Wenn Frauen kochen
Normalerweise stelle ich immer schon alles für dich hin, Tassen und so weiter und heute musst du dir alles selber holen.« »Ist schon in Ordnung«, versicherte Hannah. »Es ist ja nicht so, als müsstest du das für mich tun. Wir wollen doch nicht in unseren Rollen festgefahren sein, oder?« Sie nahm einen zweiten Kaffeebecher, füllte ihn und gab einen Schuss Milch dazu. Langsam trug sie ihn rüber zu ihrer Freundin. »Setz dich und dann heraus mit der Sprache. Am Wochenende habe ich dich kaum zu Gesicht bekommen. Und auf der Rückfahrt konnte man sich bei dem Lärm auf der Schnellstraße auch nicht unterhalten.« »Was soll ich groß erzählen?«, fragte Gus und fühlte sich ein bisschen jämmerlich. »Die Sache mit dem Geld wird in sämtlichen Klatschnachrichten breitgetreten. Erst der Wasserkocherbrand vor ein paar Wochen und jetzt das … du bist in aller Munde.« »Ich bin aber nicht die Einzige, die um ihr Geld gebracht wurde.« »Keine Sorge, du befindest dich in exklusiver Gesellschaft Und ich rede nicht von Alan.« »Meine Einschaltquoten müssten in den Himmel schießen«, erklärte Gus. »Und wenn es dir Ernst damit ist, in der Sendung aufzutreten, bekommen wir noch mehr Publicity.« Sie trank einen Schluck Kaffee. »Erinnerst du dich, als ich noch eine ruhige Witwe mit einer Kochshow war? Jetzt bin ich Dompteuse in einem Affenzirkus.« »Was auch immer du vorhast, Gus, tu es mit hoch erhobenem Haupt«, sagte Hannah. »Du hast nichts getan, dessen
du dich schämen müsstest. Und selbst wenn dem so wäre, so kannst du dich nicht dein Leben lang verstecken.«
»So sieht das also aus?« Sie reichte Hannah einen Teller mit Räucherlachs und Eiern. »Ein Wochenende und du bist wie ausgewechselt?«
»Ha! Wenn das mal so wäre. Dann könnte ich ›Komm drüber weg‹-Seminare für Leute durchführen, die unter Agoraphobie leiden und einen Haufen Geld verdienen.« Sie nahm ein paar herzhafte Bissen und ließ sich ihr Frühstück schmecken, bevor sie weiterredete. »Ich mache mir vor Angst fast in die Hose«, gestand sie. »Aber ich fürchte mich davor, irgendwann neunzig und eine einsame alte Frau zu sein. Und seien wir ehrlich, Gus, du bist dann wahrscheinlich schon tot. Ich hätte niemanden mehr, der mich päppelt.« Sie verputzte die letzten Reste des Frühstücks und wischte sich mit einer Serviette über den Mund.
»Es ist nichts Falsches daran, allein zu sein.« Gus stapelte die schmutzige Pfanne, das Schneidebrettchen und die Teller im Spülbecken. »Es bedeutet nicht, dass mit dir etwas nicht stimmt, nur weil es keinen Mann in deinem Leben gibt.«
Hannah verschluckte sich an ihrem Kaffee und begann zu husten.
»Dass es keinen Mann in meinem Leben gibt! Heiliger Strohsack, Gus, ich hatte seit fünfzehn Jahren nicht einmal mehr eine Verabredung«, krächzte Hannah. »Nicht jeder hat Beziehungen, ist dir das klar? Davon abgesehen, wer hat was von Liebe gesagt? Ich hatte lediglich gehofft, noch einen guten Freund zu finden. Carmen und ich haben ein bisschen zusammen herumgehangen und es war irgendwie cool.«
»Bei ihr bist du auf dem Holzweg«, erklärte Gus. »Sie ist die Art Freundin, die über deinen leblosen Körper klettert, um an die Spitze zu gelangen.«
»Ich sagte lediglich, dass sie nett zu mir war«, murmelte Hannah. »Ich habe ihr weder ein Freundschaftsarmband geflochten noch mein Toto -Album geliehen!«
»Entschuldige, ich bin irgendwie gereizt«, erklärte Gus.
»Warum hast du neuerdings ständig Männer im Kopf?«, grübelte Hannah laut. »Das ist ganz untypisch für dich. Und interessant.«
»Nein, ist es nicht. Es gibt nichts zu erzählen.« Gus hatte nicht vor, Hannah von ihrem Traum zu berichten, wie das Wasser auf Olivers breiten Schultern geglitzert hatte und diese entwaffnende Art und Weise, wie er sie angesehen hatte. Es ließ den Wunsch in ihr aufkeimen, ihm näherzukommen, und vielleicht noch ein bisschen näher …
»Nichts?«, unterbrach Hannah ihre Gedanken. »Ist an diesem Wochenende etwa noch etwas passiert, wovon du mir erzählen solltest? Etwa du und Gary Rose? Komm schon, mir kannst du es doch sagen …«
»Nein, Hannah. Der einzige Mann in meinen Kopf heißt David Fazio und hat gerade auf meine Kosten den großen Reibach gemacht.«
Gus ging hinüber zu ihrem Laptop, um zu checken, ob Alan ihr vielleicht Neuigkeiten über die Situation gemailt hatte. Nichts.
»Was hältst du von Priya, der Gewinnerin unseres Preisausschreibens?«, wandte sie sich an
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