Wenn Frauen kochen
beweisen, dass ich gut genug bin, so wie ich bin.«
An dem historischen Morgen der Liveübertragung von Kochen mit Gusto! war sie mehr als bereit. Ihr Outfit - schwarze Seidenhosen, ein pinkfarbenes Oberteil und eine schwarze Blusenjacke - war durch und durch Gus und hing gereinigt und gebügelt in ihrem Schrank. Energisch schwang sie sich aus dem Bett. Draußen war es noch dunkel. Gus tappte nach unten, um sich einen Haselnusskaffee zu kochen. Die Küche des ehemaligen Herrenhauses blitzte nur so, bereit für den Ansturm der Filmcrew und der Gäste. Ohne sich einen Schal als Schutz gegen die Kälte umzulegen, öffnete sie die Terrassentür und trat hinaus. Tief atmete sie die kühle Luft ein, bis ihre Lunge schmerzte. Eine frische Schicht Schnee bedeckte die Gartenmöbel, Pflanzen und Bäume. Es hatte anscheinend die ganze Nacht geschneit. Gus schaute hoch in den Morgenhimmel und bewunderte die dicken Flocken des späten Märzschnees, der alles weiß zu waschen schien. Es war wie eine Botschaft: Sie konnte es schaffen. Sie würde ihre Show, ihre Karriere und ihr Leben wieder in Schwung bringen. Alles war möglich.
Stunden später verfluchte Gus den Schnee und fauchte jeden an. Porter, Oliver und der Foodstylist waren Stunden zu spät eingetroffen und hetzten sich ab, um alles noch rechtzeitig für die Sendung vorzubereiten.
Die Zutaten waren größtenteils klein gehackt oder in Scheiben geschnitten. Oliver und der Foodstylist hatten den Inhalt des Kühlschranks so umgeräumt, dass es glaubwürdig und trotzdem perfekt aussah, bereit für eine oder zwei Innenansichten, wenn Gus Butter oder Sahne herausholte. Die Kameras waren aufgebaut, und das Publikum war vollständig versammelt. Aimee, Sabrina und Hannah saßen in der einen Ecke und der rauchende Troy in der anderen.
»Du kannst nicht allen Ernstes überrascht sein, dass Sabrina hier ist«, hatte Gus ihn begrüßt, nachdem er durchnässt und übel gelaunt nach der Fahrt mit einem wegen Schnees verspäteten Metro-North-Zug endlich eingetroffen war.
Aber das alles war nichts im Vergleich zu Gus’ größtem Problem: Sämtliche Flughäfen der Stadt waren geschlossen und die Straßen eine einzige Rutschbahn aus Schneematsch und Eis. Überall in der Region klebten die Kinder vor dem Fernseher und warteten auf die Bekanntmachung, dass die Schulen heute geschlossen blieben: Ganz New York wartete darauf, an diesem Tag in den Genuss von »schneefrei« zu kommen. Außer Gus Simpson. Ihr blieben noch siebenundneunzig Minuten, bis sie live auf Sendung ging mit ihrer groß angekündigten Show. Mit NBA-Basketballstars als Gästen und leckerem Party Food. Aber leider hatte der Schnee sämtliche Gäste davon abgehalten, zu ihr zu gelangen.
Kochen mit Gusto! hatte keine Gäste. Die Sendung würde sang- und klanglos untergehen.
»So sieht’s aus«, erklärte Porter in einer rasch einberufenen Krisensitzung in Gus’ zweigeschossiger Bibliothek. Er hatte soeben einen weiteren Anruf auf seinem Handy erhalten. »Alan Holt hat sein Wochenendhaus verlassen und ist jetzt auf dem Weg hierher. Er hat seine derzeitige Freundin dabei.«
Gus hörte ihm kaum zu. Sie war erschüttert, dass ihre Karriere wegen Schneefalls den Bach runterging.
»Warum zeigt der Sender nicht einfach die Aufzeichnung einer alten Folge?«, fragte sie seufzend und stützte den Kopf in beide Hände.
»Gus? Hör mir zu!« Porters Stimme war schrill. »Oder muss ich es dir aufmalen? Alan bringt seine Verabredung mit. Er trifft sich neuerdings mit Carmen Vega. Die beiden sind auf
dem Weg hierher, um in deiner Küche eine Livesendung zu drehen.«
»Was?! In meinem Haus? Diese Frau wird keinen Schritt in mein Haus tun«, schrie Gus.
»So läuft es leider nicht, Süße, du hast einen Vertrag unterzeichnet, der CookingChannel das Recht einräumt, in deiner Küche zu drehen.«
Gus wollte gerade protestieren oder ihren Anwalt anrufen oder was auch immer - da steckte Oliver seinen kahlen Schädel durch die Tür.
»Nur noch fünfzehn Minuten bis zur Sendung«, erinnerte er Porter. »Die Kameramänner sind kurz davor, auszuflippen.«
Sofort bombardierte Gus ihn mit Kommandos: »Stehen die Platten bereit? Was ist mit den Töpfen? Dem Wein?«
Oliver nickte beschwichtigend.
»Porter, ich werde nicht hier herumsitzen und seelenruhig dabei zusehen, wie diese dahergelaufene Schönheitskönigin alles für sich beansprucht, wofür ich gearbeitet habe - nur weil sie jung ist und mit Alan schläft.« Seit mehr
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