Wenn Frauen kochen
schokoladenbraunen Caprihosen. Gus dagegen hatte sich eine silberfarbene, seitlich gebundene Wickelbluse und einen engen Bleistiftrock aus hellgrüner
Wildseide angezogen. Dazu trug sie ein Paar umwerfende Jimmy Choos. Ihr Haar, das sie neuerdings etwas heller tönte als in dem üblichen Karamell, hatte sie heute Nachmittag locker gefönt.
»Du siehst toll aus, Mom«, sagten Aimee und Sabrina wie aus einem Munde, während Gus einen Schritt zurücktrat, um die beiden hereinzulassen. Der Kristallleuchter im Esszimmer brannte, allerdings leicht gedimmt, und der Rosenholztisch war mit dem guten Leinen, dem teuren Service und Weingläsern aus Kristall gedeckt - für vier.
»Wow Mom, du hast ja alle Register gezogen«, sagte Sabrina und stellte ihre Hobo Bag ab, die ziemlich schwer war mit all den Brautmagazinen. Sie blickte sich verloren im Raum um. Aimee stellte ihre Baumwolltasche vorsichtig auf den Flurtisch und starrte vor sich hin.
»Natürlich«, sagte Gus und legte einen Löffel an jeden Platz. »Das ist ja auch ein wichtiges Essen. Ich wollte, dass alles stimmt.«
Aimee hätte am liebsten losgeheult. »Wer kommt denn noch?«, fragte sie.
»Nur ihr beiden«, antwortete Gus. »Lasst uns in die Küche gehen. Ich möchte euch etwas zeigen.«
Salt und Pepper räkelten sich in den Sesseln vor dem Erkerfenster. Einer von beiden schnarchte und der andere leckte sich hingebungsvoll die Pfoten. Der Duft von Schmorbraten hing schwer und würzig in der Luft. Und auf dem Herd köchelten Kartoffeln vor sich hin.
»Was haltet ihr davon?«, fragte Gus und sah die beiden erwartungsvoll an.
»Wovon?«
»Davon«, sagte sie. »Ein Samstagabendessen so wie früher.« Sie führte die beiden hinüber zur Arbeitsplatte, auf der
Schüsseln mit Mehl, Kakao, gehackter Schokolade und Eiern standen.
»Wir werden einen Geburtstagskuchen backen«, sagte Gus. »Für euren Vater.«
»Sein Geburtstag war vor einem Monat«, erwiderte Aimee.
»Dann feiern wir ein bisschen verspätet«, antwortete Gus. »Etwa achtzehn Jahre.«
»Tote essen keinen Kuchen«, sagte Sabrina.
»Nein«, stimmte Gus zu. »Aber die Lebenden schon.«
Gus reichte jedem Mädchen einen Holzlöffel. »Lasst es uns ausnahmsweise feiern«, sagte sie.
»In Erinnerung an die guten Zeiten?«, fragte Sabrina.
»Natürlich«, bestätigte Gus. »Zu Ehren eures Dads und von uns natürlich.«
»Was ist mit den schlechten Zeiten?«, wollte Aimee wissen.
»Und all dem, was im Camp passiert ist?«
»Auch dem zu Ehren«, sagte Gus. »Allem zusammen, das uns dahin gebracht hat, wo wir heute Abend sind. Einschließlich all der Fehler, die wir gemacht haben.«
Gemeinsam vermischten sie die Zutaten, fetteten die Form, schoben den Teig in den Ofen und rührten eine einfache Glasur aus Butter, Puderzucker und Vanillemark. Es gab keine Kameras, keinen Zwang zu witzigen Wortwechseln und niemanden, der ihnen die Aufmerksamkeit ihrer Mutter abspenstig machte. Und die ganze Zeit schmorte der Braten vor sich hin und ließ ihnen das Wasser im Mund zusammenlaufen.
»Das war das Lieblingsessen eures Vaters«, sagte Gus.
»Und es ist fast fertig. Nur eine Sache fehlt noch.« Sie führte die Mädchen ins Esszimmer, öffnete eine Flasche Champagner und füllte vier Kristallflöten. Zwei reichte sie ihren Töchtern und die vierte stellte sie zu einem der Gedecke auf den Tisch.
»Christopher hatte immer seinen Platz an unserem Tisch,
und das wird auch so bleiben. Auch wenn er für andere vielleicht unsichtbar ist, so wissen wir es dennoch, nicht wahr?«
Aimee und Sabrina nickten. »Ich würde gern einen Toast ausbringen«, fuhr Gus fort. »Auf Aimee, deren Taten und harte Arbeit ich immer gesehen, aber zu wenig gelobt habe, weil ich wie selbstverständlich davon ausging, sie wüsste, wie sehr ich sie schätze. Ich möchte, dass du weißt, wie unglaublich stolz ich auf dich bin.« Sie trank einen Schluck Champagner. »Und auf Sabrina, die kein kleines Kind mehr ist, sondern eine wunderbare und kreative Frau mit großem Potenzial. Ihr seid erwachsen geworden, und ich habe euch nie dazu gratuliert.«
»Mom«, sagte Aimee«, »es tut mir leid, dich im Camp in Verlegenheit gebracht zu haben.«
»Ich kann nicht behaupten, dass es angenehm war«, bestätigte Gus. »Aber manchmal sind eben auch die unangenehmen Dinge Teil unseres Weges.«
»Danke Mom«, sagte Sabrina. »Ich habe ein paar Hochzeitsmagazine mitgebracht, die ich dir heute Abend zeigen wollte. Aber du musst wissen, dass ich mit
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