anlieferung vonstatten gehen sollte. Währenddessen sah sich Haley die restlichen ausgestellten Bilder an.
„Das da sieht aus, als hätte es mein kleiner Neffe im Kindergarten gemalt“, hörte sie plötzlich jemanden hinter sich sagen. Es war der Mann mit den grünen Augen, dem sie schon in der Romanow-Ausstellung begegnet war.
Haley lächelte. „Kann es sein, dass Sie mir nachstellen?“
Vergnügt grinste er sie an. „Wäre es schlimm, wenn ich Ja sage?“
Bevor Haley reagieren konnte, stand plötzlich wieder Luke neben ihnen. „Kommen Sie, Haley“, meinte er. „Zeit, dass wir gehen.“
„Wieder dieser böse Mann, der mir die schönste Frau des Abends wegnimmt“, murmelte der Fremde gutmütig.
„Kumpel, sie gehört nicht dir, sondern mir. Deshalb kann ich sie dir auch nicht wegnehmen“, stellte Luke in leicht gereiztem Ton klar, legte Haley die Hand auf den Rücken und drängte sie zum Gehen.
Sie war so überrascht von Lukes Auftritt, dass sie nicht einmal protestierte, während er sie eilig zum Ausgang drängte. Erst als sie vor dem Museum auf der Straße standen, fand sie ihre Sprache wieder. „Was sollte das eben?“
Nachdem Luke dem Portier Bescheid gesagt hatte, man solle seinen Wagen vorfahren, meinte er zu ihr: „Sie haben keine Ahnung, mit wem Sie da eben gesprochen haben, oder?“
„Nein. Wieso?“
Seine grimmige Miene hellte sich ein wenig auf. „Das war der Countrysänger Chet Parker, einer der berüchtigtsten Frauenhelden der Vereinigten Staaten. Sie haben bestimmt schon von ihm gehört.“
„Im Ernst?“ Haley konnte nicht fassen, dass sie ihn nicht erkannt hatte. Parker
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