Wenn Frauen kochen
»Ich habe keinen Badeanzug«, sagte sie.
»Okay«, antwortete er und machte dann eine Pause, um einen Moment über das nachzudenken, was sie gerade gesagt hatte. Dann zuckte er mit den Schultern. »Ich dachte, du brauchst eine kleine Ablenkung von dem ganzen Tohuwabohu. Damit du nicht durchdrehst.«
Das sagte er also wirklich in dieser Situation. Im Traum hatte er anders darauf reagiert.
»Es geht mir gut«, versicherte sie.
»Möchtest du mich nicht hereinbitten?«
Verlegen trat sie einen Schritt zurück und ließ Oliver eintreten. Er hatte einen großen Karton dabei.
»Was ist das?«
»Abendessen«, antwortete er. »Ich habe heute Morgen frische Pasta zubereitet und unterwegs knuspriges Brot und ein paar Pfund frische Muscheln gekauft. Dazu zwei Flaschen Fumé Blanc - und fertig ist unser Festmahl.«
»Ich habe schon gegessen«, log Gus. Sie hatte kaum von dem Frühstück probiert, das sie für Hannah zubereitet hatte, und danach nur unzählige Tassen Kaffee getrunken. Hannahs Diät bestand aus Süßigkeiten, die von Gus aus Koffein.
»Gus, es ist halb fünf am Nachmittag«, sagte Oliver. Von
allen New Yorkern, die er kannte - und das waren viele - aß niemand vor acht Uhr abends Dinner. Dafür arbeiteten sie alle viel zu lange.
Er stellte den Karton auf die Arbeitsplatte und fing an, auszupacken.
»Du kannst nicht einfach hier hereinplatzen und anfangen zu kochen.« Es machte Gus nervös, mit Oliver allein zu sein. Sie war seit Ewigkeiten nicht mehr mit einem Mann allein gewesen.
»Es ist ja nicht so, als hätte ich mir gewaltsam Zutritt verschafft«, erwiderte er. »Du hast mich hereingebeten.«
»Aus reiner Höflichkeit. Ich wollte es eigentlich nicht. Vielleicht solltest du besser gehen.« Sie nahm eine Tomate, die er auf ein Holzbrettchen gelegt hatte, und packte sie zurück in den Karton.
»Sehr nett«, sagte Oliver. »Das war deutlich.«
»Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, Oliver. Ich bin nicht … bereit für so etwas.«
»Es gibt ein nicht bereit sein«, sagte Oliver, »und ein Weglaufen. Es ist in Ordnung, auf den Richtigen zu warten, Augusta. Aber wenn er vor dir steht, solltest du ihn nicht wegschicken.«
»Weißt du, wie alt ich bin? Ich könnte deine … große Schwester sein.«
»Ich habe keine Schwester«, sagte er. »Nur zwei Brüder.«
»Du weißt genau, was ich meine.« Sie packte eine Knoblauchknolle wieder ein. »Ich bin älter. Du bist jünger.«
»Wir sind beide in den Vierzigern. Wo liegt der Unterschied?«
»Ich bin fünfzig«, sagte sie rundweg. »Was sagst du nun?«
»Fünfzig ist wunderbar. Fünfzig ist schick. Es ist nur eine Zahl, und weißt du was? Oliver Cooper interessiert es nicht.«
»Aber mich«, widersprach Gus. »Es gehört sich nicht.«
»Gus, ich bin ein erwachsener Mann. Ich bin kein Junge auf der Highschool, der sich in seine Lehrerin verknallt hat. Du bist die tollste, inspirierendste Frau, die mir je begegnet ist.«
Er legte seine Hand auf ihre und löste sanft die Knoblauchknolle aus ihren Fingern. »Und wir kochen gerne gemeinsam«, sagte er. »Ich weiß nicht, warum es komplizierter sein sollte, als es ist.«
Unsicher ging Gus auf die andere Seite der Kochinsel, um eine Barriere zwischen sich und Oliver zu bringen.
»Ich weiß nicht …«, begann sie. »Zum einen sind da die Mädchen.«
»Richtig«, stimmte Oliver zu. »Ein Mädchen, das vielleicht heiraten wird, und ein anderes, das dabei ist, die Welt zu retten. Als ob es ihr Leben auf den Kopf stellen würde, wenn du dich mit jemandem triffst.«
»Außerdem muss ich meine Finanzen in Ordnung bringen.«
»Als du mir sagtest, du hättest keine Zeit für eine Verabredung, habe ich mir überlegt, die Verabredung einfach zu dir zu bringen. Ich werde kochen und hinterher alles aufräumen. Du kannst dich währenddessen mit deinem Rechenschieber an den Tisch setzen.«
»Es ist eine Katastrophe«, sagte sie. »Wie soll es weitergehen, wenn die Show nicht verlängert wird?«
»Sich vorzeitig Sorgen zu machen, ändert nichts an dem, was passiert.« Oliver ging mit langen Schritten zur Kochinsel und beugte sich darüber. Er senkte die Stimme zu einem Flüstern.
»Ich habe die CookingChannel-Blogs gelesen und weiß, dass ich gut aussehe. ›Rattenscharf‹ findet mich Cyberfan Cracket-pot-one-twenty-two.«
Gus musste gegen ihren Willen lachen.
»Ohne Witz«, sagte Oliver. »Ich habe mir diese Schwärmerei sogar ausgedruckt und an meinen Kühlschrank geklebt. Dann fühle ich mich besser,
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